C6 MAGAZIN
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RECHT

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Elsie Paroubek

Eli?ka "Elsie" Paroubek (* 1906 in Chicago; ? 1911), war ein böhmisch-amerikanisches Entführungs- und Mordopfer. Ihr Verschwinden und die anschließende Suche nach ihr beschäftigte die Polizei von Illinois, Wisconsin und Minnesota sechs Wochen lang. Ihre Beerdigung wurde von 2000-3000 Menschen besucht. Paroubeks Geschichte und ein in der Chicago Daily News abgebildetes Foto von ihr dienten Henry Darger als Hauptinspirationen für seinen Fantasyroman The Story of the Vivian Girls.

Herkunft

Elsies Mutter war Karolina Paroubek (geborene Vojá?ek), die am 26. November 1869 in Böhmen, in der heutigen Tschechischen Republik geboren wurde. Ihr Vater Franti?ek (Frank) Paroubek wurde am 15. November 1867 ebenfalls in Böhmen geboren. Er und Karolina heirateten dort im Jahr 1892. Eli?ka (Elsie) war ihr siebtes Kind.

Verschwinden


Am Morgen des 8. April 1911 verließ Paroubek ihr Zuhause an der 2320 S. Albany Avenue in Chicago. Sie sagte, dass sie ihre Tante besuchen wollte, die um die Ecke an der 2325 S. Troy Street wohnte. Auf dem Weg begegnete sie ihrer neunjährigen Cousine Josie Trampota und mehreren anderen Kindern, die einem Drehorgelspieler, der sich in der Nähe von Trampotas Zuhause befand, zuhörten. Als der Drehorgelspieler zur Ecke an der 23rd St. weiterzog, folgten die Kinder ihm, gingen aber schließlich wieder, während nur Paroubek zurückblieb. Mehrere Stunden später ging Karolina zum Haus ihrer Schwester und stellte fest, dass Elsie dort nie angekommen ist. Da sie in dieser Gegend viele Freunde hatte, ging ihre Mutter davon aus, dass sie jemand anders besuchte, wahrscheinlich übernachtete und am nächsten Morgen wieder nach Hause kommen würde. Um 9 Uhr Abends an diesem Tag ging Frank Paroubek nachdem er von der Arbeit zurückkam zur Polizeistation an der Hinman Street um seine Tochter als vermisst zu melden. Als sie auch am nächsten Tag nicht zurückkam, übernahm Captain John Mahoney persönlich die Suche nach ihr.

Roma wurden verdächtigt, nachem ein Nachbarskind namens John Jirowski den Ermittlern von der Polizeistation Maxwell Street, die von Inspektor Stephen K. Healey geleitet wurde, erzählt hat, dass er einen Schindelwagen an der Kedzie Ave., einen Häuserblock von der Troy Street entfernt gesehen hat, indem zwei Frauen ein kleines Mädchen gehalten haben. Am Des Plaines River nahe Kedzie gab es mehrerer Roma-Lager, die untersucht wurden. Anwohner erzählten den Ermittlern, dass ein Wagen am Morgen des 9. April ein Lager verlassen hat. Der "Von Roma entführt-Theorie" wurde damals vor allem deshalb Glauben geschenkt, weil Paroubeks Verschwinden mit dem von Lillian Wulff, die vier Jahre zuvor von Roma entführt wurde, fast identisch war. Elsies Vater Frank bot seine gesamten Ersparnisse, 50$ (=1165$ nach heutigem Stand), als Belohnung an. Ermittler von der Maxwell Street Station durchsuchten das italienische Viertel an den West 14th and S. Halsted Streets, nachdem dort ein Kind, dessen Beschreibung auf die von Elsie passte, mit einem Drehorgelspieler gesehen wurde. Inspektor Healey befahl am 15. April auch die Untersuchung von Entwässerungskanälen und Gouvereur Charles S. Deneen bat die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche.

Ermittlung

Die Ermittler Komorous und Sheehan begleiteten Frank Paroubkek bei seiner Suche nach dem abgefahrenen Wagen, von dem zunächst vermutet wurde, er sei nach Round Lake, Illinois, einem Dorf, dass 50 Meilen nordwestlich von Chicago liegt, andem sieben Wagen standen, unterwegs. Den Bauern in der Gegend wurde Wachsamkeit geraten. Als die Ortsbewohner damit begangen, die Roma über Elsie zu befragen und versuchten, die Wagen zu durchsuchen, brachen sie ihr Lager erneut ab und zogen nach Volo, Illinois, 43 Meilen von Chicago entfernt. Die Bewohner Volos berichteten über ein Kind, zudem Elsies Beschreibung passt und sagten, dass es "betäubt" und "unter Drogeneinfluss" schien und teilweise mit einer Decke verdeckt war. Sie versuchten auch, die Wagen zu durchsuchen, aber die Roma brachen sofort das Lager ab und zogen nach McHenry (Illinois), ungefähr 60 Meilen von Chicago entfernt. Als die Polizei sie in McHenry erreichte, entdeckte sie, dass das Mädchen selbst eine Roma war und nicht zu Elsies Beschreibung passte. In der Zwischenzeit beauftragte Capt. Mahoney am 12. und 15. April Männer damit, die Kanäle in der Nähe von Elsies Zuhause zu durchsuchen.

Mehrmals wurden Kinder in Lagern gefunden, die Elsie ähnlich sahen, sodass Frank oft kurzzeitg sicher war, dass es sich um seine Tochter handelte und er erst von der Fehlannahme überzeugt werden musste.

Der Grund ihrer Entführung wurde von der Polizei als "die natürliche Liebe des Wandervolkes für blauäugige, gelbhaarige Kinder" aufgeführt.

Am 17. April erhielt Capt. Mahoney einen anonymen Hinweis per Telefon, dass ein Kind, das auf Elsies Beschreibung passt, in Begleitung eines Mannes bei einem Hotel in Western Springs, Illinois, gesehen wurde. Die Ermittler fanden dort jedoch nichts. Der Polizeichef von Sycamore (Illinois), Ogden, begleitete Frank Paroubek bei der Durchsuchung von Roma-Wagen bei Cherry Valley (Illinois), aber fanden kein Kind, das auf Elsies Beschreibung passte. In der Zwischenzeit beantwortete die Polizei der Hinman Street Fragen von Journalisten über eine Angebliche Lösegeldforderung von 500$, die Karolina erhalten haben soll. Die offizielle Kenntnis darüber wurde bestritten, doch es wurde nicht ausgeschlossen.

Am 20. April wurde Franks gleichnamiger sechsjähriger Sohn von Nachbarn dabei beobachtet, wie er in der South Troy Street mit einer Spitzhacke und einer Schaufel zu graben begann. Auf Anfrage sagte Frank, dass an dem Tag, an dem Elsie verschwand, viele Bauarbeiten stattfanden und er hörte, wie seine Eltern darüber spekulierten, dass sie vielleicht in ein Loch gefallen sei. Die Arbeiter an der Straße sagten, dies sei möglich, doch so etwas hätten sie direkt gemerkt. In der Zwischenzeit wurde in West End und in Kings, Illinois, von weiteren hellhäutigen Kindern, die mit Roma unterwegs waren, berichtet.

In der zweiten Woche nach Paroubeks Verschwinden bot die elfjährige Lilian Wullf ihre Unterstützung an. Vier Jahre zuvor wurde sie von Roma entführt und sechs Tage lang gefangen gehalten, bis sie schließlich in Momence, Illinois, gefunden wurde. Sie lieferte Informationen über das kulturelle Verhalten der Roma und meldete sich freiwillig, um eine "Rettungsgruppe" zu leiten. Einer der Männer, der Wullf damals entführte, schlug vor, Elijah George, den er als "König der Zigeuner" bezeichnete, zu befragen. George wurde in Argyle, Wisconsin gefunden und befragt, ohne "die gewünschten Informationen zu liefern" und wurde wieder freigelassen. Zu diesem Zeitpunkt befahl Healey erneut die Untersuchung von Kanälen und außerdem von Brunnen und anderen Orten, in die Paroubek gefallen sein Könnte.

Am 23. April erklärte Lt. John Costello von der Hinman Street-Polizeistation Journalisten, dass jeder "Entführungs"-Hinweis ausgeschöpft wurde. Er war sich sicher, dass Paroubek "angegriffen und misshandelt" wurde, nun tot sei und dass ihre Leiche nun im Keller eines leeren Hauses oder einer verlassenen Scheune liege. Er weiste die Ermittler an, leere Gebäude, Scheunen, Hütten, Aufzüge, Straßenabläufe und Keller in oder in der Nähe der South Albany Avenue zu durchsuchen. Mehrere Ermittler brachten Spaten mit um jedes Stück Erde aufzugraben, das wie erst kürzlich verändert erschien. Healey beteiligte sich zusammen mit den Ermittlern Perry und Egan an der Suche. Zur selben Zeit schickte Costello zwei Polizisten zu den Außenbezirken der Stadt, um einer Spur nachzugehen, die er durch einen Anruf erhielt, die er Journalisten jedoch nicht mitteilen wollte. Captain Stephen Wood vom Ermittlungsbüro lies alle Roma-Wagen verfolgen und schrieb an alle Polizeibeamten in der Umgabung von Belvidere, Rockford und Janesville, Wisconsin, um sie zur Suche nach Paroubek aufzufordern. Er war sich zu dieser Zeit sicher, dass sie entweder gegen Lösegeld festgehalten wurde, in einen Unfall verwickelt wurde und entweder tot oder nicht in der Lage zu Sprechen in einem Krankenhaus liegt oder "von einem Degenerierten" aus einem der Armenviertel in der Gasse nahe ihres Zuhauses getötet wurde.

Am selben Tag erzählte eine Nachbarin der Polizei, dass sie Paroubek um ungefähr 11 Uhr morgens am Tag ihres Verschwindens gesehen hat, die immer noch beim Drehorgelspieler war und ein Gespräch mit einem unbekannten Mann auf der anderen Straßenseite führte.

Am folgenden Tag widmete die Chicago Daily News der Suche eine komplette Spalte, die dort als "eine der größten und weitreichendsten Suchen, die je nach einem vermissten Kind gemacht wurde", bezeichnet wurde. 20 Polizisten und 100 Freiwillige waren an Costellos Suche im Umkreis von ungefähr einer Meile um Paroubeks Zuhause beteiligt. Sie wurde aufgrund des immensen Interesses der Öffentlichkeit und der hohen Zahl an Kindern, die sich freiwillig an der Suche beteiligten, als "eine der bemerkenswertesten Ermittlungen ihrer Art" bezeichnet. Viele Kinder bezeichneten sich selbst als Freunde von Paroubek. Sie boten an, in "außergewöhnlichen Orten" nach ihr oder Hinweisen auf ihren Aufenthaltsort zu suchen.

Am 29. April schickte Healey einen Ermittler nach Zion City, Illinois, um einem Hinweis des Deputy Sheriffs dieser Stadt nachzugehen. Erneut soll ein Paroubek ähnlich ausshendes Kind in einem Roma-Lager gesehen worden sein und erneut handelte es sich bei diesem Kind selbst um eine Roma.

Am 30. April hat die Superintendentin der Schulen, Ella Flagg Young, alle Schulkinder in der Gegend um Chicago damit beauftragt, während den Ferien Suchaktionen zu organisieren. In der Zwischenzeit konsultierte Frank Paroubek eine Mentalistin, die ihm sagte, dass Elsie in "Argo", Wisconsin sei. Der chicagoer Politiker Charles J. Vopicka schickte ergebnislos Polizisten zum Ort, den sie angab. Die Suche "sprang von Illinois nach Wisconsin, und von dort nach Minnesota und dann zurück nach Illinois", ohne Ergebnis.

Ein paar Tage nach Elsies Verschwinden begann Frank Paroubek anonyme "beleidigende" Briefe zu erhalten. Darin stand geschrieben, dass Elsie von jemanden versteckt wurde, der die Paroubeks "hasste" und ihnen vorwarf, sie misshandelt zu haben. Frank verbrannte die Briefe. Trotzdem versuchten die Ermittler Zahour und Zalasky dieser Spur zu folgen.

Die tschechische Gemeinde versammelte sich um die Paroubeks zu unterstützen. Alle tschechischsprachigen Polizisten wurden der Ermittlung zugeteilt. Die Mitarbeiterinnen des Bohemian Club kreierten einen "endlosen Kettenbrief", der an alle Teile der Stadt geschickt wurde, in dem die Empfängern darum gebeten wurden, Kopien dieser Briefe an jeden zu schicken, den sie kannten. Mehrere tschechisch-amerikanische Politiker beteiligten sich. Die Bohemian Charitable Association beriet sich am 22. April mit Bürgermeister Carter Harrison, Jr. Und verkündeten dann, dass sie eine Belohnung von 500$ (heute = ca. 11.500$) anbieten würden und auch noch mehr gesammelt werden könnte. Harrison spendete 25$ (heute = ca. 600$) und sandte einen speziellen Polizeitrupp vom Rathaus. Eine Abteilung arbeitete auch zusammen mit der Polizei der Hinman Street Station an der Lawndale Ave. Anton Cermak, ein damaliger Ältermann, sagte, wenn Paroubek nicht bis zur nächsten Stadtratssitzung am 1. Mai gefunden würde, er den Rat dazu auffordern würde, eine noch größere Belohnung anzubieten. Zu dieser Zeit war das Anbieten einer Belohnung für die Verhaftung von Entführern im Gegensatz zur Verhaftung von Mördern verboten. Am 26. April sagte Gouverneur Deneen, dass er plante, die Gesetzgebung darum zu bitten, das Gesetz zu ändern, sodass auch der Staat Illinois selbst eine Belohnung anbieten könnte.

Der Richter Adolph J. Sabath sprach mehrmals mit den Paroubeks und spendete zusätzliche 25$ als Belohnung. Bis zum 2. Mai erhöhte er seinen Beitrag auf 100$ und veranstaltete Treffen mit tschechischen Gesellschaften um über Möglichkeiten zu beraten, die Belohnung weiter zu erhöhen.

Jede Sichtung eines rot gekleideten Mädchens in einem Roma-Lager wurde der Polizei gemeldet. Bis zum 1. Mai hat die Polizei die Theorie, Paroubek sei von Roma entführt worden beinahe aufgegeben und konzentrierte sich mehr auf die Durchsuchung von Brunnen und Kanälen. Richter Sabath, sagte dazu, dass die Polizei aufgrund der Armut von Elsies Eltern "lustlos" geworden sei. Er wurde mit Briefen "überschwemmt", die hauptsächlich Geldbeiträge zur erhöhung der Belohnung aus dem gesamten Land enthielten, und erhöhte seinen eigenen Beitrag nochmals um 100$. Einer dieser Briefe wurde von Dr. G.T. Screeton of Carlisle aus Arkansas verfasst, der unter anderem folgende Aussage enthielt: "Werter Richter: Bezüglich des Verschwindens von Elsie Paroubek werde ich sagen, dass eine Gruppe von 40 Romamännern und 4 Romafrauen zusammen mit 18 Kindern im Alter von 3 Monaten bis 18 Jahren letzte Woche bei der Union Station in Little Rock, Ark, gesehen wurden. All diese Kinder sahen nicht aus, als wären sie von Romaherkunft."

In der Zwischenzeit suchten die Ermittler Zahour und Zalasky nach einem Mann, der der angebliche Autor der an Frank Paroubek gerichteten anonymen Drohbriefe gewesen sein soll. Costello und Healey gaben an: "Elsie Paroubek fiel in einen Abflusskanal an der Brücke bei der Kedzie Avenue oder in der Nähe davon. Sie wurde nicht ermordet." Sie glaubten, der Autor dieser Briefe wäre Zeuge dieses Vorfalls gewesen.

Bis zum 7. Mai wurden 25 Roma-Gruppen durchsucht und mehreren falschen Spuren gefolgt. Mahoney sagte, er würde glauben, dass Paroubek tot war und die Polizei nach ihrer Leiche suchte.

Richter Sabath hat am 7. Mai außerdem eine Ermittlung über Elsies Eltern befohlen um nach etwas in deren Vergangenheit zu suchen, das jemand dazu veranlasst haben könnte, sie zu entführen.

Entdeckung

Zwei Tage später entdeckten der Elektrotechniker George T. Scully und andere Mitarbeiter eines Kraftwerks in Lockport nahe Joliet, 34 Meilen außerhalb Chicagos, eine in einem Abwasserkanal treibende Leiche. Sie schickten ein Boot um sie an Land zu bringen. Der Leichenbestatter William Goodale untersuchte die Leiche und sagte, dass sie scheinbar zu Paroubeks Beschreibung passt. Er vermutete, die Leiche hätte sich bereits mehrere Wochen im Wasser befunden und sei nur leicht verwest gewesen. Ein anderer Obduktionsericht gab an, die Leiche wäre stark verwest gewesen, es gäbe jedoch "kein Zeichen von Gewalt" an ihrem Körper.

Goodale benachrichtige die Behörden Chicagos, die Costello zum Haus der Paroubeks schickten. Frank wurde um Mitternacht zu Goodales Trauerhalle gebracht. Frank erkannte Elsies Kleider, konnte jedoch das Gesicht nicht wiederkennen.

Karolina kam per Straßenbahn am nächsten Tag in der Trauerhalle an und identifizierte dort ihre Tochter. Danach saß sie eine Stunde lang zusammen mit Frank in einem benachbarten Raum und weinte und betete. Goodale eklärte der Polizei, dass die Leiche ungefähr einen Monat lang im Wasser gewesen zu sein schien, was sich mit dem Datum von Paroubeks Verschwinden decken würde. Außerdem sei die Kleidung, die sie an jenem Tag trug, mit der der Leiche identisch. Der einzige Unterschied sei ihre Augenfarbe, die nicht mehr klar erkennbar war.

Schnell wurd eine gerichtliche Untersuchung der Todesursache arrangiert. Frank Paroubek war der erste Zeuge der Autopsie. Er ignorierte Fragen des Gerichtsmediziners und war sofort davon überzeugt, dass seine Tochter von Roma ermordet worden sein soll und in den Kanal geworfen wurde.

Karolina erlitt dabei einen Nervenzusammenbruch und zog dabei eine Menge an Schaulustigen auf sich. Frank beruhigte sie wieder und schickte sie in einer Straßenbahn nach Hause zurück.

In der Zwischenzeit sagte der Gerichtsmediziner dazu: "Dieser Fall hat so viel Aufmerksamkeit erregt, dass nur eine Kurzuntersuchung unternommen wird. Wir werden uns nicht mit solch einer obeflächlichen Untersuchung zufrieden geben. Die Jury wird kein Urteil verkünden, da es bis nach der Autopsie kein Urteil fällen kann. Wir werden den Mageninhalt und die Lungen des kleinen Mädchens untersuchen. Der Vater plädiert auf Mord. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass er Recht hat."

Die zwei Ärzte E.A. Kingston und W.R. Paddock bestätigen, dass kein Wasser in ihren Lungen war, sie also nicht ertrank. Kingston sagte, dass ein "Übergriff" auf sie stattfand und sie ermordet wurde, bevor sie ins Wasser geworfen wurde. Paddock sagte, es gäbe genug Beweise, dass sie vor ihrer Ermordung "verwundet" wurde. Costello erzählte der Presse später, dass Paroubek "misshandelt" wurde und dies scheinbar andeutete, dass sie nicht von Roma getötet wurde. Sie fanden auch "tiefe Schnitte" an der linken Seite ihres Gesichts. Verschiedenen Untersuchungen zufolge wurde sie entweder erwürgt oder erstickt. Die offizielle Todesursache wurde als "unbekannt" verzeichnet. Der Gerichtsmediziner Peter Hoffman stimmte Frank Paroubek bezüglich seiner Theorie zu Elsies Todesumständen zu: "Wir glauben, dass der Entführer das Kind zu Tode erstickt hat; vermutlich, indem er ihr den Mund zuhielt."

Der Bericht des Gerichtsmediziners empfahl den Behörden, weiter zu ermitteln. Healey beauftragte die Ermittler in Erfahrung zu bringen, was wirklich passiert ist. Er sagte: "Wir haben eine oder zwei Theorien, aber nichts spezielles genug um darüber überhaupt reden zu können. Ich beabsichtige, dem Fall morgen mehr Männer zuzuteilen." Costello ermittelte erneut bezüglich der anonymen Briefe. In der Zwischenzeit präsentierte die New York Times Hoffmans und Franks Theorie als Fakt.

Am Abend des 9. Mai gab Karolina ein Interview, bei dem sie von Freunden und Nachbarn umgeben war. Sie sagte den Journalisten: "Bevor die Ärzte rausfanden, dass Elsies Lungen kein Wasser enthielten und Hinweise darauf entdeckten, dass sie erstickt wurde, wusste ich, dass sie ermordet wurde. Ein Bild des Verbrechens war seit der zweiten Woche ihres Verschwindens in meinem Kopf und ich bin davon überzeugt, dass sobald die Wahrheit bekannt ist, und das wird sie ganz sicher sein, klar wird, dass sie in der Woche nach dem 8. April, als sie auf dem Weg zu ihrer Tante entführt wurde, erwürgt wurde." Außerdem rief sie die Behörden dazu auf, die Mörder zu finden und zu bestrafen.

Karolina erklärte Richter Sabath, dass die Suche die Ersparnisse der Familie aufgebraucht hat und sie kein Geld hätten, sie zu beerdigen. Sabath übergab ihr einen Scheck über 25$ und versprach, mehr Spenden zu sammeln. Freunde und Familienmitglieder sammelten weiterhin Geld für die Paroubeks. Sophie Johanes sammelte über 50$ indem sie eine Benefizveranstaltung gab und Spenden von Tschechen an der gesamten Westküste sammelte.

Begräbnisfeier

Paroubeks Begräbnisfeier fand um am 12. Mai 1911 um 10 Uhr Morgens am Hinterhof des Hauses der Familie statt. 2000-3000 Menschen waren anwesend. Bereits Stunden vor der Zeremonie war die Albany Avenue, der Hinterhof der Paroubeks und die Balkone und Verandas der Nachbarhäuser mit Trauergästen gefüllt. Es gab keine Halle in der Gegend, die groß genug gewesen wäre, um alle Gäste zu beherbergen. Frank wurde zwar die Verwendung einer Halle angeboten, doch er deutete auf den hohen Andrang und sagte: "Sie sind gekommen, um meiner Elsie Lebewohl zu sagen. Sie sollen nicht enttäuscht sein." Polizisten von der Hinman Street Polizeistation wurden gerufen um die Ordnung aufrechtzuerhalten.

Paroubeks weißer Sarg stand auf zwei Messingständern, der von Blumen umgeben war, die von Bürgermeister Harrison, Richter Sabath und anderen Beamten der Stadt geschickt wurden. Karolina, Frank und ihre anderen Kinder standen neben dem Sarg. Da die Paroubeks Freidenker waren, gab es keine Gebete und die Grabrede wurde von Rudolph Jaromir Psenka, einem Redakteur der tschechischen Zeitung Chicago Daily Svornost gehalten. Dabei sprach er davon, dass es wichtig sei, mit der Polizei zu kooperieren um Elsies Mörder zu finden. Als die Bestatter den Sarg in den Leichenwagen heben wollten, bat Karolina sie darum, ihn zu öffnen, um das Gesicht ihrer Tochter noch einmal zu sehen, aber ihre Verwanden überzeugten sie davon, dies zu unterlassen. Die meisten der Gäste folgten Paroubeks Sarg als er zum Bohemian National Cemetery transportiert wurde, wo Psenka eine weitere Rede hielt.

Weitere Ermittlungen

Polizeichef John McWeeny schwor, die gesamte Polizei von Chicago zu mobilisieren um den Mörder zu finden. Ältermann Cermak bat Gouverneur Deneen, die Belohung um weitere 200$ zu erhöhen. Der Gerichtsmediziner Peter Hoffman startete noch einen weiteren öffentlichen Belohnungsfond, und trug selbst 25$ dazu bei.

Auf Grundlage von Paroubeks Fundort verdächtigten die Ermittler Joseph Konesti, der Mörder zu sein. Der Rockford Republic zufolge, wurde Konesti von den Ermittlern unter dem Befehl von Captain Wood definitiv als der Mörder identifiziert. Er beschrieb ihn als "bärtigen Böhmen" und einen "hausierenden Einsiedler". Er soll angeblich "mehrfach kleine Mädchen zu seiner Hütte beim Abflusskanal gelockt" haben, der ungefähr eine Meile von Elsies Haus lag, und er "mehrfach nahe des Hauses der Paroubeks" gesehen worden sein soll. Die Besitzerin der Hütte, Mrs. Shaunessy, erzählte der Polizei, sie hätte sich bei Konesti darüber beschwert, dass er "Kinder zum Haus bringt" und ihn am 9. Mai zur Räumung gezwungen. Konesti warf sich einen Tag darauf vor einen Zug. Fünf Tage später wurde er von jeglicher Schuld freigesprochen.

Am 15. Mai erzählte Frank der Polizei, er hätte mit einem ihm unbekannten Mann gesprochen, der ihm erzählte, er hätte Elsie am späten Nachmittag des 8. April auf der Kedzie Avenue, südlich der 28th St. gesehen, lange nachdem sie angeblich von Roma entführt worden sein soll. Costello leitete die Ermittler an, diesen Mann zu finden. In der zuvor berichteten Sichtung von Elsie wurde angegeben, sie soll zum Kanal an der South Troy St., einem halben Block vom Haus ihrer Tante gegangen sein. Falls der unbekannte Mann die Wahrheit erzählt haben soll, war Elsie nur drei Blocks von einer Brücke entfernt. Trotz der Ergebnisse der Obduktion war Costello davon überzeugt, dass Elsies Tod nur ein Unfall war und dass sie einfach in den Kanal gefallen sei, obwohl Healey die Kanäle während der Suche mehrmals hat untersuchen lassen. Hoffman bestand weiterhin darauf, dass Elsie ermordet wurde. Es gab scheinbar während der ersten Autopsie Verwirrung. Der erste Mediziner (vermutlich Kingston), der Paroubek in der Nacht des 9. Mai untersuchte, erzählte Costello, dass sie ertrunken war und es kein Anzeichen von Gewalt gab. Dies hat Costello später auch der Familie erzählt. Am folgenden Tag kam man bei der Autopsie jedoch zum Ergebnis, dass Elsie nicht ertrunken sein soll und sie scheinbar erstickt wurde.

Die Ermittler umstellten ein Haus nahe den Madison- und Robey Streets, und begangen eine Rasterfahndung im südwestlichen Teil der Stadt um einen ehemaligen Pensionsgast der Paroubeks zu finden. Sie suchten weiterhin nach dem Autor der an Frank geschickten anonymen Briefe. Scheinbar wurde weder der Pensionsgast, noch der Breifeschreiber, noch der unbekannte Mann, mit dem Frank sprach je gefunden. Bis heute ist Eli?ka Paroubeks Tod nicht vollständig aufgeklärt. Zwei Jahre nach Elsies Begräbnis starb Frank Paroubek im Alter von 45 Jahren. Karolina starb am 9. Dezember 1927. Beide sind zusammen mit ihrer Tochter im Bohemian National Cemetery beerdigt.

Vermächtnis

Obwohl Paroubeks rätselhaftes Verschwinden und ihr Tod zu dieser Zeit immense Polizeiermittlungen auslöste und im Fokus der Presse stand, geriert die Geschichte lange in Vergessenheit, bis im Jahr 1973 der Schriftsteller Henry Darger starb. Michael Bonesteel, ein Kunsthistoriker, untersuchte Dargers Werke. Dabei fand er in dessen Roman Story of the Vivian Girls mehrere Anspielungen auf Paroubek bei der Protagonistin des Buches, Annie Aronburg, der Anführerin einer Kindersklavenrebellion. Außerdem fand er auch Hinweise auf ein Foto von Paroubek, das ihm als Insipration für seinen Roman diente, und er verloren hat. Aronburg wird im Buch von ihren Entführern ermordet (der Mord wird detalliert beschrieben, ist jedoch in keiner Weise dem Tod von Paroubek ähnlich). Dargers Tagebuch zufolge, hat er ein Foto eines Mädchens verloren und versuchte, es wiederzubekommen oder zu ersetzen. Er erwähnte ihren Namen nicht, aber gab an, es sei in der Chicago Daily News im Mai, Juni, oder Juli 1911 erschienen. Bei Bonesteels Suche in Zeitungsarchiven entdeckte er Paroubek und ihre Geschichte. Ein von Darger gezeichnetes Portrait von Aronburg zeigt ein etwas älter aussehendes blondhaariges Mädchen. Ihr Haarband und der markante Kragen ihres Kleids sind dem von Paroubek in ihrem Foto ähnlich. Im Roman beschreibt Darger Kinder, die von Erwachsenen entführt und misshandelt werden, während die heldenhaften kleinen Vivians, Annie Aronburg und andere von "Rettungstrupps" sie retten.

Weblinks

Elsie Paroubek, killed in Chicago, 1911. websleuths.com.

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