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Indien: Erste unabhängige öffentliche Anhörung zum Atomprogramm
Am Mittwoch vergangener Woche fand in der indischen Hauptstadt eine unabhängige Anhörung zum Atomprogramm statt. Die indische Regierung verfolgt ein ehrgeiziges Ausbauprogramm, das bereits auf lokalen und regionalen Widerstand gestoßen ist. Nach Auskunft von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) sind bei den offiziellen staatlichen Anhörungen wichtige Informationen und Dokumente vorenthalten oder verspätet geliefert worden, auch habe es viele Fälle von Verletzungen der Menschenrechte gegeben, da gegen friedliche Demonstranten mit polizeilichen und strafrechtlichen Maßnahmen vorgegangen werde. Es war die erste öffentliche Veranstaltung dieser Art in Indien, sagten Sprecher von NGOs und Pressebeobachter.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Gandhi Peace Foundation. Unabhängige Experten informierten die Menschen in Indien über die Gefahren, die mit dem Ausbau der Kernenergie verbunden sind. Nach den Ergebnissen der Volkszählung 2011 hat Indien 1,2 Milliarden Einwohner und ist eines der größten Länder der Welt. Die Größe der Bevölkerung ist nach Ansicht von Sprechern der Grund, weshalb die Regierung ihre Politik auf undemokratische Weise durchsetze. Zur Zeit laufen sechs Kernkraftwerke mit 19 Reaktoren und einer Gesamtleistung von 4780 Megawatt (MW). Vor wenigen Tagen wurde der erste Reaktor im neuen Kraftwerk Kudankulam an der Südküste Indiens mit 1000 MW in Betrieb genommen. Das Projekt ist auf 9200 MW angelegt und wird seit Jahren von Protesten begleitet. Inzwischen befasst sich auch das höchste Gericht in Madras mit dem Fall. Fischer aus der Region, die gegen den Betrieb protestiert hatten, beklagten, dass die örtliche Polizei mit Strafanzeigen gegen sie vorgehe.
Viele Menschen sind seit der Katastrophe in Japan im März 2011 besorgt über die möglichen Gefahren der Atomenergie. Trotz dieser Sorgen soll in Jaitapur an der Westküste Indiens das größte Kernkraftwerk der Welt entstehen. Die elektrische Leistung beträgt 9900 MW, die Anlage besteht aus sechs Reaktoren zu je 1650 MW. Das Projekt geht zurück auf einen Vertrag zwischen dem französischen Konzern Areva S.A. und der staatlichen indischen Atomfirma Nuclear Power Corporation of India aus dem Jahre 2010 und soll rund 9,3 Milliarden US-Dollar kosten.
Eine Jury überwachte den Ablauf der Veranstaltung in Neu Delhi: Die Gesellschaftskritikerin und Aktivistin Aruna Roy, der ehemalige Chef der Marine Admiral L. Ramdas, der frühere Erste Richter von Neu Delhis Oberstem Gericht Ajit Prakash Shah und der Politiker K. S. Subramanian. Unterstützt wird die Protestbewegung in Indien auch vom christlichen Nationalen Kirchenrat Indiens. Yvon Ambroise, Erzbischof von Tuticorin, hatte bereits vor zwei Wochen eine persönliche Protest-Erklärung abgegeben.
Unter den Experten bei der regierungsunabhängigen Anhörung war Praful Bidwai, ein indischer Journalist, der für internationale Tageszeitungen schreibt und sich speziell gegen Atomwaffen wendet. Seit 1967 hat sich Indien zu einer Atommacht entwickelt, gehört aber noch zu den drei Staaten, die den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet haben. Verwandte Texte:
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