REFUGIO München ist ein Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer. Es betreut Flüchtlinge vor allem in München, aber auch in weiteren bayrischen Städten, wie Augsburg, Landshut und Rosenheim. Die wesentlichen Tätigkeitsfelder sind Psychotherapie, Sozialberatung, ärztliche Diagnostik und Begutachtung. Hinzu kommen noch Unterstützung von Migranten bei der Integration und Fortbildung von professionellen Helfern im Flüchtlingsbereich. Eine besondere und vielfältige Unterstützung erfahren Flüchtlingskinder und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF). Die Kunstwerkstatt für Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge arbeitet künstlerisch, pädagogisch und kunsttherapeutisch direkt in Münchner Asylunterkünften und Schulen.
Geschichte
Ab 1990 engagierten sich Mitarbeiterinnen der
Initiative für Flüchtlinge e.V. für die Gründung eines psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge in München. Nachdem er zuvor bereits zwei Anträge dazu abgelehnt hatte, beschloss der Münchner Stadtrat 1993 die Gründung eines psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge in München, die Stadt München beauftragt im gleichen Jahr die
Initiative für Flüchtlinge e.V. mit Gründung und Trägerschaft. Im Mai 1994 Eröffnung und Einweihung des Beratungs- und Behandlungszentrums REFUGIO München in der Rauchstraße mit sechs Mitarbeitern. 1998 benannte sich der Trägerverein um in
IfF - REFUGIO-München e.V.
2001 Umzug von der Rauchstraße in Bogenhausen an den Mariahilfplatz in der Au, 2012 erfolgte ein weiterer Umzug in die Rosenheimer Straße 38 (Haidhausen). Beide Umzüge waren mit einer Erweiterung der Aktivitäten verbunden. REFUGIO München beschäftigt 2014 ein interdisziplinäres Team aus 27 Angestellten und etwa 90 Honorarkräften.
Aktivitäten
Klienten von REFUGIO München sind Flüchtlinge, die gefoltert wurden, traumatisiert sind oder sich in einer psychischen Krise befinden. Tätigkeitsfelder bei erwachsenen Flüchtlingen sind
- Soziale Beratung,
- Krisenintervention,
- medizinische und psychologische Diagnostik
- Psychotherapie, insbesondere bei posttraumatischer Belastungsstörung
- Begutachtung und Unterstützung in Asylverfahren,
REFUGIO hat einen Pool von Dolmetschern, die für die Mitwirkung bei Beratungsgesprächen und Psychotherapie besonders ausgebildet sind; sie wirken nicht nur als Übersetzer, sondern bringen auch ihre interkulturelle Kompetenz in das Gespräch zwischen Flüchtling und Therapeut ein. Es gibt sie für mehr als 30 Sprachen.
Weitere Angebote gibt es für Flüchtlingskinder und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge:
- Kunsttherapie und Musiktherapie einzeln und in Gruppen
- Spieltherapie
REFUGIO München unterstützt jährlich mehr als 1.500 Flüchtlinge aus über 40 Nationen, darunter ca. 600 Flüchtlingskinder und -jugendliche.
Kunstwerkstatt
In mehreren Flüchtlingsunterkünften, aber auch in Schulen und im EineWeltHaus, können sich Flüchtlingskinder und -jugendliche, insbesondere auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, unter Anleitung von Künstlern und Kunsttherapeuten künstlerisch betätigen: Bildnerisches Gestalten, Tanz, Breakdance, Musik, Fotografie, Theater, Ferienprojekte. Mehrmals im Jahr veranstaltet die Kunstwerkstatt Ausstellungen mit Werken aus den Kunst- und Fotografiegruppen, sowie Auftritte von Musik-, Tanz- und Theatergruppen, z. B. beim Tollwood-Festival. Bekannte Musiker, wie z.B. Wally Warning und Chuck Ragan traten zusammen mit Musikgruppen der Kunstwerkstatt auf. Ziel der Kunstwerkstatt ist es, Phantasie und Kreativität der Kinder zu fördern und sie dadurch psychisch zu stabilisieren. Beim Malen von Bildern können sie ihre traumatischen Erlebnisse mitteilen und verarbeiten.
Weitere Projekte
- Muttersprachliche Elternseminare: REFUGIO München veranstaltet Muttersprachliche Elternseminare in 26 Sprachen. Sie werden von pädagogisch ausgebildeten Trainern für Mütter und Väter mit Migrationshintergrund entweder einzeln oder in Gruppen, gelegentlich auch vor Ort in den Familien angeboten. Ziel ist es, die Eltern bei Erziehung der Kinder in der schwierigen Fluchtsituation und in fremder Umgebung zu helfen.
- Welcome: REFUGIO München organisiert ehrenamtliche Begleitung von Flüchtlingen. Dabei treffen sich Ehrenamtliche regelmäßig mit Flüchtlingen oder Flüchtlingsfamilien während eines halben Jahres in Alltagssituationen, verbringen die Freizeit zusammen, unterstützen sie bei Behördengängen, helfen den Kindern bei Schularbeiten o.ä.. Ziel ist es, Flüchtlinge mit der für sie fremden Kultur vertraut zu machen und sie so aus ihrer Isolation herauszuführen
- spezielle Angebote für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF): In Kletterkursen können sie Vertrauen in sich selbst und zu Anderen (wieder) aufbauen. Regelmäßige Gruppentreffen helfen ihnen sich in der fremden Umgebung zurecht zu finden.
- Beratung für Migranten bei Fragen zur Integration, z.B. bezüglich Erwerbstätigkeit, Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen und Wohnungssuche.
Fortbildungen
Mitarbeiter von REFUGIO München veranstalten Fortbildungen für professionelle Helfer im Flüchtlingsbereich in Form von Vorträgen und Fachtagungen. Themen sind: Interkulturelle Kompetenz, Traumatisierung von Flüchtlingen, Psychotherapie von Flüchtlingen, Posttraumatische Belastungsstörung, Begutachtung von Flüchtlingen im Asylverfahren.
Sonstiges
REFUGIO München ist Mitglied bei der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer.
REFUGIO München ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe gemäß § 75 Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG).
Dreimal im Jahr erscheint der REFUGIO-Report mit Berichten und Informationen zur Arbeit von REFUGIO München und sonstigen Flüchtlingsthemen.
Finanzierung
Finanziert wird REFUGIO München vor allem aus öffentlichen Mitteln, allen voran durch die Stadt München. Aber auch Wohlfahrtsverbände, private Stiftungen und Spenden von Firmen und Privatleuten tragen zum Haushalt bei; die wichtigsten Unterstützer haben sich in einem
Unterstützerverband für REFUGIO München organisiert. Es gibt einen Förderverein, dessen Mitglieder durch Spenden REFUGIO München unterstützen. Die Ein- bzw. Ausgaben betrugen 2012 über zwei Millionen Euro.
Auszeichnungen
REFUGIO München erhielt zahlreiche Auszeichnungen, z. B. 2013 den Preis der Karl-Kübel-Stiftung, 2013 (ebenso 2011, 2009, 2003, 2001, 1999 und 1998) den Preis der Dr.-Viktor-Freiherr- von-Fuchs-Stiftung, 2011 den Luise Kiesselbach-Preis des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bayern, 2008 den Anita-Augspurg-Preis, 2004 den Deutschen Jugendhilfepreis. Anni Kammerlander, eine der Gründerinnen und langjährige Geschäftsführerin von REFUGIO München, wurde 2012 mit der Bayerischen Verfassungsmedaille ausgezeichnet.
Weblinks
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