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Chirurg von der Weser
Chirurg von der Weser (geboren vor 1220; gestorben vor 1266) war ein Chirurg und Verfasser einer Handschrift mit chirurgischen Texten verfasst nach den Kommentaren des Wilhelm de Congenis, der ihn in Montpellier unterrichtete.
Leben
Der namentlich nicht bekannte "Chirurg von der Weser" studierte um das Jahr 1220 bis 1230 an der Universität in Bologna und in Montpellier. An der Medizinschule in Montpellier traf er auf Wilhelm de Burgensis (de Congenis), lernte dessen Operationsmethoden kennen und schrieb die Vorträge nach, die dieser über die Roger-Chirurgie gehalten hatte. Diese in der Provence verfassten medizinwissenschaftlichen Abhandlungen fanden weite Verbreitung und begründeten seinen Ruhm. Das Manuskript Cyrurgia domini et magistri Willehelmi de Congenis beschreibt in Form eines durchgängigen Kommentars die Heilkunde seines Lehrers die sich wiederum auf die Chirurgie und Wundheilung des Roger Frugardi berief, der aus Parma stammte. Wilhelm war der Arzt des Heerführers Simon de Montfort, sein deutscher Schüler der "Chirurg von der Weser" verfasste die Handschrift nach dem Tode Wilhelms und widmete sie seinem Herzog "domino meo O. duci". Dieser wurde als Herzog Otto das Kind von Braunschweig und Lüneburg identifiziert, da eine niederdeutsche Herkunft des Verfassers aus seiner Tätigkeit als Chirurg in Höxter und Corvey angenommen wird.
In einem Zweitkommentar (Notulae) schrieb er zudem über seinen eigenen Erfahrungen in einer Praxis in Paris und im Gebiet der Weser. So beschrieb er dort eine chirurgische Behandlung im Bereich des Gesichts, die er bei Magister Henricus an beiden Augen durchgeführt hatte. Dieser war Kanonikus des Stiftes Niggenkerken (Nova ecclesia) zu Höxter. Er hatte sich auf Lidplastiken und Augenoperationen spezialisiert und für sich eigene Operationsinstrumente entwickelt. Es ist möglich, dass er auch im Umfeld des Herzogs von Braunschweig als Leibarzt fungierte. Somit repräsentierte der Chirurg von der Weser im welfischen Herrschaftsgebiet die neuesten Erkenntnisse im Bereich der plastischen Chirurgie die er sich in Bologna, Montpellier, Paris und in Deutschland angeeignet hatte und in mehreren Schriften festhielt. Der Chirurg von der Weser war wie Ortolf von Baierland eine Ausnahme im Berufsstand der Wundheiler, da beide für ihre Ausbildung ein Studium an Medizinschulen absolvierten, was im 13. Jahrhundert eher selten war. Bei Höxter wurden 1988 bei archäologischen Ausgrabungen des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen in der untergegangenen Stadt Corvey im Keller eines 1265 zerstörten Hauses medizinische Instrumente entdeckt, die darauf schließen lassen, dass der Chirurg dort gewohnt haben könnte.
Literatur
- R. Ganszyniec: Zur Chirurgie des Wilhelm de Congenis. In: Archiv für Geschichte der Medizin. XIII, 1921, , S. 166-170.
- Wolfgang Stammler, Karl Langosch, Kurt Ruh: '''A solis ortus cardine' - Colmarer Dominikanerchronist. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters.'' Band 1: De Gruyter, Berlin 1978, ISBN 3-11-007264-5, S. 1196.
- Hans-Georg Stephan: Der Chirurg von der Weser (ca. 1200-1265). Ein Glücksfall der Archäologie und Medizingeschichte. In: Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte. Band 77. Sudhoffs Archiv, 1993, , S. 174-192.
- Hans-Georg Stephan: Medizinische Instrumente, mutmaßlich aus dem Besitz des "Chirurgen von der Weser". In: Hans-Jürgen Kotzur (Hrsg.): Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge. Von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3240-8, S. 444-446.
- Barbara Kössel-Luckhardt: Chirurg von der Weser. In:
Erhaltene Manuskripte
- Julius Pagel (Hrsg.): Die Chirurgie des Wilhelm von Congeinna (Congenis) Fragment eines Collegienheftes nach einer Handschrift der Erfurter Amploniana. Reimer, Berlin 1891, .
Weblinks
- Andreas König, Stadtarchäologe: auf hoexter.de
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