C6 MAGAZIN
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UMFRAGE

15.10.2002

Drogen, Gewalt, Sexualität: Was Jugendliche ihren Eltern verschweigen

Jeder dritte Jugendliche hat schon einmal geklaut. Aber nur ein gutes Drittel von ihnen hat sich danach seinen Eltern anvertraut. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts für Jugendforschung (IJF) mit 506 Befragten im Auftrag der Zeitschrift BRIGITTE.

Die Befragung untersucht das Vertrauensverhältnis von Jugendlichen in Deutschland zwischen 14 und 18 Jahren zu ihren Eltern. 23 Prozent der Jugendlichen vertrauen sich ihren Eltern grundsätzlich nie an. Die meisten nennen als Grund, dass ihre Eltern sie ohnehin nicht verstehen würden. 12 Prozent erzählen den Eltern zwar, was sie bedrückt, fühlen sich aber nicht von ihnen verstanden. Jungen sind dabei verschwiegener als Mädchen und fühlen sich häufiger unverstanden. Auch das Alter spielt eine Rolle: Je älter die Jugendlichen werden, desto weniger erzählen sie zu Hause und desto seltener rechnen sie mit Verständnis für ihre Probleme: Von den 14-Jährigen haben nur 18 Prozent Geheimnisse vor ihren Eltern, von den 18-Jährigen immerhin 28 Prozent.

Das größte Tabuthema ist die Sexualität: Drei Viertel aller Jugendlichen sprechen mit ihren Eltern nicht über ihre sexuellen Erfahrungen. Sexuelle Wünsche behalten sogar 93 Prozent für sich. Jungen reden noch seltener als Mädchen mit ihren Eltern über Sex.

71 Prozent der Jungen und Mädchen waren schon mal betrunken, 26 Prozent haben Haschisch geraucht und 10 Prozent Ecstasy genommen. Die Alkohol-Missbrauch wird in den meisten Fällen zu Hause erzählt, aber nur jeder zehnte Ecstasy-Konsument hat seinen Eltern davon berichtet. 34 Prozent haben schon (im Laden) geklaut, 27 Prozent Sachen kaputt gemacht oder gesprayt und 5 Prozent haben andere Jugendliche beraubt. Bei Erfahrungen mit Gewalt gilt: Generell werden Vorfälle, in denen der Jugendliche das Opfer ist, eher erzählt als Vorfälle, in denen er selber Täter war. Zwar wurden bereits 20 Prozent Opfer körperlicher Gewalt und nur 17 Prozent haben Gewalt gegen andere ausgeübt. Aber nur ein Drittel der Opfer hat das Ereignis verschwiegen, im Gegensatz zu mehr als der Hälfte der Täter.

Noch weniger aber wird über Gewalt gegen die eigene Person gesprochen: Mehr als jeder Zehnte hat bereits ernsthaft an Selbstmord gedacht (11 Prozent). Davon hat sich nur jeder Fünfte den Eltern anvertraut .

Immerhin 3 Prozent aller Jungen und Mädchen hegt Sympathien für Amokläufer wie den Erfurter Jugendlichen, der in seiner ehemaligen Schule um sich geschossen hatte. Die meisten haben ihren Eltern über ihre Gefühle noch kein Wort gesagt.

Was Prominente ihren Eltern verschwiegen haben

Schwangerschaften, wilde Partys, heimlich Verehrer und gefährliche Klettertouren - Prominente erzählen in der Zeitschrift BRIGITTE, was sie ihren Eltern alles verschwiegen haben. Der Komiker Ingo Appelt hat seinen Eltern gar nichts erzählt: "Ich als Schlüsselkind wäre ja froh gewesen, wenn sich überhaupt mal eine Sau für mich interessiert hätte. Ich konnte doch machen, was ich wollte. Deswegen bin ich ja prominent geworden. Damit mir überhaupt mal irgendjemand zuhört."

Ähnlich der Bestseller-Autor Jonathan Franzen ("Die Korrekturen"): "Was ich meinen Eltern nicht erzählt habe? Eigentlich alles, was wichtig war. Meine Adoleszenz habe ich überlebt, indem ich aus meinem Schlafzimmerfenster geklettert bin."

Die SPD-Politikerin Renate Schmidt: "Mit 17 Jahren bin ich schwanger geworden. Ich habe es solange es irgendwie ging verheimlicht. Im fünften Monat war das nicht mehr möglich. Hätte ich gewusst, wie großartig meine Mutter und auch meine zukünftige Schwiegermutter auf dieses Ereignis reagieren würden, ich hätte schon früher dieses mich bedrückende Geheimnis gelüftet und mich von Anfang an auf mein Kind freuen können."

Fernsehmoderatorin Petra Gerster: "Ich habe meinen Eltern eigentlich alles verschwiegen, was mit Jungens zusammenhing - nicht, weil sie streng oder verständnislos gewesen wären, aber ich hatte ab 12, 13 einfach das Gefühl, dass sie das nichts anginge. Natürlich fühlte ich mich oft einsam in der Zeit, aber das gehört wohl zum Erwachsenwerden dazu."

Die Bischöfin Maria Jepsen: "Die Schwärmereien für Jungen und Lehrer wurden verschwiegen, ebenso die ersten sehr zarten Freundschaften - bis in die Studienzeit. Der Körper mit seinen Besonderheiten in der Pubertät war ein Tabu."

Die bayrische Kultusministerin Monika Hohlmeier, Tochter von Franz Josef Strauß: "Natürlich habe ich meiner Mutter nichts von den Jungs erzählt, für die ich geschwärmt habe. Oder auch nicht offenbart, dass ich Hefte, die mir meine Eltern verboten hatten, doch heimlich gelesen habe. Manche schlechte Note in der Schule habe ich auch nicht sofort preisgegeben."

Bergsteiger Reinhold Messner hat seinen Eltern nicht von allen Klettertouren berichtet: "Sie sollten sich nicht ängstigen."

Claudia Roth, Parteivorsitzende der Grünen, gab dagegen bald auf, ihren Eltern etwas zu verschweigen: "Meine erste Party habe ich zusammen mit dem halben Fußballverein zu Hause geschmissen, als meine Eltern nicht daheim waren. Alles kam raus. Danach habe ich gar nicht erst versucht, vor meinen Eltern Geheimnisse zu haben. Im Gegenteil, ich habe so viel erzählt, dass das Brisante gar nicht mehr aufgefallen ist." (Original Pressetext)

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