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Kommentar zu Harry Potter
Eigentlich müsste man sich längst daran gewöhnt haben. Aber ist es wieder soweit, sind die Dimensionen doch überraschend. Der Hype um Harry Potter kennt nur einen Vergleich: Den Hype um Harry Potter. Und auf den ersten Blick ist es egal, ob der Pubertant im Film das Zaubern lernt, wie seit heute im fünften Teil zu sehen, oder ob er im Buch gegen den bösen Lord Voldemort antritt, wie ab nächster Woche im englischen Original des siebten und (wahrscheinlich?)letzten Band von J. K. Rowlings Sensationserfolg.
Auf den zweiten Blick gibt es einen bemerkenswerten Unterschied: Die Bücher sind von Band zu Band gefragter geworden, die Filme haben nie wieder Zuschauerzahlen und Einspielergebnisse des Erstlings von 2001 erreicht. Was nichts daran ändert, dass auch die anderen drei sensationell erfolgreich waren. Aber es ist ein Trend sichtbar, dass hier der gedruckte Buchstabe dem bewegten Bild eine lange Nase dreht. Es gibt keine Garantie, dass ein Halbwüchsiger, der Harry durch Hogwarts gefolgt ist, auch bereit ist, Wilhelm Meister zu begleiten oder auch nur Winnetou respektive Mittelerdler. Und doch: Kein Programm zur Leseförderung war je so erfolgreich:Halbwüchsige lesen freiwillig (oder gar gegen gut gemeinte elterliche Widerstände) Bücher mit geschmacklosen Einbänden und mehr als 1000 Seiten - ganz Ungeduldige gar auf Englisch. Und darum freuen sich viele Pädagogen ganz grundsätzlich und alle Buchhändler aufs brummende Herbstgeschäft.
Das alles funktionierte nicht ohne Qualität.Die Geschichten sind gut, witzig, spannend, fantasievoll, poetisch, überraschend. Die Charaktere sind, obwohl sie ein Paralleluniversum bewohnen (oder gerade drum), bemerkenswert menschlich. Die Grundkonflikte gehen jeden an. Darum ist Potter ein überkulturelles Phänomen. Film-Harry Daniel Radcliffe sagt es so: "Harry Potter ist wie Jesus." Da zuckt man zusammen, weil dieser Vergleich dann doch zu hoch gegriffen scheint. Aber er trifft: Denn Radcliffe bezieht sich auf das Bild, das Leser sich machen. Es ist in jedem Land ein anderes - und doch immer unverkennbar Harry. Auch darum haben es die Bücher leichter als die Filme. Denn ein Zauberreich entsteht im Kopf plastischer, lebendiger, erregender als auf der Leinwand. Das Phänomen Harry Potter ist auch ein gemachtes.
Brillante Strategen haben schon vor Monaten wieder begonnen, die Spannung anzuheizen. Jede Verdauungsstörung J. K. Rowlings wurde zum Menetekel für Harrys vermuteten Tod, sein Überleben, seine vielleicht doch noch zu erhoffende Wiederauferstehung - die besser nicht kommt. Denn zur Magie des adoleszenten Magiers gehört ein Ende. Und die Gefahr ist groß, unter dem Druck der Fans in Fortsetzungs-Beliebigkeit aufzulösen, was bislang so grandios funktioniert. Für Außenstehende, Potter-Hasser und -Ignorierer, die es ja auch geben soll, mag all die Aufregung befremdlich wirken. Aber sind Alltagsflucht in eine erdachte Welt, Lieben, Lachen, Bangen, Hoffen darin nicht auch Aufgabe von Literatur im Speziellen und Kultur im Allgemeinen? Natürlich sind sie das. Und wer all das bei Harry Potter nicht findet, der hat ja genug Alternativen. (Original Pressetext) Verwandte Texte:
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