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MANGA 21.1.2006

Manga ist Kult

Mangas sind aus der japanischen Kultur nicht mehr weg zu denken. Sie sind fester Bestandteil der Gesellschaft. Sie bestreiten sogar einen Großteil der wirtschaftlichen Umsätze. Im Gegensatz zu Deutschland gehört der Manga auch in die Hochkultur der Leser hinein. Er ist mittlerweile fest in die täglichen Abläufe integriert.
Die Abbildung zeigt die japanische Leserichtung
© WWW.KODANCLUB.COM
Die Abbildung zeigt die japanische Leserichtung
So können durchschnittliche Mangaleser viele Seiten auf einmal erfassen, wofür ein mitteleuropäischer Leser länger brauchen würde. Morgens auf dem Weg zur Arbeit werden "Wegwerf-Mangas" konsumiert, die man ohne schlechtes Gewissen einfach in der U-Bahn liegen lässt. Die Druckqualität hat Zeitungsniveau. Wer einen Manga sammeln möchte, kauft sich die Ausgabe, die ihm gefällt, als qualitativhochwertige Edition und stellt sie in seine "Manga-Vitrine". Bisweilen werden Verkehrs – oder Warnhinweise mit kleinen Mangafiguren versehen, um das Verstehen der Aussage zu erleichtern.

Anfang der 50er Jahre stellte sich durch einige wenige Manga-ka (Comiczeichner) ein regelrechter Boom ein. Einer der berühmtesten ist Tezuka. Er hat den Manga zu dem gemacht was er ist. Zum einen spezialisierte er sich auf eine Zielgruppe und erarbeitete für den Manga, inspiriert durch Disneyfiguren, den eigenen Look und zum anderen implementierte er eine eigene Erzählstruktur, die der filmischen Erzählweise entlehnt war. Seine Geschichten waren anders als bisher und wurden von den meist jungen Lesern schnell erfasst. Durch ihn erhielten die Bildergeschichten Kultstatus.

DIe Abbildung zeigt die westliche Leserichtung.
© WWW.KODANCLUB.COM
DIe Abbildung zeigt die westliche Leserichtung.
Den Ursprung des Manga setzt man ungefähr für das 12. Jahrhundert an. Buddhistische Mönche sollen Bildergeschichten auf Holzschnitte bzw. Querrollen gemalt haben – die Tradition der japanischen Holzmalerei ist jedoch viel Älter. Natürlich sind die Holztafeln nicht direkt mit den heutigen Manga zu vergleichen. Sie zeigten das tägliche Leben und überzeichneten es zum Teil – es stellte eine Art Gesellschaftssatire dar. Den Begriff "Manga" soll der Holzschnittmeister Hokusai das erste Mal verwendet und somit geprägt haben. Laut Wikipedia sind Mangas durch ihre schematisierten Figuren und ausdruckstarken, detaillierten Bewegungseffekte charakterisiert.

Was keiner wusste

Auch unsere "Heidi" ist ein Manga, besser gesagt, ein Anime. Die Zeichnungen stammen von japanischen Zeichnern. Neben "Heidi" gab es auch andere Animes, die unsere Kindheit begleitet haben, darunter "Kimba, der weiße Löwe" oder "Die Biene Maja". Heute werden diese Zeichentrickfilmchen auf den Kinderkanälen rauf und runter gespielt.

Was bedeutet eigentlich Manga?

Besinnt man sich auf die direkte Definition - so steht "Man-Ga" nach Langenscheidt für ein nach Lust und Laune gezeichnetes Bild. Das Wortteil "Man" steht hier für unzusammenhängend und zügellos sowie Karikatur. Das andere Wortteil "Ga" steht für Bild – im engen Sinn für Zeichnung, Gemälde bzw. Zeichnen. Manchmal wird Manga auch mit ‚spontanes Bild’ übersetzt, was dem Charakter der Geschichte und der Schnelligkeit der Aufnahme entspricht. Um sich abzugrenzen werden Südkoreanische Comics als Manhwa und Chinesische als Manhua bezeichnet.
Hokusai-Manga mit der Darstellung badender Menschen
© KATSUSHIKA HOKUSAI (1760-1849)
Hokusai-Manga mit der Darstellung badender Menschen

Manga für jeden

Das Besondere am Manga ist seine Vielfältigkeit. Keine Gesellschaftsschicht wird ausgeschlossen. Mit der Zeit bildeten sich immer mehr Untergruppen heraus, die sich z. B. nach Altersstruktur oder Hobbys der Leser unterscheiden. Für die älteren Menschen gibt es die Silver-Manga, die sich speziell auf Themen für Rentner ausrichten. Aber auch Jugendliche werden angesprochen. Wobei nach Geschlecht unterschieden wird - die Manga für Jungen heißen "Shônen" und die für Mädchen "Shôjo". Sie thematisieren meist die Schwierigkeiten der Pubertät oder spielen in einer Fantasiewelt, in der Schüler zu Helden und Rettern werden. Für Erwachsene gibt es auch die sexuell ausgerichteten Mangas (Hentai), die explizite erotische Handlungen darstellen. Wer Kochen lernen möchte, kann dies natürlich mit Hilfe von Manga-Zeichnungen tun, nicht nur das, auch in Bedienungsanleitungen sind Manga-Elemente zu finden. Die Vermittlung einer Sprache kann auch über die Rezeption eines Manga erfolgen, so gibt es in Deutschland Bücher, die einem Japanisch mit Hilfe von Manga beibringen.

Wie liest man einen Manga?

Die nicht wissenden Leser, werden, wie gewohnt, den Comic von vorne nach hinten lesen wollen. Dass das so nicht geht, wird ihnen rasch klar, nach dem sie den "Warnhinweis" auf der ersten (letzten) Seite gesehen haben, der ihnen sagt, dass der Manga in japanischer Leserichtung gelesen wird. Das bedeutet, dass man von hinten nach vorne liest. Aber auch die Bilder werden anders erfasst, nämlich von rechts nach links und nicht wie bei der westlichen Lesart von links nach rechts. Wer sich nach einiger Zeit in das neue System eingefunden hat, wird seine helle Freude damit haben.

Die Bedeutung für den deutschen Markt

Seit den 90ern sind Manga nicht mehr aus unserer Comickultur zu denken. Sie fanden durch Animes den Weg zu unserem Herzen. Bislang sind Kinder und Jugendliche die angesprochene Zielgruppe von Verlagen, das ändert sich langsam. Auch Lektüre für Erwachsene findet Fürsprache bei uns. Die bekanntesten Verlage, die Mangas vertreiben sind Carlsen Comics, Panini, Egmont Manga und Anime (EMA) und neuerdings auch Tokyopop und Heyne.

Die anfänglichen Startschwierigkeiten konnten inzwischen nach einer kurzen Durststrecke überwunden werden. Einer der ersten Verlage, der sich auf den Manga-Markt wagte war Carlsen Comics. Sie sahen das Potential, was dahinter steckte, als Erster. Sie positionierten Mangas wie Dragon Ball und kreierten zudem, nach japanischem Vorbild, Mangamagazine und verzeichneten große Erfolge. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt dabei – Bonzai, die Ausgabe für Jungen, musste vor kurzem seine Tore schließen, weil der Absatz nicht die erwünschten Zahlen einbrachte. Dahingegen ist "Daisuki", die Ausgabe für Mädchen, immer noch im Spiel.

Auch neue Verlage wie Tokyopop und Heyne möchten bei dem großen Geschäft mit den Mangas dabei sein. Bei Tokyopop kann z. B. Samurai Champloo erworben werden. Bei Heyne sind Serien wie "Basilisk" und "Wolf´s Rain" zu finden.

Seit Beginn des neuen Jahrtausends finden Mangas auch Platz auf renommierten Messen wie Frankfurter Buchmesse und Leipziger Buchmesse. Dort erhalten sie eigene Bereiche, um sich zu präsentieren.

Um den Nachwuchs in Deutschland zu fördern, veranstalten Verlage Manga-Zeichenwettbewerbe und bieten den Gewinnern Verträge. Eine Berlinerin, Marie Sann, ist mittlerweile eine der bekanntesten Nachwuchstalente in Deutschland. Im Frühjahr 2006 soll ein Buchprojekt "Sketchbook Berlin", das sie in Zusammenarbeit mit Guido Neukamm erarbeitet, in die Comicläden kommen. Darin wird es um eine 16 jährige Schülerin gehen, die allerlei Abenteuer in der Hauptstadt erlebt.
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Artikel vom 21. Januar 2006

Weiterführende Links
- Website von Marie Sann: http://www.marie-sann.de/
- Wikipedia über Manga: http://de.wikipedia.org/wiki/Manga

Kommentare über Manga

dana am 22.01.2006:
suuper geschrieben. gefällt mir richtig gut!! lob ! :)


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