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LAS VEGAS 2.7.2005

Leben zwischen Roulette und Prostitution

Wirtschaftlich ist sie ein Vorbild für alle anderen: Las Vegas. Keine andere Stadt der USA wächst so schnell wie die Glitzermetropole mitten in der Wüste Nevadas. Wer hier lebt, wird schnell feststellen, dass in der von Bürgermeister Goodman kontrollierten Stadt die Bildung keine allzu wichtige Rolle spielt. Las Vegas hat zwar auch eine Universität zu bieten, aber eigentlich geht es doch hauptsächlich um Casinos, Shows, Hotels und natürlich Geld.
Eines, unzähliger Taxen vor einem Trolley Bus auf den Straßen von Las Vegas. Dank teilweise großzügigem Trinkgeld kann dies ein recht lukrativer Job sein
© KARSTEN J. KLEE
Eines, unzähliger Taxen vor einem Trolley Bus auf den Straßen von Las Vegas. Dank teilweise großzügigem Trinkgeld kann dies ein recht lukrativer Job sein
James kennt Las Vegas in- und auswendig. Er ist Taxifahrer, fährt jedes Jahr tausende Touristen von Hotel zu Hotel und zurück. "Deutschland? Ich liebe Deutschland! Es ist ein wunderschönes Land - außerdem kommt meine Lieblingsband Rammstein von da", erzählt er begeistert. Das Handy klingelt, seine Frau ruft an. Er entschuldigt sich, teilt ihr mit, dass er erst eine halbe Stunde später nach Hause kommt. Seine Nachbarn feiern eine Party mit lauter Musik, also soll sie die Musik so laut aufdrehen, dass die der Nachbarn übertönt wird. James wirkt in den dreißig Minuten Fahrt sehr glücklich und freut sich über ein paar Musiktipps deutscher Bands. Er lebt mit seiner Familie gerne in Las Vegas.

Die Einnahmen, die alleine durch Touristen in die Stadt kamen, beliefen sich im Jahr 2004 auf rund 34 Milliarden US-Dollar. Die Casinos alleine machen jährlich etwa einen Umsatz von circa 4,5 Milliarden US-Dollar. Die 150.000 Betten der Luxushotels und Motels sind fast durchgehend zu mindestens 90 Prozent belegt. Las Vegas geht es so gut wie kaum einer anderen Stadt der Vereinigten Staaten - allerdings erst seit Ende der 80er Jahre.

Neben unzähligen Taxifahrern werden noch in anderen Bereichen dringend Mitarbeiter benötigt: die Restaurants der Hotels haben eigene Flugzeuge mit denen das tägliche Essen eingeflogen wird, die Shows leben von ihren Darstellern, jemand muss die Zimmer der Touristen säubern, ihnen im Casino das Geld abnehmen und eventuell wieder zukommen lassen, bei der Ankunft muss der Wagen geparkt werden, nach Veranstaltungen werden die Straßen gesäubert, das Fast Food Restaurant hat fast rund um die Uhr auf und ab und an findet sich sogar ein Lehrer ein. Diese fehlen aufgrund schlechter Bezahlung, aber auch trotz immer neu aufgestellter Container fehlt es an Schulen. Die Bildung kommt in der Stadt, in der man von einfachen Dienstleistungen lebt viel zu kurz.

Die Immobilienpreise steigen

Die größten Arbeitgeber sind zum einen im Entertainmentbereich "Caesar's Entertainment", zu dem auch das Hotel und Casino "Caesar's Palace" gehört, mit etwa 50.000 Angestellten und zum anderen die Behörden der Stadt wie zum Beispiel die Universität, die Post oder vergleichbares mit rund 20.000 Angestellten. Auch die über 30 Krankenhäuser und Hospize bringen eine Menge Arbeitsplätze in die Stadt, sodass die Arbeitslosigkeit bei 3,5 Prozent liegt, eine Zahl, mit der Bürgermeister Goodman, ehemaliger Strafverteidiger der Mafia, vollkommen zufrieden ist.

Bild auf einem Mülleimer in Downtown. Las Vegas ist stolz auf sich und seine stetig wachsende Einwohnerzahl. Besonders beliebt ist Bürgermeister Goodman, welcher behauptet, den schönsten Job der Welt zu haben
© KARSTEN J. KLEE
Bild auf einem Mülleimer in Downtown. Las Vegas ist stolz auf sich und seine stetig wachsende Einwohnerzahl. Besonders beliebt ist Bürgermeister Goodman, welcher behauptet, den schönsten Job der Welt zu haben
Zum Negativen haben sich die Immobilienpreise der Stadt entwickelt. Lange Zeit waren sie sehr niedrig, mit dem ständigen Zuwachs, stiegen sie jedoch immer mehr, da die Grundstücke immer begehrter wurden und immer noch sind. Für ein typisches, amerikanisches Einfamilienhaus mit kleinem Garten zahlte man im Jahre 2004 etwa 750 US-Dollar Miete monatlich. Bei einem Stundenlohn von 13 Dollar für ein Zimmermädchen im vier Sterne Hotel ist das ein stolzer Preis. "Ich bin zufrieden.", sagt Caroline. "Der Job ist manchmal hart, aber ich muss keine Überstunden machen und verdiene fast 25.000 Dollar im Jahr. Ich lebe und arbeite gerne in Las Vegas. Die Stadt zieht jeden in ihren Bann, der einmal hier war!"

Träume werden wahr

Andere haben mit dem Leben in der Stadt der Sünde größere Probleme. Im Jahr 2003 haben sich dort fast 300 Menschen das Leben genommen - 2.400 jedoch haben den Versuch gewagt und überlebt. Erschreckende Zahlen, die dafür sorgen, dass Las Vegas die höchste Selbstmordrate der USA hat. Auch bei der Zahl der Schulabbrecher liegt Las Vegas ganz weit vorne. Viele Jugendliche beenden ihre Schullaufbahn frühzeitig und beginnen in den Hotels zu arbeiten. Hier ist es noch möglich: "Vom Tellerputzer zum Millionär". Bereits innerhalb eines Jahres kann man sich durch hervorragende Leistung in Las Vegas nach ganz oben arbeiten - und wer erst einmal dort ist, kann es auch in jeder anderen Stadt wagen, in der solch ein Aufstieg Jahre dauern würde.

Las Vegas bietet den Menschen Erlebnisse - einmalige Erlebnisse zum Mitnehmen in Form von Erinnerungen. Für die Zeit seines Aufenthaltes erlebt man Dinge, die es sonst nicht gibt. Man kann versinken in einem sauberen New York, einer klimatisierten Pyramide, einem Palast aus 1001 Nacht, einem riesigen Circus, einem kleinen Paris, der Schönheit Venedigs, den Straßen Roms, dem tropischen Süden, der faszinierenden Tierwelt oder ganz woanders. Da, wo Vegas gerade steht - aber all dies jeweils zusammen mit der amerikanischen Höflichkeit. Die Stadt erfindet sich fast jeden Tag neu, immer bleibt sie in Bewegung und schaut nicht gerne zurück. Nur alle 100 Jahre. Das Morgen sorgt dafür, dass uns Las Vegas, faszinierend wie es ist, erhalten bleibt und immer weiter wächst - nicht zuletzt dank Kirk Kerkorian, Multimillionär und Konkurrent des Wynn Hotel Erbauers Steve Wynn, der bis 2010 eine eigene kleine Stadt in der Stadt erbaut haben will.
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Artikel vom 2. Juli 2005

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