Maksymilian Ci??ki
Maksymilian Ci??ki , (* 24. November 1898 in Samter, Provinz Posen; ? 9. November 1951 in London) war vor dem Zweiten Weltkrieg stellvertretender Chef des polnischen Biuro Szyfrów (BS) (deutsch: "Chiffrenbüro") und zugleich Chef des speziell für Deutschland zuständigen Referats BS4. Hierdurch und durch seine Rolle beim legendären Treffen französischer, britischer und polnischer Codeknacker Ende Juli 1939 im Wald von Pyry trug er wesentlich dazu bei, dass in der Folge die britischen Codebreaker im englischen Bletchley Park den von der deutschen Wehrmacht mithilfe der Rotor-Schlüsselmaschine ENIGMA verschlüsselten Nachrichtenverkehr entziffern konnten.
Leben
Maksymilian wurde als eines von neun Kindern in der damals zum Deutschen Kaiserreich gehörenden Provinz Posen geboren. Nach dem Wunsch seines Vaters sollte er einmal den elterlichen Bauernhof übernehmen und wurde daher auf eine Landwirtschaftsschule geschickt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er erst 15 Jahre alt. Drei Jahre später, im Juni 1917, wurde er zum Dienst ins kaiserliche Heer einberufen und an der deutschen Ostfront eingesetzt. Zuletzt, nach dem Frieden von Brest-Litowsk, arbeitete er von Februar bis November 1918 in einer Nachrichtenabteilung im thüringischen Ohrdruf. Nach dem Krieg kehrte er in seine kurz darauf polnisch werdende Geburtsstadt Szamotu?y zurück.
Ab 1919 besuchte er die Fernmelde-Offizierschule in Zegrze, etwa 30 km nördlich von Warschau, und diente ab 1921 in einer Nachrichteneinheit der polnischen Armee sowie in deren zentraler Funkstelle in der polnischen Hauptstadt, bevor er 1923 zum Generalstab abkommandiert wurde. Im Januar 1929 wurde er zur Ausbildung in Kryptologie an die Universität Poznan (der bis 1919 Königlichen Akademie zu Posen) geschickt. Hier lernte er seine späteren Mitarbeiter, die drei jungen Mathematiker, Marian Rejewski, Jerzy Ró?ycki und Henryk Zygalski kennen. Im Herbst des Jahres 1930 wurde für acht Studenten, die den Kurs mit den besten Ergebnissen abgeschlossen hatten, in Poznan eine Außenstelle des BS eingerichtet, die zum 1. September 1932 nach Warschau ins dortige Sächsische Palais verlegt wurde. Es gelang seinen Mitarbeitern Rejewski, Ró?ycki und Zygalski unter seiner Leitung im BS4 noch im selben Jahr der erste Einbruch in die von der deutschen Reichswehr zur Verschlüsselung ihres geheimen Nachrichtenverkehrs eingesetzten ENIGMA-Maschine.
Die kryptanalytischen Erfolge des BS4 konnten, trotz der von deutscher Seite immer wieder neu eingeführten kryptographischen Komplikationen, bis 1939 kontinuierlich fortgeführt werden, während sich zeitgleich französische und britische Stellen vergeblich um die Entzifferung der ENIGMA bemühten. Die polnischen Spezialisten hatten sich außer ENIGMA-Nachbauten auch zwei speziell zur Entzifferung dienende Maschinen konstruiert, genannt Zyklometer und Bomba, die zwei beziehungsweise dreimal zwei hintereinander geschaltete und um jeweils drei Drehpositionen versetzte ENIGMA-Maschinen verkörperten. Kurz vor dem deutschen Überfall auf ihr Land und angesichts der akut drohenden Gefahr, entschlossen sie sich, ihr gesamtes Wissen über die erkannten Schwächen der Maschine und der deutschen Verfahren sowie ihre bewährten Methoden zu deren Entzifferung und auch Entzifferungsergebnisse an ihre Verbündeten weiterzugeben. Am 26. und 27. Juli 1939 kam es zu einem legendären Treffen französischer, britischer und polnischer Codeknacker im Wald von Pyry etwa 20 km südlich von Warschau, bei dem Maksymilian Ci??ki zusammen mit seinen Mitarbeitern den verblüfften Briten und Franzosen die polnischen Methodiken offenlegte.
Kurz darauf musste Major Ci??ki, wie alle Mitarbeiter des BS, aus Polen flüchten und fand zunächst Asyl in Frankreich. Im März 1943, beim Versuch aus dem inzwischen von deutschen Truppen komplett besetzten Frankreich ins benachbarte Spanien zu fliehen, wurde er von der SS gefangengenommen und interniert. Trotz intensiver Verhöre gelang es ihm, sein Wissen über die ENIGMA und deren Bruch geheimzuhalten. Nach dem Krieg, den er mit Glück überlebte, teilte er das Schicksal vieler polnischer Helden, die nach 1945 nicht in ihr Land zurückkehrten. Ihm wurde sogar im Jahr 1946 durch das inzwischen kommunistisch regierte Polen die polnische Staatsangehörigkeit entzogen. Ci??ki ließ sich enttäuscht und verbittert in Wales nieder. Er starb noch nicht einmal 53-jährig an Lungenkrebs.
Posthume Ehrung
Seine Staatsbürgerschaft und auch seine Ehre wurden erst nach seinem Tod wiederhergestellt. Am 23. November 2008 wurden seine sterblichen Überreste ins heimatliche Szamotu?y überführt, wo ihm zu Ehren ein Denkmal errichtet wurde.
Literatur
- Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. Springer, Berlin 2000 (3. Aufl.), ISBN 3-540-67931-6.
- Friedrich L. Bauer: Historische Notizen zur Informatik. Springer, Berlin 2009. ISBN 3-540-85789-3
- Gustave Bertrand: Énigma ou la plus grande énigme de la guerre 1939-1945. Librairie Plon, Paris 1973.
- Ralph Erskine: ''The Poles Reveal their Secrets - Alastair Dennistons's Account of the July 1939 Meeting at Pyry''. Cryptologia. Rose-Hulman Institute of Technology. Taylor & Francis, Philadelphia PA 30.2006,4, S. 294-395. .
- Francis Harry Hinsley, Alan Stripp: Codebreakers - The inside story of Bletchley Park. Oxford University Press, Reading, Berkshire 1993, ISBN 0-19-280132-5.
- David Kahn: Seizing the Enigma - The Race to Break the German U-Boat Codes, 1939 -1943. Naval Institute Press, Annapolis, MD, USA, 2012, S. 92f. ISBN 978-1-59114-807-4
- Gordon Welchman: The Hut Six Story - Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000, ISBN 0-947712-34-8.
Weblinks
- Portraitfoto von Maksymilian Ci??ki. Abgerufen: 16. April 2015
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