C6 MAGAZIN
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SCHWANGERSCHAFT 3.8.2005

Glücklich dank Abtreibung

Ungewollte Schwangerschaften gibt es und wird es immer geben. Die Ursachen sind unter anderem Unvorsichtigkeit, Naivität oder schlichte Unaufgeklärtheit. Abtreibungsgegner gibt es viele, sie argumentieren nur zu gerne mit den psychischen Folgeschäden der Patientinnen. Dass sie damit falsch liegen können, zeigt nicht zuletzt dieser Erfahrungsbericht.
Für viele Frauen ein Traum, für andere ein Alptraum: die Schwangerschaft. Jedes Jahr finden in Deutschland rund 120.000 Abtreibungen statt
© KARSTEN J. KLEE
Für viele Frauen ein Traum, für andere ein Alptraum: die Schwangerschaft. Jedes Jahr finden in Deutschland rund 120.000 Abtreibungen statt
Was man sonst immer nur aus dem Fernsehen kennt passierte. Bereits als sie zwei Tage zu spät noch immer nicht ihre Periode hatte, machte die 21-jährige Katrine L. einen Schwangerschaftstest. "Ich habe schon die Woche davor aus Spaß gesagt, dass ich das Gefühl habe, schwanger zu sein, da ich tagelang Kopfweh und andere Beschwerden hatte. Zunächst dachte ich an eine Verspannung, doch dann machte ich sonntags morgens den Test, den selbst zu kaufen ich mich gar nicht traute. Ich lief im Bad auf und ab und betete, dass kein zweiter Strich erscheinen möge. Doch ich ahnte Schreckliches!" Das Beten half nicht und die Befürchtung bestätigte sich: Katrine war schwanger! Ihr Mann erinnert sich noch gut an diesen Tag: "Man soll solch einen Test morgens machen. Ich wurde gerade wach, da kam sie eiskalt, schweigend und fast zitternd ins Bett, ich wusste sofort was los war. Eigentlich war von vorneherein klar, dass sie abtreiben will, ich hatte in dem Moment nur Angst, dass sie im Nachhinein Probleme kriegen könnte."

Der nächste Weg führte zum Gynäkologen. Zunächst einmal war es schwer, überhaupt einen Termin zu bekommen und dann wurde überraschenderweise kein zweiter Test gemacht. "Die Ärztin konnte in der Gebärmutter nichts erkennen und meinte deswegen, dass der Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft bestünde. Auf Nachfragen erklärte sie kurz, was damit gemeint sei und auch, dass ich sofort in ein Krankenhaus müsse." Bei einer Eileiterschwangerschaft bleibt das befruchtete Ei auf dem Weg zur Gebärmutter im Eileiter stecken, sodass die Gefahr besteht, dass der Eileiter platzt, was wiederum lebensgefährlich wäre. "Katrine hat Angst vor einem Krankenhausaufenthalt. Ich musste sie stundenlang überzeugen sich dort wenigstens untersuchen zu lassen.", erzählt Tobias.

Warten im Krankenhaus

Nach einem positiven Schwangerschaftstest, zweifacher Ultraschalluntersuchung, einer Blutentnahme und langer Wartezeit in der Klinik konnte eine Eileiterschwangerschaft zu 89 Prozent ausgeschlossen werden. "Das Ei sei noch sehr klein und somit kaum sichtbar. Ich ging auf eigene Verantwortung wieder heim." sagt Katrine. Die zuvor recht starken Schmerzen blieben aus, sie selbst hat dazu folgende Theorie: "Als der Test positiv war, hatte ich einen Schock. Sobald ich das Wort Krankenhaus gehört habe, hatte ich einen zweiten Schock! Ich denke, dass dieser zweite den ersten und somit auch jegliche Schmerzen, die mich in der Nacht zuvor noch zum Heulen brachten aufgehoben hat."

Katrine entschied sich gegen eine Schwangerschaft. Obwohl es eine schwere Entscheidung war und sie Zweifel hatte, das Richtige zu tun ist sie nun glücklich
© KARSTEN J. KLEE
Katrine entschied sich gegen eine Schwangerschaft. Obwohl es eine schwere Entscheidung war und sie Zweifel hatte, das Richtige zu tun ist sie nun glücklich
Zwei Tage später ging Katrine wieder zum Gynäkologen. Die Vermutung, es würde sich doch um eine gewöhnliche Schwangerschaft handeln, verstärkte sich. Tobias erinnert sich: "Ich dachte immer, dass bei einer Abtreibung alles recht schnell abläuft, da die Wahrscheinlichkeit der Komplikationen ja mit Fortschreitung der Schwangerschaft steigt, doch ich hatte mich wohl getäuscht. Katrine sollte erst in zwei Wochen wieder zur Untersuchung erscheinen."

"Es fühlte sich schön an"

Diese Zeit nutzten die beiden für etliche Diskussionen, Überlegungen, Abwägungen, Pro- und Contra-Listen, ein Aufbauen der Mutter- und Vatergefühle, aber auch für ein Beratungsgespräch sowie die Beantragung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse. "Ich hatte Angst! Große Angst! Ich bin noch so jung, wollte eigentlich nie Kinder haben und mag sie auch nicht sonderlich. Dennoch hat es sich gut angefühlt - es war ein Teil von uns beiden, von mir und dem Mann, den ich liebe, ein kleines Wesen das in mir lebte und dem ich Schutz geben durfte. Wir redeten sehr viel, stellten uns sogar schon vor, wie wir die Erziehung angehen würden. Aber die Zweifel blieben. Und ich blieb alleine mit der Entscheidung."

Zwar hofften sie, nach dem Beratungsgespräch näher zu einer Entscheidung zu tendieren, jedoch verlief dies eher enttäuschend: "Wir wurden eigentlich gar nicht über einen Abbruch, sondern eher über die finanzielle Unterstützung des Staats informiert. Den Bescheinigungszettel bekamen wir mit dem Hinweis ‚Für alle Fälle mal mitnehmen.‘ und eigentlich waren wir die einzigen, die den Abbruch überhaupt ansprachen.", sagt Tobias. Für einen Schwangerschaftsabbruch werden sowohl ein Beratungsschein einer öffentlichen Einrichtung, als auch eine Bestätigung der Kostenübernahme der jeweiligen Krankenkasse benötigt. Übernimmt diese die Kosten nicht, so muss die Patientin rund 400 Euro für den Eingriff zahlen.

Nach dem positiven Schwangerschaftstest stand Katrine unter Schock. Schlimmer wurde es, als eine mögliche Eileiterschwangerschaft festgestellt wurde, die lebensgefährlich sein kann
© KARSTEN J. KLEE
Nach dem positiven Schwangerschaftstest stand Katrine unter Schock. Schlimmer wurde es, als eine mögliche Eileiterschwangerschaft festgestellt wurde, die lebensgefährlich sein kann
Der nächste Termin beim Frauenarzt brachte Klarheit: das Ei war in der Gebärmutter und mittlerweile auf etwa fünf Millimeter angewachsen, der Herzschlag war dank Ultraschall sichtbar. "Es war faszinierend. Für uns beide, doch natürlich verstärkt solch ein Anblick auch die Zweifel. Ich bekam eine Überweisung zu einem Kollegen, der hauptsächlich Abbrüche vornimmt. Am nächsten Tag rief ich dort an, bekam jedoch erst einen Termin für ein Beratungsgespräch in der darauf folgenden Woche. Das Warten gehörte zu den schlimmsten Dingen in dieser Zeit!"

Übelkeit und andere Beschwerden

Knapp einen Monat nach der Befruchtung setzten die typischen Nebenwirkungen ein. Katrine erinnert sich noch gut: "Morgens wurde ich um sieben Uhr wach und stürzte ins Bad, weil ich so dringend aufs Klo musste! Da konnte ich dann entweder für eine Stunde bleiben oder alternativ im Fünf-Minuten-Takt von Bad zu Bett pendeln. Noch nie zuvor musste ich so dringend und permanent eine Toilette aufsuchen!" Sie grinst und berichtet gleich noch über die gefürchtete Morgenübelkeit, die bei ihr jedoch nur abends auftrat: "Von halb sieben bis halb neun Uhr abends! Fast auf die Minute, jeden Tag! Das unangenehmste war, dass ich mich nie übergeben musste, aber stets das Gefühl hatte kurz davor zu sein."

Der Beratungstermin mit dem für Abbrüche verantwortlichen Arzt war für Tobias sehr zufriedenstellend: "Wir wurden umfassend über alles informiert. Nur ein Abbruch durch Absaugung war möglich, der Zeitraum für einen Abbruch durch Tabletten war überschritten. Katrine unterschrieb die Zustimmung zum Eingriff mit dem Hinweis, sich noch eine Minute davor umentscheiden zu können. Sie hatte große Angst, doch ihre Entscheidung schien festzustehen. Sie wusste, dass ich sie unterstütze - ganz egal was geschehen sollte."

Die Entscheidung steht fest

Der OP-Termin wurde auf die Woche danach gelegt, schon wieder hieß es geduldig zu sein. "Meine Entscheidung stand fest und es hätte sich auch nach drei Wochen nichts mehr geändert. Bereits vier Tage vor dem Termin habe ich mich nicht mehr mit dem Gedanken auseinandergesetzt und meine Schwangerschaft gar nicht mehr wahrgenommen. Ich musste eine Entscheidung treffen und aus meiner Sicht hätte jede Entscheidung eine schlechte Seite gehabt. Aber ich konnte nicht davonlaufen - man kann vor nichts weglaufen, was in einem ist. Dies war eine Art Probe, es hieß standhaft bleiben, sich auseinandersetzen und die Konsequenzen tragen, auch, wenn ich es oft als unfair empfand, solch eine Entscheidung alleine treffen zu müssen."

Der Tag des Eingriffs kam und trotz panischer Angst und einigen damit verbundnen Tränen hat Katrine alles gut überstanden. "Tobias durfte wegen der anderen Patientinnen nicht in den Aufwachraum. Dort lag ich nach der OP, die nur wenige Minuten dauerte noch eine Stunde und entschied dann zu gehen. Ich hatte eine Schmerztablette genommen, doch als wir draußen waren brach ich fast zusammen. Beine, Po und Rücken taten mir weh wie selten zuvor. Im Auto heulte ich durchgehend vor Schmerzen, da ich kaum sitzen konnte." Sie verzichtete auf die mitgegebenen Tabletten und war bereits am nächsten Tag wieder fit. Laut eigenen Angaben hat sie ihre Entscheidung an keinem Tag bereut. Dies zeigt, dass eine Abtreibung entgegen aller Behauptungen nicht immer mit psychischen Folgeschäden verbunden sein muss, physische treten in der heutigen Zeit sowieso kaum noch auf. "Dass ich eine Straftat begangen habe, stört mich eigentlich nicht - es ist mein Körper und auch mein Leben!" Katrine ist glücklich.
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Artikel vom 3. August 2005

Kommentare über Schwangerschaft

Eva am 19.12.2006:
Ich finde es nicht ok abzutreiben.Man regt sich über vergewaltiger und so weiter auf,aber bringt das eigene Kind um und findet das ok.man kann ich ja auch mal in die lage des babys reinversetzen.zerrissen zu werden


Maria am 29.09.2006:
Darf ich eine Tipp geben?
Heiraten,und dann Verkehr haben!


Dita am 17.07.2006:
aja nochmal zu Sabrina..

Wenn man reif für Sex ist ist man auch reif für ein Kind?
Nunja wenn man z.B. als 13 jährige noch nichtmal über Verhütung aufgeklärt ist, und man dann auch noch schwanger wird.selbst noch ein Kind ist..und im Grunde nix im griff hat..

dann ist man garantiert nicht reif für ein Kind!

Abgesehen davon gibt es viele Gründe warum man noch nicht reif für ein Kind ist..OBWOHL man schwanger geworden ist..

Frauen sollten das Recht haben über freie Bestimmung was mit IHREN Körper geschieht..(schließlich müssen sie auch damit klarkommen)!


Dita am 17.07.2006:
Ich find das wirklich strange von euch.
Man kann auch schwanger werden wegen z.b. Verhütungspannen..
dann ist man meiner Meinung nach nicht selber daran schuld.
Wenn z.B. mal ein kondom platzt.
Die Leute die hier ihren Mund soweit aufreißen sollen lieber mal überlegen was wäre wenn sie z.b. plötzlich schwanger wären mit zusätzlichen privaten/sozialen Problemen..
Also "DENKT" erstmal nach bevor ihr den Mund aufmacht.


Maja am 22.04.2006:
@ Michael:
Schon einmal bedacht, dass es auch durch andere Umstände zu einer ungewollten Schwangerschaft kommen kann? Vergewaltigungen beispielsweise!

Und noch zu Sabrina: gerade mit Feigheit hat eine Abtreibung nichts zu tun - mit so Menschen wie dir braucht man extrem viel Mut um sich für eine Abtreibung zu entscheiden!


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