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GESUNDHEIT

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Grotzen (Fell)

Grotzen, auch Krotzen, ist in der Pelzbranche der Fachbegriff für die Fellmitte mit dem dunkleren, meist langhaarigeren Rückgratstreifen. Ist der Grotzen sehr ausgeprägt und schmal, wird er in der Zoologie Aalstrich genannt.

Allgemein

Eine der ersten Arbeiten des Kürschners beim Anfertigen eines Pelzes ist das Anzeichnen des Grotzens, der oft sehr markanten Fellmitte. Der Grotzen ist in der Regel dunkler als das Hauptfell, außerdem, vor allem im Oberhaar, langhaariger. In der Grotzenmitte ist das Haar häufig kürzer und liegt stärker an, um dann beiderseits und nach hinten hin an Länge zuzunehmen, zum Beispiel beim Fuchsfell. Für andere Fellarten ist ein Merkmal, dass ein schmaler Haarstreifen in der Mitte des Grotzens kammartig länger ist, bei den Katzenartigen ist das unterschiedlich stark ausgeprägt, ebenso beim Ziegenfell. Eine besonders lange Grotzenbehaarung ist die Fellmähne im Genick mancher Tiere, markant beispielsweise beim Pferd. Beim Rind dagegen scheitelt sich dort das Haar und es entstehen zwei Wirbel, die bei der Verarbeitung des Kalbfells meist entfernt werden. Grundsätzlich verläuft die Haarrichtung der für die Pelzverarbeitung infrage kommenden Tiere im Grotzen von vorn nach hinten, bis auf die erwähnte Abweichung bei wenigen Arten in der Kopfpartie.

Meist benutzt der Kürschner zum Anzeichnen des Grotzens das Kopierrad. Ist das Grotzenhaar in der Haarlänge differierend zum daneben liegenden Haar oder die Unterwolle dunkler, kann es sinnvoll sein, das Fell über der Hand zu brechen und den Grotzen mit Stecknadeln zum markieren ("bestechen"). Eine weitere Möglichkeit ist das Anzeichnen mit dem spitzen Ende des Kürschnermessers oder den Zähnen des Kürschner-Messingkamms (der abgebildete Kamm mit Grotzenstecher ist eine Sonderausführung), wobei das Fell mehrfach kurz über die Arbeitsplatte gezogen wird. In jedem Fall werden werden die entstandenen Markierungspunkte mit einem geeigneten Stift anschließend zu einer gestrichelten Linie auf der Lederseite verbunden. Wird das Kopierrad benutzt, kann durch das Unterlegen von Durchschreibepapier dieser Arbeitsgang eingespart werden.

Bei der ganzfelligen Verarbeitung werden die Grotzen entsprechend den Grotzenlinien passend übereinander genäht, insbesondere bei markanten Grotzen sollen sie genau in der Mitte des Fellstreifens verlaufen. Beim Spannen des fertig genähten Pelzes werden sie mit Zwecknägeln, Stecknadeln oder Zweckklammern (hohe Heftklammern) zu einer geraden Linie ausgerichtet, bei der halbfelligen Verarbeitung wird das Fell hier geteilt. Ebenso beim Versetzen, bei dem eine Hälfte des Felles in die linke, die andere Hälfte in die rechte Hälfte des Kleidungsstücks gearbeitet wird, um ein möglichst spiegelgleiches Aussehen zu erzielen. Hierbei muss beim vorhergehenden Sortieren auf eine annähernd gleiche Grotzenfarbe, vor allem aber auf eine gleiche Haarlänge geachtet werden. Lockige Felle werden in der Regel nicht mit einer geraden Naht versetzt, sondern mit einer Grotzenzacke oder -welle, um eine für das Auge auf der Haarseite möglichst unsichtbare Verbindung zu schaffen. Die Grotzenzacke unterscheidet sich von der Fellseitenzacke dadurch, dass alle Zackenseiten immer gleichlang sind. Werden Kragen und Besätze aus einem Fell gearbeitet, oder aber bei halbfelligen Verbrämungen, wird meist der Grotzen nach außen genommen, da das relativ gleichmäßig lange und dichte Grotzenhaar eine sauberere Kante ergibt als das in der Regel schüttere und ungleiche Bauchhaar.

Bei der Arbeitstechnik des Auslassens, bei der die Felle auf Kosten der Breite verlängert werden, ändern die Schnittformen (V-Schnitt, A-Schnitt, W- und M-Schnitt) in der Grotzenmitte die Schnittrichtung. Im ausgelassenen Fellstreifen wirkt der jetzt schmalere Grotzen dunkler als im unbearbeiteten Fell.

Ableitungen

  • Der Grotzenstecher ist eine Stechahle mit einem Holzgriff, an dem sich ein scharf gespitzer Stahlvorstoß befindet. Er dient zum Markieren des Grotzens, von Farbgrenzen und von Haarfehlstellen (z. B. kurzhaariger Zwiewuchs) von der Haar- auf die Lederseite. Die anhand der kleinen Stechlöcher auf dem Leder mit dem Stift eingezeichneten Grotzen- und Farblinien ermöglichen dem Kürschner ein genaues Nebeneinander- und Übereinandersetzen der Felle, die angezeichneten Schad- oder Störstellen werden durch Anbrachen entfernt.

  • Die Grotzenzeichnung ist das Aussehen des Grotzens. Der Kürschner spricht von der Grotzenlinie, wenn zwei oder mehr hintereinandergesetzte Felle einen durchlaufenden Grotzen bilden, beispielsweise bei Bisam-, Zyperkatzenfellen usw.

  • Die Grotzengabelung ist eine auf der Kürschnerschule in Leipzig entwickelte, nur selten angewandte Arbeitstechnik. Hierbei lässt man, verbunden mit der Auslassarbeit, einen weiteren oder sogar drei Grotzen aus einem herauslaufen. Die Gabelung kann an beliebigen Stellen erfolgen, sie kann sowohl nach unten (in der Regel) als auch nach oben ausgeführt werden.

  • Der Grotzenstrich ist das künstliche Auffärben eines dunkleren Grotzenstreifens auf ein Fell, die Arbeitstechnik selbst ist das

  • Grotzieren, auch Grotzenziehen. Zum einen gibt es Felle, die sehr wenig lebhaft, also sehr einheitlich gefärbt sind (Beispiel: Murmelfell). Um diese eintönigen Felle im verarbeiteten Pelzteil attraktiver zu machen wird in der Pelzveredlung ein künstlicher, dunklerer Grotzen geschaffen. Dies kann entweder durch Aufsprühen mit der Sprühpistole, dem Auftragen der Farbe mit der Bürste, dem Pinsel, einem Schwamm oder maschinell mit der Bürstwalze geschehen. Insbesondere in Modeepochen, in denen eine schmalstreifige Fellverarbeitung bevorzugt wird (Arbeitstechnik des Auslassens), geht der Pelzveredler noch einen Schritt weiter. Nachdem die Felle zu Tafeln in Mantel- oder Jackengröße, sogenannten Bodies, zusammengenäht sind, trägt er auf die übereinandergesetzten Felle in gleichmäßigen Abständen mehrere Längsstreifen pro Bahn auf, so dass die tatsächliche Fellbreite für den Betrachter nicht mehr erkennbar ist.

Zum anderen ist der natürliche Grotzen den Pelzdesignern manchmal nicht ausdrucksvoll genug (häufig beim Waschbärfell), oder aber er ist durch Bleichen oder Färben des Fells aufgehellt oder ganz verschwunden. Mit einem Nachgrotzieren wird ein natürlich wirkendes Aussehen wiederhergestellt.

Das Grotzieren erfordert erhebliche Übung und Geschick, es muss darauf geachtet werden, dass die Farbe nicht zu dunkel ist, dass sie nicht zu tief eindringt und dass zu den Seiten hin ein möglichst gleichmäßiger, natürlich wirkender Verlauf erzielt wird. Die Farbstofflösung soll nur die Spitzen färben und auch zwischen Ober- und Unterhaar einen gleichmäßigen Übergang schaffen.

Einzelnachweise


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