Jede 5. Deutsche wurde schon verfolgt und terrorisiert

Stalking, so nennt man die nervenzerrende, oft monatelange Verfolgung durch einen Ex-Partner. Verfolgung aus Liebe, sozusagen. Bisher kennt man Stalking vor allem aus Berichten über Prominente. Aber von Stalking sind viel mehr Frauen betroffen, als man bislang vermutete. Dies bestätigt der Kriminalpsychologe Jens Hoffmann von der Technischen Universität Darmstadt in der Zeitschrift WOMAN: "Nach unserer Schätzung sind 20 Prozent aller Frauen und acht Prozent aller Männer betroffen."

Laut Hoffmann kann jeder jederzeit zum Stalking-Opfer (englisch von "to stalk", anpirschen) werden: "Sie können im Extremfall morgens zum Bäcker gehen und neben Ihnen steht einer, den Sie den Rest Ihres Lebens nicht mehr los werden. Man nimmt an, dass Menschen, die schlecht Nein sagen können, prädestinierter für die Opferrolle sind."

Hoffmann erklärt auch, wie man einen Stalker erkennt: "Dafür gibt es keine Faustregel. Bei manchen bricht Stalking erst durch die Trennung hervor, andere zeigen das Verhalten generell. Einige 'stalken' ihre Ex-Beziehungen, andere wiederum fremde Menschen. Stalker neigen dazu, sehr zu klammern. Man sollte auf jeden Fall Abstand halten, wenn mit Selbstmord gedroht wird, um eine Verabredung zu erreichen oder wenn bei vorherigen Trennungen Stalking-Tendenzen vorhanden waren."

Und was können Stalking-Opfer tun? Jens Hoffmann: "Juristisch kann man im Rahmen des Gewaltschutz-Gesetzes vorgehen. Die Strafkosten werden für den Stalker oft so hoch, dass er lieber aufhört. Bei vielen reicht eine Anzeige - wobei man damit sehr aufpassen muss, um ihn nicht noch aggressiver zu machen. Bevor man Anzeige erstattet, sollte man sich beraten lassen, von der Polizei oder Opferhilfen wie dem Weißen Ring. Und wenn man es mit einem sehr gefährlichen Stalker zu tun hat, muss man eventuell eine gewisse Zeit untertauchen."