Und dann war da noch...
Eine Sportart in der deutsche National- und Vereinsmannschaften immer wieder größte Erfolge feiern, die hierzulande trotzdem aber ein eher unbeobachtetes Schattendasein führt, nämlich das Feldhockey. Obgleich eine der ältesten Vereinssportarten in Deutschland und der Tatsache, dass sowohl die Damen als auch die Herren mehrfach Welt- und Europameisterschaften für sich entscheiden konnten und die Herren den aktuellen Olympiatitel halten, ist nur ein geringes Publikumsinteresse festzustellen.
Aktuell finden in Mönchengladbach die Herren und Damen Europameisterschaften statt. Im gestrigen Halbfinale, das durchaus auch ein Wasserpolospiel hätte werden können, bewies die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) sowohl Geber- als auch Nehmerqualitäten und Geduld. In der Regenschlacht spielte Deutschland, vor 8000 durchweichten Zuschauern im Mönchengladbacher HockeyPark gegen die Auswahl aus England, dem letzten EM-Finalgegener gegen den das Team 2009 eine 3:5 Niederlage kassierte. Im ersten Halbfinale kurz zuvor konnte sich Erzrivale Niederlande (Ähnlichkeiten zum Fußball sind ungewollt und rein zufällig) mit 4:2 (2:2) gegen Belgien durchsetzen. Somit gingen die DHB-Jungs bestens motiviert in die Partie, um den weiteren Weg zum siebenten EM-Titel zu beschreiten.
Durch einen brillanten Techniktreffer Philipp Zellers gingen die deutschen Herren bereits in der 16. Minute in eine verdiente 1:0 Führung. Nun folgte unter immer stärkerem Regen ein verbissener Schlagabtausch in dem nach der Pause die Engländer zunächst die Oberhand gewannen, mit einer gut erspielten Strafecke aber am überragend spielenden deutschen Tormann Max Weinhold scheiterten.
Nun verwandelte sich der Kunstrasen allerdings endgültig in ein Schwimmbecken und die Begegnung musste für etwas weniger als eine Stunde unterbrochen werden, in der der Platzwart und seine Helfer unter weiteren Schauern damit beschäftigt waren die Bespielbarkeit des Platzes wiederherzustellen.
Nach der Wiederaufnahme der Partie blieben noch gute 23 Minuten Spielzeit, in denen die deutsche Auswahl das eindeutig agilere und agressivere Team war. Nachdem zwei weitere Strafecken der gegnerischen Mannschaft nur bis zum Tormann kamen, schoss Oskar Deeke dann in der 61. Minute das befreiende 2:0 und Oliver Korn zwei Minuten später das vorentscheidende 3:0, an dem sich bis zum Ende des Spiels nichts mehr änderte.
Wegen dieses befriedigenden Ergebnisses und der Tatsache, England die Niederlage von 2009 heimgezahlt zu haben, ließen sich Spieler wie Zuschauer zu minutenlangem Jubel hinreißen den auch das nasskalte Wetter nicht unterbinden konnte.
Da das nächste olympische Feldhockeyturnier in England ausgetragen wird, ist die englische Auswahl bereits automatisch qualifiziert, sodass für Titelverteidiger Deutschland bereits die Halbfinalteilnahme ausreichte das Olympiaticket zu lösen, ebenso wie die deutsche Damenmannschaft die am heutigen Samstag, 15 Uhr, ebenfalls gegen die Niederlande, im Finale antritt und sich anschickt ihren dritten EM-Titel zu holen. Das Herren-Finalspiel ist für Sonntag, 15:30 Uhr im Warsteiner HockeyPark, Mönchengladbach angesetzt. Für beide Spiele sind noch Karten zu haben. Außerdem gibt es unter tv.hockey.de einen kostenlosen Livestream der aus der TV-Übertragung in Länder mit höherer Feldhockeypopularität gespeist wird. Eine TV-Übertragung im deutschsprachigen Raum findet nicht statt.