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GESUNDHEIT

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Leonid Rogosow

Leonid Iwanowitsch Rogosow (, wiss. Transliteration ''''; * 14. März 1934 in der Station Daurija; Borsinski Rajon; Oblast Tschita; RSFSR; Sowjetunion; ? 21. September 2000 in Sankt Petersburg) war ein sowjetischer Chirurg, der weltbekannt wurde, weil er 1961 als erster, und bis jetzt einziger, Mensch an sich selber eine Blinddarmoperation in Lokalanästesie durchgeführt hat.

Frühe Jahre

Rogosow wurde 1934 in der Ortschaft (Station) Daurija; Oblast Tschita (heute Region Transbaikalien), geboren. Sein Vater Prochoronowitsch Rogosow (* 1905) war Kraftfahrer, Mutter Ewdokija Emeljankowa (* 1908) war Melkerin. Rogosow war das dritte von vier Kindern. Seine Familie wurde bald nach seiner Geburt aus politischen Motiven nach Almaty umgesiedelt und zog 1936 nach Minussinsk, Region Krasnojarsk, wo Rogosow in die Sekundarschule ging. Sein Vater kam im zweiten Weltkrieg 1943 an der Front um. Nach der siebten Klasse besuchte Rogosow die Forstschule. Danach kehrte er jedoch an die allgemeinbildende Schule zurück und schloss sie ab. Nach seinem Armeedienst begann er ein Medizinstudium an der Therapeutischen Fakultät des Leningrader Pädiatrischen Instituts (heute Sankt Petersburger Staatlichen Pädiatrischen Universität)

Arbeit in der Antarktis


Rogosow schloss 1959 sein Studium ab und begann danach gleich mit seiner Facharztausbildung zum Chirurgen. Seine chirurgische Facharztausbildung wurde nach ca. einem Jahr unterbrochen, da er als Arzt an der 6. Sowjetischen Antarktisexpedition teilnahm. Er fuhr am 5. November 1960 mit dem Schiff "Ob" in die Antarktis ab, wo er mit dem Schiff im Dezember 1960 ankam. Außer seiner Hauptaufgabe als Expeditionsarzt hatte wurde er auch als Metereologe und als Kraftfahrer eingesetzt. Nach 9 Wochen Vorbereitungsarbeit wurde am 18. Februar 1961 in der Schirmacher-Oase die neue sowjetische Nowolasarewskaja-Antarktisstation eröffnet. Während der ersten Überwinterung in der Antarktisstation geschah das Ereignis, das den 27-jährigen Chirurgen weltbekannt machte

Operation

Am Morgendes 29. April 1961 entdeckte Rogosow bei sich alarmierende Symptome: Schwäche, Übelkeit, erhöhte Temperatur Körpertemperatur und Schmerzen im rechten Unterbauch. Am 30. April erhöht sich die Temperatur weiter und er bekam die Symptome einer lokalisierten Bauchfellentzündung, die auf eine Blinddarmentzündung hindeuteten. Da er der einzige Arzt der 13-köpfigen Expedition war, stellte er sich selber die Diagnose: akute Appendizitis. Eine konservative Behandlung (Ruhe, Appendizitis, örtliche Kühlung und Antibiotika) hatte keinen Erfolg. Bis zum Abend des 30. April verschlechterte sich sein Zustand beträchtlich.

Da kein anderer Arzt verfügbar war und ein Abtransport unmöglich war entschloss sich Rogosow die Appendektomie selber an sich durchzuführen. Auf keiner der umliegenden Antarktisstation gab es ein Flugzeug und das Wetter war so schlecht, dass ein Flug zur Nowolasarewskaja-Station, die 80 km von der Küste entfernt lag, sowieso ausgeschlossen war. Die nächste sowjetische Antwarktisstation war die Mirny-Station, über 1600 km entfernt, dort gab es auch ein Flugzeug. Die Forschungsstatioen anderer Länder hatten kein Flugzeug. Um sein Leben zu retten blieb ihm keine andere Wahl, als die umgehend die Operation vor Ort an sich selber auszuführen.

Er führte die Operation am Abend des 30. April 1961 an sich durch. Zur Hand gingen ihm dabei der Meteorologe Aleksandr Artemjew, der die Instrumente anreichte, und der Ingenieur-Mechaniker Sinowij Teplinskij, der an der Operationswunde am rechten Unterbauch einen kleinen runden Spiegel hielt, um den Operateur überhaupt die Sicht auf seinen zu entfernenden Blinddarmfortsatz zu ermöglichen. Außerdem sorgt er er mit einer kleinen Tischlampt für die notdürftige Beleuchtung. Weiterhin stand der Leiter der Polarstation Wladislaw Gerbowitsch bereit, für den nicht so ungewöhnlichen Fall, dass einer der beiden anderen Helfer während der Operation ohnmächtig wird und ausfällt. Schließlich waren die Helfer vorher nie bei einem blutigen medizinischen Eingriff dabei gewesen. Wie Rogosow später berichtete, waren seine beiden mit weißen Kitteln bekleideten Helfer zu Beginn der Operation kreidebleich. Für die Operation war ein Wohnunterkunft vollständig leer geräumt worden, lediglich ein Bett und zwei Nachtschränke waren belassen worden.

Rogosow führte bei sich die Operation in Lokalanästhesie mit Novocain 0,5% durch. Er lag mit erhöhtem Oberkörper halb auf der linken Seite. Mit dem Skalpell machte er einen 12 cm langen Schnitt im rechten Unterbauch. Zeitweise blickte er für die Operation in den Spiegel, teilweise arbeitete er nur nach Gefühl, indem er mit seinen Händen (ohne Handschuhe) in der OP-Wunde tastete. Er entfernte den entzündeten Blinddarmfortsatz und applizierte Antibiotika in der Bauchhöhle, da der Blinddarmfortsatz an der Basis eine ca. 2 mal 2 cm große Perforation aufwies.

30 bis 40 Minuten nach OP-Beginn entwickelte sich bei ihm eine starke allgemeine Schwäche mit Schwindelgefühl. Deshalb musste er eine kurze Erhohlungspause einlegen. Die Peration hatte er um 22 Uhr Moskauer Zeit (2 Uhr Nachts Ortszeit) begonnen und nach 1 Stunde und 45 Minuten beendete er die Operation. Nach 5 Tagen hatte sich seine Körpertemperatur normalisiert, nach weiteren 2 Tagen konnten die Wundnähte entfernt werden. Zwei Wochen nach der Operation konnte er seinen Aufgaben im Expeditionsteam wieder nachgehen.

Im Arktis- und Antarktismuseum in Sankt Petersburg sind die chirurgischen Instrumente ausgestellt, mit denen Rogosow die Operation an sich durchgeführt hat.

Rogosow kehrte erst im Oktober 1962 mit dem übrigen Team von der Antarktisexpedition nach Leningrad zurück. Nach einem Jahr schloss er im Oktober 1963 seine Ausbildung zum Chirurgen ab. Im März 1963 trat er der Kommunistischen Partei der Sowjetunion bei und begann im gleichen Jahr eine Aspirantur am Leningrader Pädiatrischen Institut. Nach drei Jahren verteidigte er 1966 erfolgreich seine Dissertation als Kandidat der Wissenschaften (entspricht einem Doktorgrad) mit dem Titel: "Über die Resektion des unteren Drittels der Speiseröhre wegen Speiseröhrenkrebs".

In seinem weiteren Berufsleben arbeitete Rogosow an verschiedenen Krankenhäusern in Sankt Petersburg. Von 1986 bis 2000 war er Leiter der chirurgischen Abteilung des Sankt Petersburger Forschungsinstituts für Lungentuberkulose

Rogosow starb im Alter von 66 Jahren in Sankt Petersburg an postoperativen Folgen nach einer Operation wegen Lungenkrebs.

Siehe auch: Jerri Nielsen

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