Girl A (auch
Child A) ist der Deckname eines Opfers der
Rochdale Sex Trafficking Gang. Unter dem Titel "Girl A: The truth about the Rochdale sex ring by the victim who stopped them" erschien im Oktober 2013 eine Autobiografie des jahrelang sexuell missbrauchten Mädchens.
Girl A brachte Ermittlungen gegen eine ganze Gruppe von Männern in Gang, die später rechtskräftig verurteilt wurden. Das öffentliche Interesse an dem Fall war groß, weil die Männer dem Islam angehören und das Mädchen weiße Hautfarbe trägt.
Hintergrund
Girl A geriet 2007 als 14-Jährige in die Fänge einer Gruppe von mindestens 12 Männern. Ein indischer Schnellimbiss in Rochdale (nahe Manchester, England) diente als Köder. Dort bot zunächst der Leiter der Gang, Sabir Ahmed, dem Mädchen und dessen Freundin über mehrere Wochen Alkohol und kostenloses Essen an. Er war Mitte 50 und nannte sich "Daddy".
Girl A hatte Probleme im Elternhaus und in der Schule, wenig Geld, eine Affinität zu Alkohol und fiel auf die Freundlichkeit herein. Sie wurde ab 2008, wie mindestens 46 andere Mädchen über mehrere Jahre zwischen Familien von Sabir Ahmed und seinen Freunden herumgereicht und systematisch, häufig mehrmals täglich von mehreren Männern missbraucht. Ein Verfahrensmuster der Täter dabei war das "Grooming". So zitiert
Girl A in der Autobiografie ihren ersten Vergewaltiger:
"Das ist Teil unseres Deals! Ich schenke dir Sachen, ich kaufe dir Vodka. Jetzt bist du dran, mir etwas zu geben."
Als Schlüsselfigur diente den Männern ein Mädchen, das selbst ihr Opfer war und bereits mit 15 Jahren anfing, sozial labile Minderjährige unter Androhung von Gewalt an die Gruppe zu vermitteln. In dem Buch heißt diese Person "The Honey Monster" (das Honig-Monster), in Anspielung auf den "Honey Pot" - die Anlaufstelle in dem Schnellrestaurant. Das "Honey Monster" kassierte typischer Weise Beträge von 20 bis 50 englischen Pfund von ''Girl A's'' Vergewaltigern und gab das Geld an "Daddy" weiter. Sie drohte den Mädchen Gewalt an, wenn sie sich widersetzten. Sabir Ahmed und andere Mitglieder der Gang drohten ihr, sie umzubringen, wenn sie sie verriete.
Sowohl die Schule, als auch der Vater riefen die sozialen Dienste von Rochdale an, die dem Kind aber nicht halfen, sondern argumentierten, Girl A habe sich freiwillig für ein Leben als Prostituierte entschieden. Bei einer polizeilichen Vernehmung (Girl A hatte die Theke des Restaurants beschädigt) erzählte die 15-Jährige über Videolink von dem Missbrauch, den sie durchlitt. Die Polizei ging den Anschuldigungen jedoch nicht weiter nach. Dabei spielten zwei Motive eine Rolle: Mädchen mit einer Alkoholproblematik glaubte man nicht; und man wollte sich nicht den Anschein geben, einseitig anti-islamistisch vorzugehen. Erst nach einem weiteren Hilferuf, zusammen mit vier anderen Mädchen, nahm die Polizei den Kern der Gruppe fest.
Der Fall kam 2012 vor Gericht und war politisch aufgeladen, denn bis auf einen Angeklagten, der aus Afghanistan stammte, waren alle Männer Briten pakistanischer Herkunft. Der Prozess wurde von der britischen Öffentlichkeit kritisch betrachtet. Einige Beobachter unterstellten den Pakistani rassistische Motive, explizit weiße Mädchen zu missbrauchen. Dabei habe der Alkohol eine wichtige Rolle gespielt - als im Islam verbotene Droge, die die Mädchen gefügig machte. Ein ähnliches Muster findet sich in einigen anderen Fällen in Mittel- und Nordengland. Entsprechend kam es vereinzelt zu anti-islamistischen Hetzjagden. Das Gericht sprach am 8. Mai 2012 für die Gang-Mitglieder hohe Strafen von 4 bis 19 Jahren aus.
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