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Anschlag auf Zug in Indien tötet viele Reisende
Bei einem Attentat im Bundesstaat Westbengalen wurden nach Angaben der indischen Eisenbahnministerin Mamata Banerjee mindestens 120 Reisende des Nachtzuges "Gyaneshwari Express" getötet. Der Express verkehrt zwischen Haora in der Nähe der ostindischen Hafenstadt Kalkutta und Mumbai im Westen des indischen Subkontinents. Dreizehn Waggons des Zuges - darunter zehn Schlafwagen - waren um 01:30 Uhr Ortszeit (22:00 Uhr MESZ) zwischen Khemasoli und Sardiya aus den Schienen gesprungen. Fünf der entgleisten Waggons gerieten auf das Nebengleis. Ein herannahender Güterzug aus der Gegenrichtung raste in diese Waggons. Mehr als zweihundert Personen wurden nach Angaben eines Polizeisprechers verletzt, etliche von ihnen seien schwer verletzt. Die Zahl der Opfer wird vermutlich noch steigen, womöglich sind 150 Menschen gestorben.
Der Anschlag, der sich etwa 150 Kilometer westlich von Kalkutta ereignete, wird Banerjee zufolge Naxaliten zugeschrieben. Diese wollen nach ihrer Aussage eine kommunistische Gesellschaft in Indien einführen und der armen Landbevölkerung mehr Rechte geben. Die Stelle des Attentats liegt in einer Hochburg der maoistischen Rebellen. Wegen Bombendrohungen auf der Bahnstrecke zwischen Mahbubabad und Jangaon hat die Eisenbahngesellschaft South Central Railway (SCR) mehrere Fernzüge angehalten, zahlreiche Nahverbindungen fielen aus.
Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig, da einerseits die Stelle der Tragödie nicht für Fahrzeuge zugänglich ist und andererseits Heckenschützen befürchtet werden. Überlebende wurden mit den nicht entgleisten Waggons des Zuges nach Kharagpur gebracht. Auch Hubschrauber sind im Einsatz. Die genaue Zahl der Opfer steht noch nicht fest, auch nicht die der Verletzten. Aus den miteinander verkeilten Waggons sind nach Presseberichten noch Hilferufe zu hören. 125 Leichen wurden bereits geborgen.
Zunächst gab es unterschiedliche Angaben über die Ursache des Zugunglücks. Frühe Berichte gingen von einem Bombenanschlag aus. Doch gab inzwischen der oberste Polizeichef des Bundesstaates bekannt, dass ein etwa vierzig Zentimeter langes Schienenstück entfernt und Schrauben der Gleise gelöst wurden. "Wir haben am Ort des Unfalls zwei Plakate einer örtlichen maoistischen Miliz gefunden." sagte Bhupinder Singh außerdem. "Diese hat sich auf den Plakaten für den Zwischenfall verantwortlich erklärt." Dabei soll es sich um eine Organisation mit dem Namen People's Committee against Police Atrocities (PCPA) handeln. Allerdings wies die Organisation einige Stunden nach dem Attentat die Beteiligung von sich. "Das ist nicht unsere Tat", erklärte Asit Mahato, ein Sprecher der PCPA telefonisch gegenüber der Nachrichtenagentur PTI. Indiens Innenminister Pillai sagte, dass noch ermittelt werden müsste, ob die Maoisten wirklich den Anschlag ausgeführt haben.
Ministerpräsident Manmohan Singh bezeichnete den maoistischen Aufstand als größte Bedrohung Indiens. Erst am 17. Mai war ein Reisebus im Bundesstaat Chhattisgarh auf eine von Maoisten gelegte Mine gefahren. Dabei starben 35 Menschen. Bei einem Angriff im April töteten die Maoisten im dortigen Bezirk Dantewada 75 Polizisten und den Fahrer. Die indische Polizei geht davon aus, dass auch die Entgleisung von 14 Waggons des Zuges "Guwahati-New Delhi Rajdhani Express" bei Naugachhia im Bundesstaat Bihar durch Sabotage maoistischer Aufständischer verursacht wurde.
Die Naxaliten haben in den letzten Monaten ihre Anschläge intensiviert. Sie reagierten damit auf die verstärkten Bemühungen der indischen Sicherheitskräfte, den Aufstand zu zerschlagen. Die Regierung setzt in der Operation Green Hunt seit Oktober 2009 in den Bundesstaaten Bihar, Chhattisgar, Jharkhand, Orissa und Westbengalen rund 50.000 Mann ein, vermied allerdings bisher den Einsatz der Armee. Die Ministerpräsidenten einiger Bundesstaaten verlangen jedoch seit einiger Zeit auch Luftangriffe gegen die im Dschungel liegenden Lager der Rebellen. Sie werden in dieser Forderung von Heimatschutzminister P. Chidamabaram unterstützt, der ebenfalls ein schlagkräftigeres Mandat verlangt. Seit dem Beginn des maoistischen Aufstandes 1967 wurden nach Angaben der BBC mehr als 6000 Menschen in dem Konflikt getötet. Die Rebellen sollen über 10.000 bis 20.000 bewaffnete Kämpfer verfügen. Die Naxaliten sind in 200 Distrikten der 636 Indischen Union aktiv und üben in 34 Distrikten die vollständige Kontrolle aus. Verwandte Texte:
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