Am Montag, dem 11. Oktober 2010, findet in Deutschland und vielen anderen Ländern der jährlich wiederkehrende Coming-out-Tag statt. Als "Coming-out" bezeichnet man es, wenn Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle sich ihre sexuelle Orientierung eingestehen (inneres Coming-out) oder andere Menschen darüber in Kenntnis setzen (äußeres Coming-out). Am Coming-out-Tag sind Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle, die bereit sind für diesen Schritt, dazu aufgerufen, sich gegenüber anderen Menschen zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen.
Parallel dazu ist dieser Tag als Informationstag gedacht, um den Weg dafür zu ebnen. Dazu sollen örtliche Gruppen Informationsveranstaltungen und Aktionen durchführen, nicht nur Schwulen- und Lesbenorganisationen, auch Kirchen, Gewerkschaften, Sozialverbände, Vereine usw., und die Medien sollen sich aufgefordert fühlen, über die Lebenssituation von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen sowie die Chancen und Risiken eines Coming-outs zu berichten.
Bemerkenswerte Ereignisse seit dem letzten Coming-out-Tag sind das Coming-out des walisischen Profi-Rugby-Spielers Gareth Thomas und zwei Fernsehreportagen, die die Reaktionen auf das Coming-out des 22-jährigen Kevin im sauerländischen Niedersfeld im Abstand von fünf Monaten dokumentieren, aber auch das unfreiwillige Outing des 18-jährigen Tyler Clementi durch seinen Zimmergenossen an der Rutgers-Universität im US-amerikanischen New Jersey, das mit dem Selbstmord des versteckt lebenden Studenten endete.
Unabhängig von rechtlichen Verbesserungen, wie der Abschaffung des Paragraphen 175 in Deutschland, der Einführung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft und des Antidiskriminierungsgesetzes, sehen sich Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle in ihren Familien, bei Freunden und Verwandten, in Vereinen, Parteien, in den Kirchen oder in ihren Religionsgemeinschaften, in der Schule und am Arbeitsplatz immer noch mit zahlreichen offenen oder unterschwelligen Vorbehalten und Vorurteilen konfrontiert. Beispielsweise ist das Vorurteil verbreitet, nicht-heterosexuelle Orientierung sei eine Entscheidung, ein Lebensstil oder ein Ausdruck gesellschaftszersetzender Verschwörungen. Diese und andere Vorbehalte beruhen häufig darauf, dass viele Menschen niemanden kennen, der nicht-heterosexuell orientiert ist. Das "Outen" gilt deshalb als wirksamstes Mittel gegen Homophobie.
Der erste Tag dieser Art fand am 11. Oktober 1988 in den USA statt. Seitdem fanden in immer mehr Ländern nationale Aktionstage statt. Im deutschsprachigen Raum machte 1991 die Schweiz den Anfang. In Deutschland wird der Aktionstag getragen vom gemeinnützigen Verein "Coming out day e.V." mit Maren Kroymann, Thomas Hermanns und Georg Uecker als Botschaftern.