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GESUNDHEIT

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Vernachlässigte Krankheiten

Die "vernachlässigten Krankheiten" (engl. neglected diseases) sind eine Gruppe von tropischen Krankheiten, die in ärmeren Ländern bzw. Bevölkerungsgruppen vorkommen. Die genaue Auflistung der sogenannten vernachlässigten Krankheiten ist je nach Quelle anders, doch sie verursachen jährlich eine halbe Million bis eine Million Tote und die Krankheits-Bürde (das heißt, die eingeschränkte Erfüllung der sozialen/ökonomischen Rolle der erkrankten Personen) entspricht jener der weltweiten AIDS-Erkrankungen.

Die vernachlässigten Krankheiten stehen im Kontrast zu den sogenannten großen "Killern" der Dritten Welt (AIDS, Tuberkulose und Malaria), welchen größere Aufmerksamkeit und Forschungsgelder gewidmet werden. Sie kommen nur in der Dritten Welt vor, während Aids wie auch Tuberkulose die Industrieländer beschäftigen. Im Gegensatz zu den typischen Krankheiten der Industrieländer finden sich keine kaufkräftigen Kunden, welche die Forschungs- und Entwicklungs-Kosten der benötigten Medikamente bezahlen können.

Sehr auffallend an der Aufstellung der vernachlässigten Krankheiten sind Krankheiten, die von Einzellern und Würmern ausgelöst werden. Sie spielen in Industrieländern wegen verbesserter Hygiene, der Klimabedingungen und wegen des Fehlens der Überträger (besondere Fliegen- und Mückenarten zum Beispiel) keine Rolle. Weitere Unterschiede zu den Krankheiten der Industrieländer sowie Aids, Malaria und Tuberkulose sind:

  • Die vernachlässigten Krankheiten mindern die Lebensqualität und die Produktivität der betroffenen Personen, auch wenn der Verlauf nicht zum Tod führt. Sie sind in der Regel chronische Krankheiten.

  • Die Symptome der Krankheiten treten oft nur langsam auf und sind undeutlich, was eine Selbstdiagnose bei den Betroffenen schwierig macht. Die Menschen suchen dann erst spät oder gar nicht Hilfe auf.

  • Bislang besteht nur gegen Cholera und Gelbfieber eine Impfung. Dies macht die Krankheitsprävention oft zu einem Problem der (wirtschaftlichen) Entwicklung des Landes. Anstelle die Bevölkerung zu impfen muss zum Beispiel die Wasser- und Nahrungshygiene sichergestellt sein.

Von Trypanosomen ausgelöste Krankheiten

  • Kala-Azar (Leishmaniose der Eingeweide). Behandlungen existieren, Impfstoffe sind noch in Entwicklung.

  • Afrikanische Schlafkrankheit. Sie wurde während der Kolonialzeit fast ausgerottet und unter Kontrolle gehalten, doch nach dem Ende des Kolonialismus nahmen die Fälle zu. Behandlungsmöglichkeiten existieren: Melarsoprol ist toxisch und erzeugt Nebenwirkungen; als Alternative existiert einzig Eflornithin.

  • Chagas-Krankheit (amerikanische Schlafkrankheit). Kein Impfschutz existiert; Behandlungsmöglichkeiten für das Frühstadium der Infektion existieren, sind aber unökonomisch. Die heutigen Medikamente erzeugen schwere Nebenwirkungen. Chagas bedeutet für den Erkrankten jahrelange, die Lebensqualität mindernde Symptome.

Wurmerkrankungen (Helminthosen)

  • Schistosomiase. Kostengünstiges Praziquantel kann die Krankheit effektiv behandeln, aber kann die erneute Infektion nicht verhindern.

  • Lymphatische Filariose (Elephantiasis).

  • Onchozerkariose (Flussblindheit).

  • Dracontiasis (ausgelöst vom Medinawurm). Die Ausrottung war für 2009 geplant, was jedoch nicht gänzlich gelang.

Boden-übertragene Helminthosen


  • Ascariose (Rundwürmer). Krankheitsprävention bedingt Abwasserbehandlung und Nahrungsmittel-Hygiene. Dasselbe gilt für Peitschenwürmer (Trichuris) und Hakenwürmer.

Bakterielle Infektionen

  • Lepra.

  • Buruli-Ulkus. Schwere Ulzeration der Haut, Antibiotika sind nicht effektiv. Das infizierte/geschädigte Gewebe muss chirurgisch entfernt werden, was in Verstümmelungen resultiert.

  • Trachom. Die "Ägyptische Körnerkrankheit" ist eine bakterielle Infektion des Auges. Sie ist in tropischen Entwicklungsländern die häufigste Erblindungsursache.

  • Cholera. Das Vibrio cholerae-Bakterium wird durch verseuchtes Trinkwasser übertragen; es löst schwere Durchfälle aus. Der Wasserverlust kann einen Patienten in weniger als 24 Stunden töten. Zwei Schluckimpfungen existieren, jedoch ist Zugang zu sauberem Trinkwasser die beste Präventionsmaßnahme.

Virale Erkrankungen

  • Gelbfieber wird durch ein Flavivirus ausgelöst. Ein Impfstoff existiert.

  • Dengue-Fieber. Die Flaviviren werden durch den Biss einer Gelbfiebermücke (Stegomyia aegypti, früher Aedes-aegypti'') übertragen. Die Erstinfektion ist üblicherweise nicht fatal, aber die Infektion mit einem Serotyp erhöht die Gefahr, die von einer Zweitinfektion mit einem anderen Serotyp ausgeht. Die Folge davon ist das sehr gefährliche hämorrhagische Dengue-Fieber. Keine Heilmethode existiert, sowohl für die Erstinfektion wie auch für das hämorrhagische Fieber. Nur Palliativmedizin ist möglich.

  • Japanische Enzephalitis. Wird ebenfalls durch ein Flavivirus ausgelöst, der Überträger ist die Mücke Culex tritaeniorhynchus.

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