Unter Explantation (lat. ex heraus, plantare pflanzen) eines Zahnimplantats versteht man die Entfernung eines Implantats aus dem Kieferknochen.
Indikation
Die Überlebensrate von Zahnimplantaten liegt seit Einführung der Titanimplantate sehr hoch bei 98%. Diese Implantate osseointegrieren und gehen damit eine ankylotische Verbindung mit dem umgebenden Kieferknochen ein. In seltenen Fällen ist jedoch die Entfernung eines Implantats, beispielsweise bei einer fortgeschrittenen Periimplantitis, angezeigt. Wenn dabei der Knochenabbau nur partiell erfolgt ist, muss der noch osseointegrierte Teil gelöst werden. Eine Explantation muss in manchen Sonderfällen vorgenommen werden, beispielsweise bei einer Irritation eines Nerven (insbesondere des Nervus mandibularis), bei einer Neuralgien, bei einer Sinusitis maxillaris, bei Implantatfrakturen oder bei einem falsch platzierten Implantat. Hierfür stehen verschieden Verfahren zur Verfügung.
Verfahren
Die Entfernung eines Implantats erfolgt in der Regel unter Lokalanästhesie. Mittels eines kleinen gingivalen Schnitts erzeugt man den Zugang zum Explantationsgebiet.
Extraktion
Ein bereits gelockertes Implantat lässt sich, beispielsweise mittels einer
Knochenzange nach Luer oder einer Frontzahn- bzw. Prämolarenzange leicht fassen und durch Herausdrehen entfernen. Handelt es sich um kein osseointegriertes Titanimplantat (beispielsweise ein früher verwendetes Stahlimplantat), ist dieses meist durch Bindegewebe umgeben und dadurch leichter zu entfernen.
Herausdrehen
Bei nur mehr rudimentärem Halt eines zweiteiligen Implantats im Kieferknochen kann versucht werden, mit einem kleinen Drehmomentschlüssel, das in das Implantat eingesetzt wird, das Implantat mit einer Kraft von etwa 500 Ncm herauszudrehen.
Ausfräsen
Ein osseointegriertes, ankylotisch eingeheiltes Implantat kann durch Umfräsung des Implantats mit einer Lindemannfräse freigelegt werden. Nachteilig ist die Gefährdung benachbarter Strukturen und dem großen, verfahrenbedingten periimplantären Knochenverlust, was nachteilig für eine spätere Neuversorgung ist. Dieser kann einen Knochendefekt verursachen, der etwa doppelt so groß ist, wie der Implantatdurchmesser. Verwendung findet auch eine grazile Langschaftfräse.
Trepanfräse
Eine Trepanfräse ist ein zylindrischer, innen hohler Bohrer, der an der Stirnseite geschärfte Zacken aufweist. Die Trepanfräse ist an den Durchmesser des Implantats angepasst. Die Fräse bohrt damit gewissermaßen um das Implantat herum und wird wie ein Rohr am Implantat entlang in die Tiefe geführt. Vorteil dieses Bohrverfahrens ist ein weit geringerer Knochenverlust, als er durch das Ausfräsen mittels einer Lindemannfräse entstehen würde. Durch ein Verhaken der Trepanfräse kann es zum Schlagen des Winkelstückkopfes, bis hin zum Lagerbruch kommen.
Piezochirurgische Explantation
Bei der piezo-chirurgische Explantation wird der Knochen ähnlich wie bei einer Zahnsteinentfernung durch Schwingungen bearbeitet und dadurch abgetragen. Diese Technik wurde von Tomaso Vercellotti entwickelt. Dabei wird bei guter Kühlung mit sterilem Wasser zuerst die Spitze des Piezogeräts in Schwingung versetzt, die mit leichtem Druck Stück für Stück tiefer bis zum Apex des Implantats hinabgleiten kann.
Entfernung mittels Laser
Die lasergestützte Explantation eines gescheiterten Zahnimplantats mittels Erbium-YAG Laser ist eine minimal invasive Technik als Alternative zu herkömmlichen mechanischen Explantationstechniken.
Folgetherapie
Nach der Explantation kann je nach Ausmaß des Knochendefektes entweder sofort erneut ein Implantat mit etwas größerem Durchmesser gesetzt werden oder es ist zunächst ein Knochenaufbau durchzuführen, um nach der Regeneration des Knochens erneut ein Implantat zu setzen.