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ENERGIEPOLITIK

17.05.2011

Sind Kernkraftwerke in Deutschland sicher?

Die deutsche Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) legte heute den Prüfbericht zur Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke der Öffentlichkeit vor. Der sogenannte Stresstest war von der Bundesregierung aufgrund einer Entschließung des Deutschen Bundestages vom 17. März 2011 angefordert worden. Laut dem RSK-Bericht erfüllen die deutschen Atommeiler nur teilweise die höchsten Sicherheitsanforderungen an kerntechnische Anlagen nach den Prüfkriterien der RSK.

100 Experten waren sechs Wochen lang damit beschäftigt, die Antworten der Kernkraftwerksanlagenbetreiber in Deutschland im Hinblick auf die Erfüllung der Sicherheitskriterien zu überprüfen. Damit ist zugleich ein Mangel des "Stresstests" benannt, der von Kritikern hervorgehoben wurde: Die Zuverlässigkeit des Berichts hängt von der Zuverlässigkeit der Daten und Unterlagen ab, die die deutschen KKW-Betreiber zur Verfügung gestellt haben.

Im Ergebnis ordnete die Kommission die 17 deutschen Atommeiler verschiedenen, neu definierten Sicherheitslevels zu. Geprüft wurde die "Robustheit" der Anlagen im Hinblick auf die Herausforderungen, die sich aus Naturereignissen ergeben. Damit sind Erdbeben, Überschwemmungen und Wetterereignisse wie anhaltende Trockenheit gemeint. Ein weiterer Bereich war die Gewährleistung der Sicherheit im Falle eines terroristischen Angriffs oder eines Verkehrsunfalls durch den Absturz von kleineren oder größeren Flugzeugen auf Kernkraftwerke sowie sogenannte Cyberattacken aus dem Internet. Die höchste Anforderungsstufe im Hinblick auf die Sicherheit erfüllt keines der deutschen Kernkraftwerke vollständig. Trotzdem resümiert der Leiter des RSK, Rudolf Wieland: "In der Summe kann ich sagen: Es gibt einen großen Robustheitsgrad." Die deutschen Kernkraftwerke verfügen demnach über ausreichende Sicherheitsreserven im Falle von Erdbeben und Überschwemmungen. Mängel zeigten sich insbesondere bei Ereignissen, die bisher dem vielzitierten Restrisiko zugerechnet wurden, wie Flugzeugabstürzen. Die älteren Atommeiler Biblis A und B, Brunsbüttel und Philippsburg 1 würden einen Flugzeugabsturz nicht unbeschadet überstehen. Neuere Anlagen könnten beispielsweise noch dem Absturz eines Kampfflugzeugs vom Typ Phantom widerstehen. Kein KKW in Deutschland ist jedoch dafür ausgelegt, den Absturz einer großen Verkehrsmaschine zu verkraften. Das ist allerdings keine neue Erkenntnis. Neu ist die Bewertung dieser Restrisiken im Angesicht der Ereignisse von Fukushima. Politische Beobachter gehen davon aus, dass die Beauftragung des sogenannten Stresstests vor allem dem Ziel dient, die Glaubwürdigkeit der energiepolitischen Wende und des noch zu planenden Ausstiegsszenarions aus der Kernenergie in Deutschland durch die schwarz-gelbe Regierungskoalition erhöhen soll.

Die RSK bescheinigt den deutschen Kernkraftwerken jedenfalls einen höheren Sicherheitsstandard als dem havarierten japanischen Kernkraftwerk. Zu den Ereignissen in dem japanischen Kernkraftwerk Fukushima I notiert der RSK-Bericht: "Die Tsunami-Lasten führten zu gravierenden Folgen in Fukushima I, weil wichtige Sicherheitssysteme wie die Notstromerzeugung und die Nebenkühlwasserversorgung nicht ausreichend überflutungssicher aufgebaut waren. In Fukushima I sind die zwei pro Block vorhandenen Notstromgeneratoren im Untergeschoss des Maschinenhauses untergebracht, so dass bei Überflutung des Anlagengeländes und des Maschinenhauses ein Ausfall der Notstromgeneratoren zwangsläufig erfolgte."

Die Kommission gab hinsichtlich der laufenden Debatte über den Zeitplan für den Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland sowie zu der Frage, welche Kernkraftwerke kurzfristig vom Netz genommen werden sollten, keine Empfehlungen. Dies will man den politischen Entscheidungsträgern überlassen. Der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hielt aus seiner Sicht fest, dass der "Stresstest" keine Argumente für einen Ausstieg aus der Kernenergie "Hals über Kopf" geliefert habe.

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