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KOMMENTAR

13.06.2006

Schweiz - Frankreich: "Die grosse Hitze als Spielverderber"

Mit dem Remis gegen Frankreich ist den Schweizern der Start in die WM resultatmässig geglückt. Doch die hohen Temperaturen verhinderten ein attraktiveres Spiel.

Ob Patrick Müller wohl schon geduscht hatte? Seine Haare waren nass, die Backen knallrot, der Blick müde. Er musste bereits geduscht haben, denn der Innenverteidiger stand eine Stunde nach dem Schlusspfiff in der Mixed-Zone. Doch es schien, als käme er direkt vom Platz. «Ich hatte Mühe heute mit der Sonne und war platt», meinte der Ex-FCB-Verteidiger auf die Frage, warum er denn nach 75 Minuten seinen Platz für Johan Djourou geräumt hatte. Auf die Nachfrage, wie nahe er an einem Sonnenstich vorbeigegangen war, entgegnete der Genfer: «Ja, viel fehlte nicht mehr. Es war brutal.» Brutal heiss, gilt es anzufügen. Endlich hat der Sommer auch in Deutschland temperaturmässig Einzug gehalten, endlich lacht die Sonne vom Himmel - doch gestern erwies sich die Hitze als Spielverderber. Bei knapp dreissig Grad hatten in erster Linie die Fans am Bierstand ihre Freude. Doch wer dann später von der Tribüne auf den Rasen blickte, begann schon beim Anblick der rennenden Spieler zu schwitzen.

Tolle Atmosphäre. So blieb es beim torlosen Remis, beim Spiel ohne Tore vor 52 000 Zuschauern, die eine prächtige, farbenfrohe Kulisse bildeten. Wieder ein Remis, ist man geneigt zu sagen, wie schon beim 1:1 im Oktober 2005 oder beim 0:0 im März davor in Paris. Die Nachbarn kennen sich mittlerweile - entsprechend gross ist der Respekt gegenseitig. «Ich hätte vor dem Anpfiff für ein Remis unterschrieben», sagte Nationalcoach Köbi Kuhn, «aber in unserem Spiel gibt es einiges zu korrigieren. Wir waren nicht immer auf der Höhe.» Mit seiner Analyse hatte Kuhn recht, die Schweizer verloren oft den Ball. Und sie stiegen verkrampft in den Match, wirkten nervös. Da hatte man doch etwas mehr erwartet von den «kleinen Schweizern», die gerade in Deutschland mit etlichen Vorschusslorbeeren überhäuft worden waren. Doch weil auch die Franzosen die meiste Zeit eher lust- und ideenlos über das Feld trabten, war das 0:0 nur eine logische Konsequenz. Man stelle sich diesen Match vor 300 Zuschauern auf dem Basler Rankhof vor - er wäre zehn Minuten nach Spielschluss bis ans Lebensende kein Thema mehr. Doch weil sich das Ganze bei einer WM abspielte, blieben unzählige Fragen: Was wäre gewesen, wenn Barnettas Freistoss ins Tor und nicht an den Pfosten geklatscht wäre? Was, wenn der kleinliche Valentin Iwanow beim (ungewollten) Hands von Patrick Müller auf Penalty entschieden hätte? Und Gygax die grösste Chance des Spiels, einen Kopfball aus nächster Nähe, besser platziert hätte? Es gab also durchaus den einen oder anderen Aufreger. Und wie Kuhn war auch sein Gegenüber, Raymond Domenech, nachher zufrieden. «Wir haben gegen einen direkten Konkurrenten einen Punkt geholt», meinte der französische Trainer, «es war ein 0:0 von zwei Teams, die sich kennen.»

Optimismus ERLAUBT. Dieser Punkt ist für die Schweizer die Basis, optimistisch nach vorne zu schauen. Am Montag geht das WM-Abenteuer in Dortmund gegen Togo weiter. Die Afrikaner stehen nach dem gestrigen 1:2 gegen Südkorea bereits mit dem Rücken zur Wand. Kuhn: «Ich habe schon vor dem Turnier gesagt, dass dieses zweite Spiel das entscheidende dieser Gruppenphase wird.» Dann gilt es, die Hemmungen von der ersten Minute an abzustreifen und mutiger anzugreifen. «Es wird schwer gegen Togo», prophezeit Tranquillo Barnetta jedoch. Die Anspielzeit verspricht kein Spektakel, der Kickoff in Dortmund ist auf 15 Uhr angesetzt. Die Schweizer Hoffnung auf kühlere Temperaturen - sie begann nicht nur beim schwitzenden Patrick Müller gestern spätestens in der Mixed-Zone. (Original Pressetext)

Basler Zeitung

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