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NATURKATASTROPHEN

21.10.2009

Vor neuem Taifun: Massenevakuierungen auf den Philippinen

Den Philippinen droht eine weitere Wirbelsturmkatastrophe: Taifun "Lupit" nähert sich von Osten und droht auf die bereits schwer von den Taifunen "Ketsana" und "Parma" getroffenen Provinzen auf der Insel Luzon zu treffen. Der Taifun ist der 18. Wirbelsturm, der dieses Jahr auf den Inselstaat trifft. Üblicherweise bekommen die Philippinen etwa 20 Wirbelstürme jährlich zu spüren. Der Landfall des Taifuns, der auf den Philippinen den lokalen Namen "Ramil" trägt, wird für Donnerstag, den 22. Oktober erwartet. Das Zentrum des Taifuns befand sich nach den Angaben von PAGASA am Dienstagmorgen mitteleuropäischer Zeit rund 890 km östlich der Provinz Cagayan und erreichte mit andauernden einminütigen Windgeschwindigkeiten von 195 km/h die Kategorie 4 auf der fünfstufigen Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala. "Wir erwarten, dass Lupit ein viel stärkerer Taifun sein wird als die beiden Wettersysteme, die wir in den vergangenen vier Wochen hatten", erklärte Prisco Nilo, der Direktor der philippinischen Meteorologiebehörde Pagasa vor der Presse. Nach Nilos Angaben lade der Taifun vermutlich weiteren Starkregen ab. "Lupit", der Name des Taifuns, stammt aus dem Philippinischen und bedeutet "gemein". Für 15 Provinzen wurden inzwischen Sturmwarnungen und Sturmvorwarnungen verhängt.

Die Auswirkungen der beiden früheren Tropenstürme waren verheerend, und noch immer sind deswegen rund 266.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Die beiden Stürme hatten zusammen mindestens 858 Menschen getötet und Schäden an Infrastruktur und in der Landwirtschaft von mehr als 580 Millionen US-Dollar verursacht. Aufgrund der durch die Regenfälle verursachten Überschwemmungen kam es zu Krankheiten. Mehr als 1,7 Millionen Einwohner waren in der Metro Manila von den Überschwemmungen betroffen, landesweit waren es mehr als sieben Millionen Menschen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden wurden 1.336 an Leptospirose erkrankte Filipinos in Krankenhäusern behandelt, 96 von ihnen starben an der Krankheit. Nach amtlichen Angaben der Katastrophenkoordinierungskommission starben durch die Auswirkungen des Taifuns "Ketsana" 380 Menschen, rund 4,34 Million Einwohner vor allem in Manila und der Umgebung waren von dem Wirbelsturm betroffen. Der Tropensturm "Parma" überquerte die Insel innerhalb einer Woche dreimal. Durch Überflutungen und Erdrutsche wurden 438 Personen getötet, rund 3,8 Millionen Einwohner vor allem im Norden Luzons waren von den Auswirkungen betroffen.

Tausende von Bewohnern der Küstenstriche und Bergregionen im Norden Luzons haben inzwischen begonnen, sicherere Gebiete aufzusuchen. Nach Angaben von Oberstleutnant Ernesto Torres, einem Sprecher der philippinischen Katastrophenkoordinierungskommission, werden sie dabei von Einheiten der Armee unterstützt. "In diesen Tagen haben wir nicht mehr das Problem, die Anwohner zur Evakuierung zu überreden", erklärte der Polizeichef der Provinz Benguet, Loreto Espineli. In dieser Provinz waren bei der Passage des Taifuns "Parma" rund 300 Menschen gestorben. "Wir werden [die Bewohner] zum Verlassen zwingen, falls sie nicht wollen", fügte er hinzu. "Es ist einfacher, die Menschen zu evakuieren, als ihre Leichen nach einem Erdrutsch auszubuddeln."

Präventiv wird an fünf großen Stauseen den Wasserstand gesenkt, um die erwarteten Niederschläge von 20-25 mm pro Stunde aufnehmen zu können. Am Magat-Staudamm werden 1824 Kubikmeter pro Sekunde abgelassen - das entspricht in etwa der Abflussmenge des französischen Flusses Rhone. Abgelassen wird Wasser auch an den Staudämmen San Rogue, Pantabangan, Binga und Ambuklao. Nach dem Durchzug von Taifun "Parma" hatten einige der im nächsten Jahr zur Wiederwahl stehenden Politiker kritisiert, dass die Staudammbetreiber zu plötzlich und ohne Vorwarnung Wasser aus den Stauseen abgelassen hätten. Dies habe zur Überflutung von Städten und Reisfeldern geführt, auch Straßen seien dadurch zerstört worden. Die National Power Corporation hat inzwischen ihre internen Regeln geändert. Nun müssen Warnungen an die betroffene Bevölkerung sechs Stunden vor dem Öffnen der Fluttore erfolgen, zwei Stunden eher als bisher, und die Menge, die pro Sekunde abgelassen wird, soll bekanntgegeben werden.

Die philippinische Präsidentin Gloria Arroyo machte den Klimawandel für das extreme Wetter und seine Folgen verantwortlich. Kritiker führen die Gründe für das Ausmaß der Katastrophe jedoch auf schlechte Stadtplanung zurück. Da viele der Elendsviertel Manilas in den Überschwemmungsgebieten der Flüsse liegen, behindern sie so den Abfluss von Hochwasser. Fast sechs Millionen Einwohner Manilas wohnen in Hüttensiedlungen.

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