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GESUNDHEIT

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Erika John

Erika John (* 1. Januar 1943 in Jena; ? zwischen dem 1. März 2007 und dem 25. Januar 2008 in Jena) war eine deutsche Malerin, Grafikerin und Bildhauerin.

Kindheit

Erika John wurde 1943 in eine Jenaer Arbeiterfamilie geboren, die dem kommunistischen Widerstand nahe stand: Ihr Großvater war Josef Klose, Mitglied der thüringischen Nazi-Widerstandsgruppe "Magnus Poser". Erikas Vater war der Dekorateurmaler Willy John, ihre Mutter Paula Klose - Erikas Eltern waren zu ihrer Geburt verheiratet. Die dann geschiedene Paula John übergab ihre vierjährige Tochter dem sozialistischen DDR-Heimsystem (Erika durchlitt nach eigenen Angaben acht Heime), um sich ausschließlich ihrer SED-Parteikarriere zu widmen.

Leben

John absolvierte ab 1961 eine Ausbildung zum Steinmetz, um danach 1965-1970 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden Malerei und Grafik zu studieren. Nach ihrem Studium arbeitete sie kurzzeitig im Büro für Städtebau Jena - ab 1973 war sie freischaffend tätig. Sie unterrichtete von 1973 bis 1982 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und hatte später einen Lehrauftrag an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Halle/Burg Giebichenstein.

Erika John galt bis in die 1990-er Jahre als eine Hoffnungsträgerin des bildkünstlerischen Schaffens in Thüringen und hatte sich über Jena und die Region hinaus einen Ruf erworben als sensible Zeichnerin mit eigener Handschrift, als gesuchte Ausstellungs-Gestalterin, als von Kindern und Erwachsenen geschätzte Kursleiterin und Objektbildnerin. Zudem war sie - wie der Nachlass zeigt - eine experimentierfreudige, originelle Fotografin.

Nach zahlreichen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zog sich Erika John in den 1990er Jahren immer weiter zurück - sie stellte ihre Arbeiten nicht mehr aus, mied Begegnungen, ließ Kontakte verkümmern und lebte als Eremitin.

Freitod 2007

Nach hochgradig traumatisierenden innerfamiliären Erkenntnissen (ihre Mutter hatte sie 1953 als Zehnjährige - zeitgleich mit ihrer eigenen Verpflichtung als Spitzel des DDR-Staatssicherheitsdienstes - in Erfurt als künftigen Kader in die Stasi-Kartei eintragen lassen, wie sie in den 1990-er Jahren erfuhr), einer zerbrochenen kurzzeitigen Liebesbeziehung, einem ersten Hörsturz (1983) und einem Haushaltsunfall (1990), der ihr dauerhaft die feinen Funktionen der linken Arbeitshand nahm und ihr künstlerisches Schaffen nachhaltig einschränkte, verlor Erika John zunehmend Zuversicht und Lebensfreude. Im Jahr 1996 kam es zum ersten Suizid-Versuch.

Im Jahr 2007 nahm sich Erika John das Leben. Es handelte sich offenkundig um eine lange geplante und bewusste Entscheidung der Künstlerin.

Im letzten, undatierten Eintrag in ihren Aufzeichnungen heißt es: "Vierundsechzig Jahre Leben in vier Deutschländern sind genug. (...) Ich habe keinerlei staatliche Hilfe beantragt, keine Rente, bin nicht mehr versichert und habe den Personalausweis nicht erneuern lassen. Spareinlagen zur Begleichung der noch anfallenden Kosten sind vorhanden. Somit verabschiedet sich das Erziehungs-, Verwaltungs- und Mobbingobjekt E. John."
Am 11. Februar 2008 wurde Erika John in ihrer Hochhaus-Wohnung in Jena-Lobeda, Stauffenbergstr. 16, bei einer vom Ordnungsamt veranlassten Wohnungsöffnung tot aufgefunden. Das genaue Todes-Datum war nicht feststellbar, es liegt nach amtlicher Feststellung "zwischen dem 1. März 2007 und dem 25. Januar 2008". Es gibt nicht-amtliche Hinweise, dass das Todes-Datum um den 23. Juni 2007 (= Jahrestag des Todes der Mutter) liegen könnte.

Am 13. Februar 2008 erfolgte die amtlich angeordnete Bestattung. Am 27. März 2007 erschien in der Jenaer Tagespresse eine Todesanzeige, die der Jenaer Kunstverein initiiert hatte.

Ausblick

Die vier Erben - einstige Kolleginnen von Erika John - übereigneten am 24. Juni 2013 den gesamten Nachlass der Stadt Jena (Stadtmuseum Jena und Stadtarchiv). Somit liegt die Verantwortung für den Umgang mit dem künstlerischen Erbe in den Händen der Stadtverwaltung Jena.

Aktuell (2014) plant das Stadtmuseum Jena für das Jahr 2017 eine Ausstellung zum künstlerischen Schaffen von Erika John anlässlich ihres 10. Todestages.

Literatur

  • Erika John: Mein Robbenloch im Eis - Tagebücher & Bilder. Herausgegeben von Ingeborg Stein und Manfred Jendryschik, 290 Seiten, Format A4. Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-95486-393-8

Die posthume Publikation, die auf Initiative von Ingeborg Stein und Schriftsteller Wulf Kirsten im Projekte-Verlag in Halle (Saale) verwirklicht werden konnte, will anregen, Erika John als "eine Künstlerin von wenigstens nationalem Rang neu zu entdecken. Erika John, fremd in zwei Gesellschaftssystemen, entzog sich in ihrem letzten Lebensjahrzehnt der Öffentlichkeit, nachdem sie etwa tausend erstaunliche Zeichnungen in die Welt gesetzt hatte. Auch ihre Tagebücher geben hoch interessant Auskunft."

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