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ARABISCHE WELT

27.02.2011

Libyen: Opposition bildet "nationalen Übergangsrat"

Am ganzen Wochenende gingen die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des Gaddafi-Regimes und Regimegegnern in Libyen weiter. Die Reste der Gaddafi-treuen Staatsmacht ging erneut mit brutaler Gewalt gegen die Aufständischen vor. Dabei gingen immer größere Teile des Landes in die Hände von Aufständischen über, darunter mit Breka und Ras Lanuf zwei wichtige Ölhäfen des Landes. Nach eigenen Angaben hat die libysche Opposition einen "nationalen Übergangsrat" gebildet, der die Städte umfasst, die sich vom Regime des seit 40 Jahren herrschenden Alleinherrschers Muammar al-Gaddafi losgesagt haben. Das teilte der Sprecher Abdelhafes Ghoka am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Bengasi mit.

Die Stadt Bengasi befindet sich bereits seit Tagen in den Händen Aufständischer. Vor allem im Osten des Landes haben Gegner des Regimes von Oberst Gaddafi mit Unterstützung von Teilen des Militärs die Kontrolle übernommen. Auch die drittgrößte Stadt Misrata sowie die westlich von Tripolis gelegene Stadt "az-Zawiyya" soll sich in den Händen Aufständischer befinden. Bei Kämpfen um diese Stadt soll es zu Dutzenden Toten gekommen sein, teilten Einwohner der Stadt gegenüber der arabischen Nachrichtenagentur Al Jazeera telefonisch mit.

Gaddafi soll sich mit einem "letzten Aufgebot" in dem Militärkomplex Bab al-Asisija in Tripolis verschanzt haben. Die Medien berufen sich dabei auf die libysche Tageszeitung "Asch-Scharq al-Ausat". Das Gaddafi-Regime übt nach Medienberichten die Kontrolle nur noch in einigen Stadtvierteln von Tripolis sowie der strategisch wichtigen Stadt Sirte aus, die den von Aufständischen beherrschten Osten des Landes mit der Hauptstadt Tripolis verbindet. In der Landeshauptstadt herrscht Medienberichten zufolge am heutigen Sonntag gespannte Ruhe.

Gaddafi ergebene Truppenteile sowie Söldner schossen am Freitag und Samstag erneut auf Demonstranten. Scharfschützen sollen von Dächern aus gezielt auf Demonstranten in Tripolis gefeuert haben, die am Freitag zu dem zentralen Grünen Platz im Herzen Tripolis' strömten. Dabei starben mindestens vier Menschen. Am Samstagabend zeigte sich der Revolutionsführer, wie sich Gaddafi selbst nennt, inmitten von rund 1000 seiner Anhänger im Zentrum der Hauptstadt. Seine Anhänger rief er zur "Vergeltung" gegen die Demonstranten auf, die er als "Terroristen" bezeichnete. Die Ölquellen des Landes, so Gaddafi, müssten verteidigt werden. "Macht so lange weiter bis Libyen in Blut getaucht ist! Ich brauche diese Hunde nicht."

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen kamen in Libyen durch das massive Vorgehen des Regimes gegen Demonstranten möglicherweise bisher mehrere tausend Menschen ums Leben. Eine offizielle Bestätigung für diese Zahlen gibt es jedoch nicht. Die deutsche Bundesregierung hatte sich im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für eine Intervention des Internationalen Strafgerichtshofs eingesetzt. Entsprechende Beschlüsse fasste der UN-Sicherheitsrat am Samstag.

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