Der weltweite Klimawandel kommt die Menschheit teuer zu stehen. Die finanziellen Folgen, die auf Deutschland zukommen würden, wenn die Politik nicht umsteuert und eine globale Erwärmung von 4,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 eintritt, hat jetzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung untersucht. Die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandels beziffert das Institut für Deutschland mit "bis zu 800 Milliarden Euro" in den nächsten 50 Jahren. Damit ist es jedoch noch nicht getan. Es ist außerdem von "Anpassungskosten an den Klimawandel" und indirekten Kosten bei Energieträgern auszugehen, die sich durch erhöhte Nachfrage und eine entsprechende Angebotsverknappung ergeben können. So rechnet das Institut mit dem Ausfall von Kraftwerken während Hitzeperioden, weil Kühlwasser infolge von Niedrigwasser in Flüssen nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.
Zu den Folgen des Klimawandels, die sich in Euro und Cent umrechnen lassen, zählt das Institut unter anderem die höheren Risiken von hochwasserbedingten Schäden sowie die notwendigen Investitionen in den Hochwasserschutz, den Anstieg von Infektionskrankheiten wie Malaria, weitere Krankheitsrisiken durch die hohen Temperaturen im Sommer, Ausfälle für den Tourismus in den Wintersportregionen, den Anstieg von Ernteverlusten und Waldbränden im Bereich der Landwirtschaft, Vermehrung von Schädlingen und vieles andere.
Sowohl die einzelnen Wirtschaftszweige als auch die verschiedenen Regionen Deutschlands sind in unterschiedlichem Maße von den wirtschaftlichen Folgen der Klimaerwärmung betroffen. Die unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen deutschen Bundesländern gingen in die Berechnungen des Instituts ein und führten zu dem Ergebnis, dass das Bundesland Baden-Württemberg - unter den genannten Bedingungen - bis 2050 rund 129 Milliarden Euro der berechneten Gesamtsumme von 800 Milliarden Euro tragen muss. Das entspricht 17 Prozent der Gesamtsumme. Gefolgt wird Spitzenreiter Baden-Württemberg von Bayern mit 113 Milliarden Euro. Auf den weiteren Plätzen folgen Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Diese Bundesländer verfügen dabei über eine unterschiedliche Wirtschaftskraft, die in einer weiteren Berechnung zu den zu erwartenden Kosten ins Verhältnis gesetzt wurde. Gemessen am prozentualen Anteil an der Bruttowertschöpfung dieser Bundesländer ist Sachsen-Anhalt am stärksten belastet, gefolgt von Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Die uneinheitliche Verteilung der volkswirtschaftlichen Lasten wird auch in den unterschiedlichen Folgen für die einzelnen Wirtschaftszweige deutlich. Belastet sind vor allem Land- und Forstwirtschaft (im Süden stärker als im Norden). Nur wenige Sektoren werden zu den Gewinnern gehören, so die Bauwirtschaft, die von Infrastrukturschäden sowie Überflutungsschäden an Immobilien durch einen Anstieg von entsprechenden Aufträgen profitieren wird.
Das DIW weist auch auf die sicherheitspolitischen Implikationen des Klimawandels hin. Mit zunehmender Erderwärmung werden die Packeismassen über der Arktis abschmelzen und die darunter liegenden Erdgas- und Ölreserven in den Bereich einer wirtschaftlichen Abbaubarkeit gelangen. Die Anrainerstaaten Dänemark, Norwegen, Kanada, die Vereinigten Staaten und Russland werden ihre Besitzansprüche untereinander aushandeln müssen. Bei einem geschätzten Anteil der dort liegenden Lagerstätten von rund 25 Prozent der weltweiten Öl- und Gasreserven wird die Brisanz dieser Frage deutlich.
Die Folgen des Klimawandels werden zurzeit auf einem Extremwetterkongress in Hamburg diskutiert. Einer der Teilnehmer, Arved Fuchs, warnte in einem Interview mit NDR Info vor einer Verharmlosung des Klimawandels nach dem Motto "... zwei Grad, so schlimm wird das schon nicht sein". Der Klimawandel beschränke sich nicht auf mehr oder weniger harmlose Wetterveränderungen: "Es ist ja nicht einfach so, dass es nur wärmer wird, dass es vielleicht mal ein bisschen mehr regnet und wir hier, was weiß ich, Palmen haben, sondern man hat ja in einigen Ländern schon ganz drastische Auswirkungen dieses Klimawandels. Es wird mehr Krankheiten geben, Landstriche werden versteppen. Was werden solche Menschen machen, die plötzlich keine Lebensgrundlage mehr haben, sie werden natürlich wandern."
Wie zur Bestätigung der Aussagen zum globalen Klimawandel erreichte die Öffentlichkeit heute eine weitere Nachricht: Dem National Snow and Ice Data Center (NSIDC) zufolge hat ein Schelfeisblock der Antarktis mit einer Fläche von 13.680 Quadratkilometern begonnen auseinander zu brechen. Bereits am 28. Februar war auf Satellitenaufnahmen entdeckt worden, dass sich aus dem Wilkins-Schelfeis der Antarktis - etwa 1.000 Kilometer von der Südspitze Südamerikas entfernt - ein Eisberg mit den Abmessungen von 41 mal 2,5 Kilometern vom Schelf gelöst hatte und nun ins offene Meer treibt. Als Folge davon habe sich auch eine weitere Schelfeisfläche von 405 Quadratkilometern Größe gelöst. Die Ablösung des Schelfeissockels wurde von Wissenschaftlern allerdings unterschiedlich bewertet. Ted Scambos vom NSIDC in den Vereinigten Staaten machte zwei Faktoren für den Abbruch verantwortlich: "Wir glauben, der Wilkinsschelf war seit wenigstens einigen hundert Jahren an dieser Stelle. Aber warme Luft und der Einfluss von Meeresströmungen haben [nun] den Abbruch verursacht". Dagegen argumentierte der Frankfurter Klimaforscher Prof. Christian Schönwiese am Rande des Extremwetterkongresses, es sei durchaus möglich, dass das Ereignis auf ein Wachstum des Schelfeises zurückzuführen sei und eine Art "Kalbungsprozess" darstelle.