| Raumgruppen-Nr = | Gitterparameter_a = 16,031 | Gitterparameter_b = 17,624 | Gitterparameter_c = 14,605 | Gitterparameter_alpha = | Gitterparameter_beta = | Gitterparameter_gamma = | Formeleinheiten = 4 | Ref_Gitterparameter = | häufige_Kristallflächen = | Zwillingsbildung =
| Mohshärte = 2,75 | Dichte = gemessen: 5,03; berechnet: 5,12 | Spaltbarkeit = Vollkommen an | Bruch = spröde | Farbe = kanariengelb, teilweise mit grünstich | Strichfarbe = helles gelb | Transparenz = halbtransparent | Glanz = Harz- bzw. Wachsglanz | Radioaktivität = vorhanden | Magnetismus =
| Brechungsindex_n_alpha = 1,760 bis 1,762 | Brechungsindex_n_beta = 1,767 bis 1,768 | Brechungsindex_n_gamma = 1,768 bis 1,770 | Brechungsindex_n_e = | Brechungsindex_n_o = | Brechungsindex_n = | Doppelbrechung = | Optischer_Charakter = zweiachsig positiv | Optischer_Achsenwinkel = moderat bis groß, 30° | Pleochroismus = X = farblos, Y = Z = goldgelb
| chemisches_Verhalten = | besondere_Kennzeichen = }}
Dewindtit ist ein seltenes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallssystem mit der chemischen Zusammensetzung H2Pb3(UO2)6O4(PO4)4·12H2O. Es bildet taflige Kristalle entlang [100] mit einer Größe von bis zu 3 mm. Die Kristalle sind feinkörnig bis massiv.
Dewindtit hat eine gelbe Farbe. Aufgrund seines Pleochroismus reicht die Farbe je nach Blickrichtung von farblos bis kanariengelb. Es ist halbtransparent und weist einen harzigen bis wachsartigen Glanz auf. Es ist wegen des Vorhandenseins von Uran mit einem Masseanteil von 49 % radioaktiv.
Etymologie und Geschichte
Das Mineral wurde 1922 von Alfred Schoep in einer Probe aus Katanga, Dem. Rep. Kongo entdeckt und nach dem belgischen Geologen Dr. Jean Dewindt benannt, der im Tanganyikasee (Kongo) ertrunken war. Schoep entdeckte 1923, dass das Mineral identisch mit
Stasit ist. Der Status von Dewindtit war lange Zeit sehr unklar. Es wurde auf Grundlage von Untersuchungen mit Röntgenstrahlen vermutet, dass Mineral wäre eine Mischung aus Renardit und Phosphuranylit. Zudem war auch die chemische Zusammensetzung nicht ganz klar, so wurden als chemische Formeln z.B. auch Pb
2(UO
2)
4(PO
4)
3(OH)
3·7H
2O angegeben, basierend auf einer Analyse mit Rötgenstrahlen von Hogarth und Nuffield aus dem Jahr 1954. Die angegebene Formel ist aber die aktuell (2015) von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete Formel.
Das Typmaterial des Minerals wird im Königlichen Museum für Zentral-Afrika in Tervuren, Belgien aufbewahrt.
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Dewindtit zur Mineralklasse der "Phosphate, Arsenate und Vanadate" und dort zur Abteilung der "Uranylphosphate/Arsenate und Uranylvanadate", wo er zusammen mit Althupit, Arsenovanmeersscheit, Arsenuranylit, Bergenit, Dumontit, Françoisit-(Ce), Françoisit-(Nd), Hügelit, Kamitugait, Kivuit, Metavanmeersscheit, Mundit, Phosphuranylit, Phuralumit, Phurcalit, Vanmeersscheit und Yingjiangit die unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII/E.07 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Dewindtit ebenfalls in die Abteilung der "Uranylphosphate und Arsenate" ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach dem Verhältnis von Uranly zu Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung "UO2:RO4 = 3:2" zu finden ist, wo es mit Arsenuranylit, Phosphuranylit, Renardit (fraglich) und Yingjiangit in der Phosphuranylit-Phurcalit-Gruppe mit der Systemnummer 8.EC.10 ist.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dewindtit in die Klasse der "Phosphate, Arsenate und Vanadate" und dort in die Abteilung "Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen" (Nr. 42) und dort in die Untergruppe "mit (A)3(XO4)2 Zq × x(H2O)" ein. Hier ist er als einziges in der unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 42.09.08 zu finden.
Kristallstruktur
Dewindtit kristallisiert orthorhombisch in der mit den Gitterparametern
a = 16,031 Å,
b = 17,624 Å und
c = 14,605 Å und vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.
Eigenschaften
Chemische Eigenschaften
Dewindtit ist sehr gut löslich in Säuren. Die chemische Zusammensetzung ist wie folgt:
- Uran: 49,18 %
- Phosphor: 4,27 %
- Wasserstoff: 0,9 %
- Blei: 21,41 %
- Sauerstoff: 24,24 %
Physikalische Eigenschaften
Dewindtit ist aufgrund seines Urangehalts stark radioaktiv. Die Aktivität von 1 g Dewindtit ist 88 kBq. Zum Vergleich: Natürliches Kalium hat eine Aktivität von 0,0312 kBq/g.
Bildung und Fundorte
Dewindtit bildet sich als Sekundärmineral bei Abwandlung von Uraninit oder anderen Uran-haltigen Mineralien. Es bildet Vergemeinschaftungen mit Torbernit, Parsonit, Dumontit, Uraninit, Bergenit, Autunit, bariumhaltigem Uranophan, Uranophaerit und Wölsendorfit.
Von Dewindtit sind 88 Fundorte bekannt (Stand: 2015).
Die Typlokalität von Dewindtit liegt in der Dem. Rep. Kongo. Neben der Typlokalität ist noch ein weiterer Fundort in Kongo bekannt.
In Deutschland sind neun Fundorte bekannt. In Baden-Württemberg im Schwarzwald gibt es eine Fundstelle bei Menzenschwand. In Bayern sind drei Fundorte bekannt: einmal im Fichtelgebirge, ein zweiter in Wösendorf und ein dritter in Zandt. Auch in Rheinland-Pfalz gibt es eine Fundstelle beim Ort Ellweiler im Landkreis Birkenfeld. In Sachsen gibt es einen Fundort im Erzgebirge beiSchneeberg und zwei Fundorte im Vogtland. Ein letzter deutscher Fundort befindet sich in Thüringen bei Wurzbach.
In der Schweiz finden sich im Kanton Wallis zwei Fundorte: Einmal bei Finhaut und einmal bei Les Marécottes.
Erstaunlich viele Fundorte gibt es in Frankreich, welches 30 Fundorte aufzeigen kann. Sie liegen in den Regionen Auvergne, Bretagne, Burgund, Languedoc-Roussillon, Limousin, Pays de la Loire, Poitou-Charentes, Provence-Alpes-Côte d'Azur und Rhône-Alpes.
Die weiteren Fundorte liegen in Argentinien, Australien, Gabon, Italien, Kanada, Kolumbien, Madagaskar, Portugal, Slowenien, Tadschikistan, Tschechien, dem Vereinigtem Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Siehe auch
Literatur
- Clifford Frondel: Systematic Mineralogy of Uranium and Thorium In: U.S. Geological Survey Bulletin, 1958 (PDF)
- D. D. Hogarth, E. W. Nuffielt: Studies of radioactive compounds: VII - Phosphuranylite and dewindtite. In: American Mineralogist, Vol. 39, 1954, S. 444-447 (PDF)
- P. Piret, J. Piret-Meunier, M. Deliens: Composition chimique et structure cristalline de la dewindtite Pb3[H(UO2)3O2(PO4)2]2·12H2O. In: European Journal of Mineralogy, Vol. 2, 1990, S. 399-405 (in Französisch mit englischem Abstract)
Weblinks
Einzelnachweise