Medizinjournalismus ist die journalistische Berichterstattung und Kommentierung zu Themen, die medizinische und benachbarte Fragen betreffen.
Allgemeines
Im Zentrum des Medizinjournalismus stehen Vorgänge aus allen medizinischen Bereichen. Oft werden dabei auch Themen z. B. aus der Gesundheitspolitik, der Psychologie, der Ernährungskunde, der Ethnologie und der Umweltpolitik angesprochen, die mit juristischen, wirtschaftlichen, sozialen, ethischen und anderen Problemen zusammenhängen können. In vielen Redaktionen sind meist die Ressorts für Wissen/Wissenschaft, Forschung, Innovation u. ä. für diesen Bereich zuständig, es gibt aber auch eigenständige Abteilungen für Medizin und Gesundheit.
Geschichte
Schon die Nachrichtenbriefe und Einblattdrucke des 15. und 16. Jahrhunderts enthielten nicht selten medizinische Stoffe, darunter Meldungen zu Seuchen (Pest), Aderlass, Harnschau, Arzneien, Missgeburten und (Wunder-)Heilungen. Sie wurden auch in den ersten Zeitschriften und Zeitungen aufgegriffen. Erkennbar ist dabei das bis heute gültige Muster, dass Fragen zu Gesundheit und Krankheit die elementarsten Bedürfnisse des Menschen berühren. Nach etwa 1850 setzte die moderne naturwissenschaftliche Phase der Medizin mit zahlreichen Entdeckungen und der Ausdifferenzierung des Faches ein. 1894 kam es zur Gründung der Vereinigung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespresse; später kamen weitere medizinjournalistisch orientierte Fachverbände hinzu. Heute bieten fast alle Redaktionen von Tageszeitungen, Publikumszeitschriften sowie zahlreiche Spezialtitel Beiträge aus medizinischen Bereichen, z. B. zu den Ursachen sowie zur Diagnose und Therapie von Krankheiten, zur deren Prävention, Epidemiologie, Verlauf und Verbreitung, ebenso zur ärztlichen Aufklärung, zu Behandlungskosten und Behandlungsfehlern. Auch Fragen der ärztlichen Berufspolitik und der Standesethik können ein Thema sein.
Berufsfeld
Der Zugang zum Medizinjournalismus verlangt in der Regel ein Studium und eine journalistische Ausbildung; zwingend ist dies jedoch nicht. Medizinjournalisten arbeiten ebenso wie Wissenschaftsjournalisten arbeiten freiberuflich oder festangestellt für Presse, Hörfunk, Fernsehen, Pressestellen und im Online-Journalismus; oft sind sie auch Autoren von Büchern. Wichtig ist dabei die Fähigkeit, oft komplizierte Vorgänge aus Fachsprachen in eine allgemeinverständliche Sprache zu übertragen.
Medienpreise
Im Wissenschaftsjournalismus werden zahlreiche Preise vergeben, darunter die folgenden gezielt ausschließlich im Medizinjournalismus:
Der ?Wilhelm und Ingeborg Roloff-Preis', seit 1996 ausgeschrieben durch die Deutsche Lungenstiftung. Der erste Preis ist mit 2.500 Euro, der zweite mit 1.500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre für vorbildliche Beiträge zur Lungenheilkunde/Pneumologie vergeben.
Seit 2008 verleiht die Stiftung experimentelle Biomedizin jährlich den mit 20.000 Schweizer Franken dotierten ?Peter Hans Hofschneider Recherchepreis' innerhalb des Medizinjournalismus zu Arbeiten mit überzeugender Darstellung politischer, wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Hintergründe.
Seit 2009 schreibt das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) e.V. den Journalistenpreis ?Evidenzbasierte Medizin in den Medien' aus. Der mit 1500 ? dotierte Preis würdigt journalistische Arbeiten, in denen diese Medizin eine zentrale Rolle spielt.
Die Stiftung pulmonale hypertonie vergibt den mit 3000 Euro dotierten Journalistenpreis ?Gemeinsam gegen Lungenhochdruck'.
Literatur
- Brigitte Bäder: Medizin und Presse im Wandel der Zeit. München, phil. Diss. 1954
- J. F. Volrad Deneke: Arzt und Medizin in der Tagespublizistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln und Berlin 1969.
- Eckart Klaus Roloff: Die Berichterstattung über Herztransplantationen in der westdeutschen Presse. Eine Aussagenanalyse zu Phänomenen des Medizinjournalismus. Salzburg, phil. Diss. 1972
- Horst Merscheim: Medizin in Illustrierten. Berichterstattungs-Analyse von Bunte, Neue Revue, Quick und stern. Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1978, ISBN 3-88339-016-X.
- Horst Merscheim: Medizin im Fernsehen. Probleme massenmedial vermittelter Gesundheitsberichterstattung. Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1984, ISBN 3-88339-358-4.
- Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Medizinpublizistik. Prämissen, Praktiken, Probleme. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1990, ISBN 3-631-40838-2.
- Ulrike Hoffmann-Richter: Psychiatrie in der Zeitung. Urteile und Vorurteile. Bonn, Psychiatrie-Verlag 2000 (Edition Das Narrenschiff), ISBN 3-88414-295-X.
- Franzisca Gottwald: Gesundheitsöffentlichkeit. Entwicklung eines Netzwerkmodells für Journalismus und Public Relations. Konstanz, UVK Verlagsgesellschaft 2006, ISBN 3-89669-571-1.
- Mike S. Schäfer: Wissenschaft in den Medien. Die Medialisierung naturwissenschaftlicher Themen. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15592-0.
- Bettina Fromm, Eva Baumann und Claudia Lampert: Gesundheitskommunikation und Medien. Ein Lehrbuch. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17020683-0.
Fachverbände und Forschungsgruppen
Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e.V. (VMWJ) (www.medizinjournalisten.de)
Ad-hoc-Gruppe Gesundheitskommunikation der Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (www.dgpuk.de)
Netzwerk Medien und Gesundheitskommunikation (www.netzwerk-gesundheitskommunikation.de)