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JUBILäUM 13.5.2005

Eine Oase wird zu Las Vegas

Die Stadt mitten in der Wüste Nevadas hat es von anfänglichen 55 Einwohnern auf über zwei Millionen geschafft. Diese Grenze wurde pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum überschritten. Im Jahr 2020 soll die Grenze von drei Millionen durchbrochen werden. Las Vegas ist in den USA die Stadt mit der höchsten Zuwachsrate: pro Monat kommen geschätzte 6.000 Einwohner hinzu. Doch das berühmt, berüchtigte Spielerparadies hält noch weit mehr Rekorde, es ist ganz einfach die Stadt der Superlative. Und so fing alles an...
"Welcome to Fabulous Las Vegas" - der von Betty Willy 1955 entworfene Willkommensgruß ist ein Wahrzeichen von Las Vegas geworden
© KARSTEN J. KLEE
"Welcome to Fabulous Las Vegas" - der von Betty Willy 1955 entworfene Willkommensgruß ist ein Wahrzeichen von Las Vegas geworden
Bei dem ersten Europäer, der das heutige Nevada betreten hat, handelt es sich um den Missionar Francisco Garces. Damals im Jahre 1776 hatte er wohl noch keine Vorstellung davon, welch eigene Welt einmal dort hochgezogen werden sollte. Einige Jahre später, 1829, betrat Rafael Rivera das Land. Er entdeckte eine Abkürzung für die Handelsroute und er war es auch, der Las Vegas den Namen gab. Übersetzt aus dem Spanischen heißt es "Grüne Auen". Bereits 1844 wurde diese Oase vom berühmten Pfadfinder und Forscher Colonel John Charls Fremont aufgesucht.

Der Bundesstaat Nevada, auch genannt 'Silver State', gehört seit dem 31.Okt 1864 zu den USA. Die Hauptstadt ist die relativ unbekannte 'Carson City'. Nevada, übersetzt: "verschneit", ist der siebtgrößte Staat mit einer Breite von 515 und einer Länge von 790 Kilometer. Von Wasser werden nur 0,7 Prozent der Landschaft bedeckt, hauptsächlich gibt es Wüste und Berge, diese bis zu 4.000 Meter Höhe.

Am 15. Mai 1905 wird Las Vegas geboren

1865 baute der Goldsucher Octavius D. Gass seine Ranch dort, wo heute Downtown zu finden ist. Einige Jahre später, 1882, verpfändete er sein Land an Archibald und Helen Stewart. Archibald wurde 1884 von einem Farmarbeiter erschossen, Helen blieb. Allerdings nur bis 1902. In diesem Jahr verkaufte sie den Großteil ihres Landes an die Eisenbahngesellschaft. Diese bauten, bis endlich 1905 die Strecke von Salt Lake City bis Los Angeles vollendet war. Daraufhin wurde das Land in Parzellen aufgeteilt und zur großen Landauktion geladen. Diese fand am 15. Mai 1905 statt - Siedler, Investoren und Spekulanten erstanden die 1.200 Grundstücke für insgesamt 265.000 Dollar - dies ist fünfmal so viel wie der ursprüngliche Kaufpreis. An diesem Tag war Las Vegas geboren. Bis heute werden am 15. Mai der Geburtstag und Helen Stewart als Urmutter der Stadt gefeiert, 2005 zum 100. Mal.


Im folgenden Jahr entstand das erste Hotel in Vegas: das 'Golden Gate Hotel'. Noch heute steht es in Vegas und wirbt mit dem fast schon legendären Krabbencocktail für nur 99 Cent. Wegen fehlender Attraktionen fällt es ihm jedoch schwer genug Hotelgäste zu werben. 1910 wurde das Glücksspiel in Nevada verboten, die Nichtbeachtung wirkte sich äußert positiv auf den Tourismus aus. In den beiden nächsten Jahren zählte Las Vegas circa 1.500 Einwohner, als erste Stadt in Nevada erhielt sie das Stadtrecht. Die Filmgesellschaften wurden aufmerksam, ab 1915 begannen sie Filme zu drehen. Bis heute wurden unzählige Filme in Vegas gedreht, unter anderem "Ocean's Eleven", "Casino", "Honeymoon in Vegas", "Leaving Las Vegas" und der Klassiker "Viva Las Vegas" mit Elvis als Hauptdarsteller.

Die Stadt mit der ersten Glücksspiellizenz

Nachdem 1919 auch der Alkoholausschank verboten wurde, freuten sich alle im Jahre 1931 über großzügige Lockerungen der Gesetze. Las Vegas erhielt die erste Glücksspiellizenz. Beteiligt an dieser Durchsetzung war unter anderem kein geringerer als Al Capone. Nun, da das Zocken legal war, kamen noch mehr Menschen in die Stadt der Sünde. Außerdem wurde das Scheidungsverfahren verschnellert. Als einzige Bedingung musste man jetzt nur einige Wochen im Bundesstaat gelebt haben um seine Ehe zu beenden. Dieses Jahr war neben der Gründung eines der bedeutendsten Jahre für die Stadt.

Der Gangster Benjamin ?Bugsy? Siegel. Mit ihm kam die Mafia nach Las Vegas
© PUBLIC DOMAIN
Der Gangster Benjamin ?Bugsy? Siegel. Mit ihm kam die Mafia nach Las Vegas
1932 wurde das erste Luxushotel, das 'Apache' eröffnet. Heute ist an dieser Stelle das 'Horseshoe Casino' zu finden. Das Jahr 1938 brachte eine große Neuerung mit sich, die die sehr lange Straße, welche durch Las Vegas führt betrifft. Sie trug bis dahin folgende Namen: 'Arrowhead Highway', 'Salt Lake Highway', 'Route 91' und 'Los Angeles Highway'. Bis heute ist der fünfte Name, 'Las Vegas Boulevard', geblieben. Captain Guy McAfee, ein illegaler Spielhöllenbetreiber aus Los Angeles, sprach 1938 zum ersten Mal von 'The Strip'. Noch heute nennen Besucher und Liebhaber den Boulevard so.

Drei Jahre später entstand das erste Hotel am Strip: das 'El Rancho'. Zeitgleich entsteht 'Nellis Air Force Base', der Grund für einen Einwohnerboom. Zunächst trug sie den Namen 'Las Vegas Army Air Field', wurde 1950 jedoch in ihrem heutigen Namen umbenannt. Dies geschah zu Ehren Leutnant William Harrell Nellis, welcher dort stationiert war und 1944 über Belgien abgeschossen wurde. Heute zählt die Base zu einem der größten Luftwaffenstützpunkte der United States Air Force (USAF). Besonderes Highlight: die Thunderbirds (Showstaffel der USAF).

Die Mafia zieht in Las Vegas ein

1946 kam der 40-jährige Benjamin 'Bugsy' Siegel aus Hollywood nach Las Vegas. Busgy galt als Frauenheld, Psychopath und verhinderter Schauspieler, außerdem war er ein guter Freund von Meyer Lansky, dem Mafia-Boss aus New York. Schon in jungen Jahren hat Bugsy sich in der Mafia hochgearbeitet, die Menschen hatten Respekt vor ihm. Da er seinen Spitznamen hasste, wagte es niemand ihn in seiner Gegenwart so zu nennen. Bereits 1945 kaufte er ein Stück Land in Las Vegas, fing im Frühjahr 1946 mit den Bauarbeiten an. Nachdem er bereits das 'El Cortez Hotel Casino' erworben hatte, wollte er nun ein riesiges Hotel errichten. Das Flamingo entstand - vom Geld der Mafia. Die Kosten überschritten die Grenze von sechs Millionen, geschätzt war eine Million. Auch nach der Eröffnung kostete das Hotel mehr Geld, als es einbrachte und deshalb wurde Bugsy am 20. Juni 1947 erschossen. 1991 drehte Barry Levinson einen Film über sein Leben, Titel: "Bugsy".

Eins der berühmtesten Fotos: der Vegas Vic mit Atompilz im Hintergrund
© UNBEKANNT
Eins der berühmtesten Fotos: der Vegas Vic mit Atompilz im Hintergrund
Die nächsten Jahre wurde Las Vegas von der Mafia regiert, das Flamingo brachte letztlich doch große Gewinne ein, mehr und mehr Gangster kamen in die Stadt und übernahmen die Spieltische. Die Casinos wurden von da an für Geldwäsche genutzt, die Bewohner störten sich aufgrund der überall niedrigen Preise nicht daran. Einige Jahre später, Anfang der 60er, wurden jedoch zu viele Investoren von der Mafia abgeschreckt. Die Regierung musste handeln. Das FBI selbst machte Druck, wollte, dass die Stadt wieder sauber wird. Im Endeffekt erklärten sich Wall-Street-Anleger dazu bereit Las Vegas freizukaufen, die Mafia willigte ein und zog sich zurück. Viele Bewohner waren empört, mit diesem Wandel wurde alles teurer. Heute sind es die Milliardäre Steve Wynn und Kirk Kerkorian, die Vegas ihr eigen nennen wollen und immer mehr Luxushotels an den Strip stellen.

Shows und Atomtests ziehen die Besucher an

Ab dem Jahre 1951 erreichte eine weitere Attraktion Las Vegas: etwa 100 Kilometer nordwestlich entfernt wurden über 900 Atomtests durchgeführt. Die Detonationsblitze zogen die Touristen in Scharen an, auf den Dächern der Hotels konnte man Sitzplätze erwerben um dem Schauspiel beizuwohnen. Besonders bekannt ist ein Foto, auf dem der berühmte, sechzehn Meter hohe Cowboy 'Vegas Vic' zu sehen ist - mit einem Atompilz im Hintergrund. Außerdem sorgten Frank Sinatra & "Rat Pack" in den 50er Jahren für einen Touristenansturm.

Paris liegt in der Wüste: mit Themenhotels wie dem Bellagio oder Ceasar's Palace will sich Las Vegas seinen Standort der Superlative sichern
© KARSTEN J. KLEE
Paris liegt in der Wüste: mit Themenhotels wie dem Bellagio oder Ceasar's Palace will sich Las Vegas seinen Standort der Superlative sichern
Das nächste große Hotel, das 'Sahara' eröffnete 1952. Dort gaben sich die ganz großen Stars die Klinke in die Hand, unter anderem traten Tina Turner oder Liza Minelli auf. Sogar die Beatles, welche nur ein einziges Gastspiel in Las Vegas hatten, wählten für dieses Event das Sahara. Absolutes Highlight des am nördlichen Ende des Strips gelegenen Hotels: die Achterbahn, welche zuerst vorwärts, dann jedoch wieder rückwärts zum Start rast.

Ein Jahr vor Elvis erstem Auftritt in Vegas, 1956, wurde die Spiel-Kontrollbehörde ins Leben gerufen, die dafür sorgte, dass es in den Casinos mit rechten Dingen zuging. 1959 wurde das Las Vegas Convention Center eröffnet. Dort fand das riesige Highlight Mitte der 60er statt: die Schwergewichts-Box-WM bei der Flod Patterson von dem legendären Muhammed Ali geschlagen wurde.

Casinos der Superlative und Themenhotels

1966 ist ein weiteres bedeutendes Jahr für Vegas. Das erste Themenhotel wurde eröffnet: das Caesar's Palace. Hierzu gehört ein riesiges Einkaufszentrum, alles ist im römischen Stil gehalten. Das Hotel ist schon immer ein eher Exklusiveres, demnach sind auch die Preiskategorien. Das Casino ist riesig, über 17 Millionen Besucher im Jahr werden dort heutzutage gezählt. Der Grundstein für einen gigantischen Abenteuerspielplatz für Erwachsene war gelegt.

Im selben Jahr kam der Milliardär Howard Hughes nach Las Vegas. Er mietete die obere Etage des Desert Inn Hotels. Als er nach einigen Wochen gebeten wurde, das Hotel zu verlassen, kaufte er es kurzerhand. Als ihn der blinkende Neonschuh des gegenüberliegenden Casinos 'Silver Slipper' störte, er deshalb keinen Schlaf mehr fand und die Mitarbeiter sich weigerten das Blinken abzuschalten, ließ er ihnen nach wenigen Minuten mitteilen, dass er das Hotel soeben erstanden hat und sie endlich das Licht ausschalten sollen. Hughes hatte innerhalb kürzester Zeit ein Hotel nach dem anderen gekauft. Von nun an spielte das Geld der Großunternehmen eine große Rolle. Anfang der 70er Jahre verließ Howard Hughes Las Vegas wieder, gleichzeitig kam Elvis Presley und gab nun regelmäßig Konzerte in der Stadt, in der er drei Jahre zuvor Priscilla Beaulieu geheiratet hat. Auch der James Bond Film 'Diamantenfieber' wurde zu dieser Zeit gedreht.

Schon bald überstiegen die Einnahmen der Casinos eine Milliarde Dollar. Hotels wurden eröffnet wie Sand am Meer - immer größer, immer bunter, immer teurer. Las Vegas ist dabei sich alle Superlative zu sichern - mit großem Erfolg. Bereits 1995 besaß die Stadt 1.389 Spiellizenzen, 114.668 Slotmaschinen und 3.722 Spieltische. Tendenz: steigend! Im Jahr 2004 wurde der Besucherrekord mit über 40 Millionen gebrochen. Wohin das führen soll? Las Vegas ist bereits eine eigene, kleine Welt... und die reale Welt wird gespannt verfolgen, was noch alles Verrücktes dort passieren wird.
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Artikel vom 13. Mai 2005

Weiterführende Links
- LasVegas.com: www.lasvegas.com
- Nellis Air Force Base: www.nellis.af.mil

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