Hermann Steinfurth
Hermann Steinfurth (* 28. August 1823 in Hamburg; ? 7. Februar 1880 in Hamburg) war ein deutscher Maler und Graphiker der Düsseldorfer Malerschule.
Leben
Hermann Steinfurth wurde als Sohn des Eisen- und Kurzwarenhändlers Friedrich Steinfurth am 28. August 1823 in Hamburg geboren. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er von Gerdt Hardorff dem Älteren, der an der Gelehrtenschule des Johanneums Zeichenlehrer war. 1841 reiste er nach Düsseldorf und studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Ferdinand Sohn, bei dem er auch Privatunterricht hatte, und bei Friedrich Wilhelm von Schadow in der 1. Malklasse. Es folgte eine Studienreise nach Belgien und in die Niederlande, wo er Bildnisse von Anthonis van Dyck kopierte, um seine Fertigkeiten in der Porträtkunst zu verfeinern. 1847 kehrte er nach Hamburg zurück. Er hatte sein Atelier in der Straße Herrengraben 97 am Herrengrabenfleet, wo auch das Geschäft seines Vaters nach dem Großen Brand von 1842 war (das alte Wohn- und Geschäftshaus Mühlenbrücke 139 brannte ab) und auch sein Bruder Friedrich wohnte.
1848 gewann Hermann Steinfurth einen vom Hamburger Künstlerverein veranstalteten Wettbewerb und bekam dadurch den Auftrag, das dreiteilige Altarbild für die neue Hauptkirche Sankt Petri zu malen. Um Studien für das Altarbild zu machen, reiste er nach München und Düsseldorf und malte schließlich das dreiteilige Altarbild in Düsseldorf, wo er im Jahr 1850 in der Meisterklasse von Josef Wintergerst wieder an der Kunstakademie Historienmalerei studierte. Als er mit dem Auftrag fertig war, lieferte er das Bild ab, das 1851 vom Hamburger Künstlerverein der Hauptkirche Sankt Petri gestiftet wurde. Auf dem Mittelteil befand sich die Auferstehung Christi. Das Mittelteil wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem der Luftangriffe der Operation Gomorrha zerstört. Die Kirche selbst blieb aber sonst weitgehend unbeschadet. Auch die Seitenteile blieben unbeschadet. Auf dem linken Teil ist der Apostel Petrus abgebildet, nach der Apostelgeschichte 10,14, und auf dem rechten Teil Paulus, nach Römer 14,17. Unten auf dem Bild von Paulus befindet sich die Inschrifttafel mit der Inschrift:
1851 trat er eine längere Reise durch Deutschland, Österreich und Italien an. Seit 1853 wirkte er in Hamburg, nur durch gelegentliche kleine Reisen unterbrochen. 1863 hatte sein Vater das Geschäft aufgegeben und Hermann Steinfurth hatte nun sein Atelier in der Bohnenstraße 17, wohnte aber Bohnenstraße 3. 1867 wohnte er dort immer noch, hatte aber sein Atelier in der Fuhlentwiete 92. 1870 bis 1877 wohnte und arbeitete er Koppel 93 und 94. Von 1877 bis zu seinem Tod wohnte und arbeitete er dann in der Lüneburger Straße 3 (jetzt Stralsunder Straße 3) am Hansaplatz im zweiten Stock.
1877 bot er an, an der 1862 von der Patriotische Gesellschaft gegründeten Gewerbeschule, die sich im Gebäude des Museums für Kunst und Gewerbe befand und die Vorläuferin der heutigen Hochschule für bildende Künste Hamburg war, eine Klasse fürs Aktzeichnen zu leiten. Sie sollte zur Vorbereitung für diejenigen sein, die sich auf den Besuch einer Kunstschule vorbereiteten. Das Angebot wurde angenommen und die Klasse eingerichtet mit ihm als Lehrer. Der lebenslang unverheiratet gebliebene Hermann Steinfurth unterrichtete dort bis 1880 und verstarb nach einem schweren Leiden am 7. Februar desselben Jahres im Alter von 56 Jahren in Hamburg. Er vermachte der Hamburger Kunsthalle, der er im Vorjahr schon ein Gemälde schenkte, einige Ölgemälde. Die Kunsthalle ehrte ihn daraufhin mit einer Gedächtnisausstellung.
Hermann Steinfurth war Mitglied des Hamburger Künstlervereins sowie des Kunstvereins in Hamburg und war bei beiden Vereinen eine Zeit lang Vorsitzender. Zudem war er Mitglied im Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten, dessen Vorgängerverein Crignic er seit 1846 auch schon angehörte. Er war Gründungsmitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Düsseldorfer Schachvereins, dessen ersteres Schachturnier beim Künstlerverein Malkasten 1855 stattfand. Später gehörte er dem Kuratorium der 1871 gegründeten Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien an.
Schüler (Auswahl)
- Julie de Boor (1848-1932), Malerin
Ausstellungen (Auswahl)
- 1845 4. Gemäldeausstellung in Bremen
- 1846 Hamburger Gemäldeausstellung - Ölgemälde Die Erziehung des Jupiter
- 1847 Ausstellung in Hamburg - Ölgemälde Diana und Aktäon (Diana wird von Aktäon im Bade überrascht)
- 1849 Ausstellung bei der Eröffnung der neuen Kunsthalle Bremen
- 1854 9. Große Ausstellung des Kunstvereins in Bremen in der Kunsthalle Bremen
- 1867 Ausstellung des Österreichischen Kunstvereins in Wien - Sechs Bleistiftzeichnungen zu Prometheia
- 1879 53. Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste im provisorischen Ausstellungsgebäude (Kunstbaracke) in Berlin - Ölgemälde: Porträt des Malers Hermann Kauffmann
Nach seinem Tode
- 1880 Hermann Steinfurth Gedächtnisausstellung in der Hamburger Kunsthalle
- 1893 Internationale Ausstellung der graphischen Künste im Künstlerhaus Wien - Lithographien: Prometheia, 3 Kompositionen
- 1906 Jahrhundertausstellung deutscher Kunst in Berlin - 2 Porträts: Selbstbildnis und Bildnis einer Dame in Schwarz - Abbildungen im Ausstellungskatalog
- 1909 im Kunstverein in Hamburg
- 1913 Hamburger Bildnisse im Kunstverein in Hamburg - 7 Porträts: Carl Refardt, Oberalter Johann Christian Hinsch, Gustav Baur, Oberalter Johann Peter Schäffer, Pastor Berend Carl Roosen, Ludwig Heinrich Kunhardt, Bildnis eines Herrn - Abbildungen im Ausstellungskatalog S. 76-82 (Digitalisat)
Werksverzeichnis (Auswahl)
- 1841 Jesus Christus und Johannes der Täufer als Kinder, Radierung, Platte: 8,8 × 13,8 cm, Blatt: 10 × 15,3 cm - u. a. Philadelphia Museum of Art
- Ca. 1841 Junger Jesus Christus und Johannes der Täufer umarmen sich, Radierung, Platte: 8,8 × 13,6 cm, Blatt: 10,2 × 15 cm - u. a. Philadelphia Museum of Art
- 184? Der junge Johannes der Täufer in der Wildnis, Radierung, Platte: 10 × 15,8 cm, Blatt: 11,5 × 17,3 cm - u. a. Philadelphia Museum of Art
- 184? Die Steinigung des Heiligen Stephanus, Radierung, Platte: 25,3 × 34,3 cm, Blatt: 33,2 × 45,7 cm - u. a. Philadelphia Museum of Art
- 184? Heiliger Sebastian, Radierung, Platte: 12,8 × 24,1 cm, Blatt: 15,3 × 26,8 cm - u. a. Philadelphia Museum of Art
- 1843 Pietà, Öl auf Leinwand
- 1844 Johannes der Täufer schreibt, Radierung, Platte: 8,9 × 14,2 cm, Blatt: 10,3 × 15,7 cm - u. a. Philadelphia Museum of Art
- 1844 Grablegung Christi, Öl auf Leinwand
- 1846 Die Erziehung des Jupiter (auf dem Berge Ida auf Kreta), Öl auf Leinwand, 97 × 144 cm - Ausgestellt 1846 in Hamburg - 1861-1944 im Wallraf-Richartz-Museum, dann verkauft. 2012 wurde das Gemälde bei Dorotheum für 45.000 Euro versteigert.
- 1846 Porträt des Oberalten Johann Christian Hinsch - Ausgestellt 1913 in Hamburg
- 1847 Diana und Aktäon (Diana wird von Aktäon im Bade überrascht), Öl auf Leinwand, 185 × 132 cm - Ausgestellt 1847 in Hamburg - 1852 Geschenk des Senators Eduard Johns für die zukünftige Sammlung der Hamburger Kunsthalle
- 1847 Gemälde Raub des Hylas
- 1850 Dreiteiliges Altarbild mit den Teilen Apostel Petrus, Auferstehung Christi und Paulus, von denen nur noch die Teile mit Petrus und Paulus existieren - Hauptkirche Sankt Petri in Hamburg
- 1851 Porträt des Malers Ludwig Knaus, Öl auf Leinwand, 86 × 107 cm - Vermächtnis Steinfurths an die Hamburger Kunsthalle
- 1854 Porträt des Oberalten Johann Peter Schäffer - Ausgestellt 1913 in Hamburg
- Vor 1860 Porträt Wilhelm Daniel Vivié als Kind (Sohn von Ernst Gottfried Vivié, in dessen Besitz sich 1898 noch das Bild befand)
- Vor 1862 Porträt des Malers Hermann Soltau, Öl auf Leinwand, 47 × 57 cm - Hamburger Kunsthalle
- 1862 (oder vorher) Sechs Bleistiftzeichnungen zu Prometheia - Ausgestellt 1867 in Wien - 1862 erschienen als Lithographien
- 1863 Die zwölf Apostel auf sechs Blättern, Lithographien
- Vor 1864 Porträt Georg Ernst Harzen (Kunsthändler (Galerie Commeter) und Förderer der Hamburger Kunsthalle), Öl auf Leinwand, 94 × 113,5 cm - Auftragsarbeit für die Hamburger Kunsthalle
- Vor 1864 Selbstporträt, 54,5 × 66,5 cm - 1863 Geschenk vom Hamburger Künstlerverein an die Hamburger Kunsthalle
- Vor 1865 Porträt einer Dame (in Schwarz), 48 × 58 cm - 1906 ausgestellt in Berlin - 1895 erworben von der Hamburger Kunsthalle
- Vor 1868 Porträt August Abendroth, Öl auf Leinwand, 97 × 121 cm - Geschenk von Otto Berkefeld an die Hamburger Kunsthalle
- Vor 1871 Porträt des Hauptpastoren Gustav Baur - Ausgestellt 1913 in Hamburg - Hauptkirche Sankt Jacobi in Hamburg
- 1871 Porträt Carl Heine, Öl auf Leinwand, 95 × 128 cm - Auftragsarbeit für die Hamburger Kunsthalle
- Vor 1872 Porträt Carl Refardt - Ausgestellt 1913 in Hamburg
- Vor 1872 Porträt Ludwig Heinrich Kunhardt - Ausgestellt 1913 in Hamburg
- Vor 1873 Porträt Christian Petersen - Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
- 1874 Skizzenblatt mit zahlreichen flüchtigen Kinderakten auf beiden Seiten, Bleistift, 52 × 35 cm - Ehemals in Sammlung Arnold Otto Meyer
- 1876 Porträt Johann Matthias Commeter (Galerie Commeter), Kopie eines Gemäldes von Robert Schneider, Öl auf Leinwand, 61,5 × 75 cm - Auftragsarbeit für die Hamburger Kunsthalle
- 1879 Porträt des Malers Hermann Kauffmann (im Alter von 70 Jahren), Öl auf Leinwand, 60 × 75 cm - Ausgestellt 1879 in Berlin - 1879 Geschenk Steinfurths an die Hamburger Kunsthalle
- 18?? Porträt des Malers Valentin Ruths, Öl auf Leinwand, 54,5 × 66,5 cm - 1893 Geschenk Ruths an die Hamburger Kunsthalle
- 18?? Selbstporträt, 37 × 46 cm - 1906 ausgestellt in Berlin - Hamburger Kunsthalle
- 18?? Porträt des Pastoren Berend Carl Roosen - Ausgestellt 1913 in Hamburg
- 18?? Porträt des Pastoren Gotthard Ritter (St. Petri Kirche), Öl auf Leinwand, 95 × 140 cm
- 18?? Porträt eines Herrn - Ausgestellt 1913 in Hamburg
- 18?? Porträt des Bürgermeisters Hermann Anthony Cornelius Weber
- 18?? Prometheia, 3 Kompositionen (Lithographien) - Ausgestellt 1893 in Wien
- 18?? Porträt eines Herrn, Öl auf Leinwand, 39,4 × 47 cm
- 18?? Porträt Eduard Heinichen. Von dem Porträt existieren auch Graphiken, die von Otto Speckter angefertigt wurden.
- 18?? Badende Kinder, Zeichnung und heliographische Reproduktion
- 18?? Der Tartaros, Öl auf Leinwand, 107,5 × 74 cm - Vermächtnis Steinfurths an die Hamburger Kunsthalle
- 18?? Der Tartaros, Bleistiftzeichnung, 101 × 69 cm
- 18?? Eos entführt Tithonos, Öl auf Leinwand, 197 × 267 cm - Vermächtnis Steinfurths an die Hamburger Kunsthalle
- 18?? Bacchanten, Öl auf Holz, 37 × 22 cm - Vermächtnis Steinfurths an die Hamburger Kunsthalle
- 18?? Federzeichnung Großes Bachanal, in der Mitte Bacchus, 50,3 × 31,2 cm - Ehemals im Museum für Hamburgische Geschichte und in Sammlung Arnold Otto Meyer
- 18?? Federzeichnung Mythologische Szene, 35,5 × 29 cm - Ehemals im Museum für Hamburgische Geschichte und in Sammlung Arnold Otto Meyer
- 18?? Die Bekehrung des Heiligen Paulus, Graphiken, 4 Blätter
- 18?? Wandmalereien auf Schieferplatten in der Villa von Eduard Behrens (Vater von Theodor Behrens): Nackte Figuren in ornamentaler Haltung und Umrahmung nach klassischem Schema
- 18?? Schlafende Venus und Amor (bei einer Auktion auch unpassenderweise Luna und Endymion), Öl auf Leinwand, 47 × 39,5 cm - Hermann Steinfurth zugeschrieben
Literatur
- Hamburgischen Künstler-Lexikon, bearbeitet vom Verein für Hamburgische Geschichte, Bd. 1, Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, S. 247-248 (Digitalisat)
- H. Steinfurths Apostel und Prometheia. In Adolf Strodtmann (Hrsg.): Orion. Monatsschrift für Literatur und Kunst, Bd. 1, 1863, S. 237
- Oskar Berggruen: Hermann Steinfurth. Ein Nekrolog. in Gesellschaft für vervielfältigende Kunst (Hrsg.): Die Graphischen Künste Bd. 2, 1880, S. 60 (Digitalisat)
- John Denison Champlin (Hrsg.): Cyclopedia Of Painters And Paintings Bd. 4, Charles Scribner's Sons, New York 1885 (englisch)
- Alfred Lichtwark: Verzeichnis der Gemälde neuerer Meister. Geschichte und Organisation der Kunsthalle, Hamburg 1897, S. 162-163 (Digitalisat)
- Alfred Lichtwark: Hermann Steinfurth in Das Bildnis in Hamburg, 2. Band, Kunstverein in Hamburg 1898, S. 196-198 (Bilder ab S. 192)
- Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Band 2, zweite Hälfte, Dresden 1901, S. 814-815
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Weblinks
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