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POLITIK

07.07.2009

Schwere Unruhen im Nordwesten Chinas

In der im Nordwesten Chinas liegenden Provinz Xinjiang ist es zu Unruhen gekommen. Dabei sollen mehr als 140 Menschen umgekommen und 816 verletzt worden sein. Diese Zahl hatte sich am 6. Juli deutlich erhöht. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Xinhua von drei getöteten Demonstranten und einem toten Polizisten berichtet. Man habe hunderte von Personen festgenommen, darunter seien auch die Anstifter, berichtete das staatliche chinesische Fernsehen.

Bei den ethnischen Auseinandersetzungen zwischen Han-Chinesen und muslimischen Uiguren im 3270 km westlich von Peking liegenden Ürümqi, der Hauptstadt der autonomen Region, wurden Häuser, Hotels und 261 Fahrzeuge in Brand gesetzt. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Xinhua wurden in der 2,7 Millionen Einwohner zählenden Stadt 203 Geschäfte zerstört. Xinhua berichtete darüber, dass uigurische Randalierer mit Messern, Latten und Steinen Han-Chinesen gejagt hätten.

Die chinesischen Behörden beschuldigten die im US-Exil lebende Rebiya Kadeer, die Vorsitzende des Uigurischen Weltkongresses, die Unruhen angezettelt zu haben. Dilxat Raxit, eine im schwedischen Exil lebende Sprecherin der Organisation, wies die Anschuldigung zurück. "Sie schieben uns die Schuld zu, um dadurch die Aufmerksamkeit der Uiguren von der Diskrimination und der Unterdrückung abzulenken, die diesen Protest ausgelöst hat."

Der Gouverneuer Xinjiangs Nur Bekri erklärte, dass hinter dem Aufruhr "die drei Kräfte des Terrorismus, Separatismus und Extremismus" steckten. Diese Formulierung steht im amtlichen chinesischen Sprachgebrauch für islamistische Aufständische, die für die Unabhängigkeit der Region kämpfen. China wirft der Islamischen Partei Turkestans und der Islamischen Bewegung Ostturkestan Kontakte zu al-Qaida vor. Uigurische Terroristen sollen in den letzten zwei Jahrzehnten etwa 300 Anschläge begangen haben, denen mehr als 160 Personen zum Opfer gefallen sein sollen.

Die ethnisch begründeten Auseinandersetzungen zwischen Han-Chinesen und muslimischen Uiguren nahmen ihren Anfang am Nachmittag des 5. Juli, als auf einem Markt der Regionalhauptstadt Ürümqi die Polizei einen zunächst friedlichen Protestmarsch aufhalten wollte. Die Demonstranten forderten eine offizielle Untersuchung von Tumulten zwischen Uiguren und Han-Chinesen in der Provinz Guangdong. Dabei wurden am 25. und 26. Juni in einer Spielzeugfabrik zwei Uiguren getötet und 118 Personen verletzt. Diese Tumulte hatten sich an einem Gerücht entzündet, sechs uigurische Männer hätten zwei Han-Frauen in der Fabrik vergewaltigt.

China hatte das frühere Ostturkestan 1949 besetzt und 1955 annektiert. Das Gebiet grenzt an Pakistan und Afghanistan. Es verfügt über große Vorkommen an Bodenschätzen, darunter Kohle, Gold, Uran und vermutlich Erdgas und Erdöl. Das Gebiet dient der Volksrepublik auch als Zugangsweg für den Handel mit den zentralasiatischen Republiken. Heute sind 40 Prozent der Einwohner Han-Chinesen, die zum größten Teil erst nach 1990 hier angesiedelt wurden. Etwa die Hälfte der knapp 19,6 Millionen Bewohner sind Uiguren. Außerdem leben hier 45 weitere ethnische Gruppen. Amnesty International beschuldigt die Volksrepublik, die Uiguren unter Verwendung von Folter und Verhaftungen zu unterdrücken. Mehr als 3.000 Uiguren seien inhaftiert und über 200 hingerichtet worden, sagt AI.

China ist ein Vielvölkerstaat mit 55 weiteren Völkern, wobei die Han-Chinesen mit einem Anteil von 91,6 Prozent an der Bevölkerung allerdings die Mehrheit stellen.

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