Die
Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen, umgangssprachlich auch
Päpstliche oder
Vatikanische Kinderschutzkommission genannt, wurde im Jahr 2014 von Papst Franziskus zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch und körperlicher Misshandlung eingerichtet und ist seit dem Jahr 2015 tätig.
Vorgeschichte
Verstärkt seit dem Jahr 2010 wurden zahlreiche Fälle und Vorwürfe körperlicher Misshandlung und sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen in der römisch-katholischen Kirche bekannt. Unter dem Eindruck dieser Entwicklung beschloss der 2013 gewählte Papst Franziskus, zur Vorbeugung und Aufarbeitung derartiger Straftaten eine spezielle Kommission einzurichten. Dies geschah im Jahr 2014, im folgenden Jahr wurden die Statuten des neuen Gremiums festgesetzt und dieses nahm seine praktische Arbeit auf.
Gründung und Aufgabenstellung
Am 22. März 2014 richtete Papst Franziskus die Kommission mit Sitz in der Vatikanstadt ein. Sie soll mit der Kongregation für die Glaubenslehre kooperieren. Erster Vorsitzende wurde der Bostoner Erzbischof, Kardinal Seán Patrick O'Malley OFMCap. Die Kommission ist berechtigt, Berichte über die Wirksamkeit von Kinderschutzmaßnahmen anzufordern und mit Zweidrittelmehrheit Vorschläge an den Papst zu richten. Ihr können maximal 18 Personen als Mitglieder angehören; mit Stand vom 8. Mai 2017 waren es 17 Personen, darunter Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Missbrauchsopfer, Theologen und Rechtsexperten. Die Mitglieder werden für zunächst drei Jahre vom Papst ernannt und sollen zweimal jährlich in italienischer, spanischer und englischer Sprache tagen. Die erste Tagung fand vom 6.-7. Februar 2015 statt.
Tätigkeit
Die päpstliche Kinderschutzkommission hat sich bereits mehrfach zum Schutz Minderjähriger vor körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch inner- und außerhalb der römisch-katholischen Kirche geäußert, teils in Übereinstimmung mit ihrem Gründer Papst Franziskus, teils auch mit Kritik an dessen Verhalten.
2014: Einsatz gegen Bischof Robert Finn
Im Jahr 2014 setzte sich der Kommissionsvorsitzende O'Malley bei Papst Franziskus für die Absetzung des Bischofs von Kansas City-Saint Joseph, des von Erzbischof Raymond Leo Burke zum Bischof geweihten und von Papst Benedikt XVI. zum Ortsbischof ernannten Opus-Dei-Mitglieds Robert Finn, ein. Dieser war im September 2012 zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden, weil er im Jahr 2010 den Kinderpornografie herstellenden Diözesanpriester Shawn Ratigan durch zeitweilige Missachtung der strafbewehrten Anzeigepflicht für Sexualdelikte gedeckt hatte. Am 21. April 2015 akzeptierte Franziskus das Rücktrittsgesuch Finns, dessen Entlassung bereits während des vorherigen Pontifikats erfolglos von Katholiken in seinem Bistum und Opferverbänden gefordert worden war.
2015: Päpstliche Äußerungen zur Züchtigung von Kindern
Im Februar 2015 kritisierte die Kommission Papst Franziskus wegen dessen Äußerung, das Schlagen von Kindern sei "vertretbar, wenn dabei die Würde des Kindes gewahrt bleibe". Das Kommissionsmitglied und Missbrauchsopfer Peter Saunders entgegnete, es gebe in unserer Zeit keinen Platz für körperliche Strafen. Der Vorsitzende Kardinal O'Malley kündigte an den Papst gerichtete Ratschläge seitens der Kommission an und äußerte, in ihr gehe es auch um die physische Misshandlung von Kindern; hiermit befasse sich eine sich eine gesonderte Arbeitsgruppe innerhalb der Kommission. Im Mai 2015 bekräftigte der Papst seine kontroversen Aussagen.
2015: Vertuschungsvorwürfe gegen Kardinal George Pell
Im Mai 2015 bezeichnete Kommissionsmitglied Peter Saunders den australischen Kurienkardinal George Pell AC als "unhaltbar für den Vatikan" und warf ihm vor, als Erzbischof der Erzbistümer Sydney und Melbourne Missbrauchsfälle vertuscht und die Täter gedeckt zu haben. Saunders bezeichnete den Kardinal ferner als "kalt, hartherzig und fast soziopathisch" und legte Papst Franziskus nahe, Pell aus seinen Ämtern zu entfernen.
Während George Pell Saunders juristische Schritte androhte, nahm Vatikansprecher Federico Lombardi Pell gegen die Vorwürfe Saunders' in Schutz. Lombardi gab an, Nachforschungen anzustellen und Urteile zu einzelnen Fällen abzugeben sei nicht Aufgabe der Kommission; Saunders spreche nicht für diese. Pell bestritt, dem Neffen und Opfer des verurteilten pädophilen Priesters Gerald Ridsdale ein Schweigegeld angeboten zu haben, um eine Rücknahme der gegen den Täter vorgebrachten Anschuldigungen herbeizuführen.
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