C6 MAGAZIN
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MUSIKFESTIVAL 23.7.2002

Haldern Festival 2002

Das am Niederrhein gelegene Rees-Haldern wird zwei Tage im Jahr zum Wallfahrtsort der Independentmusikszene. Jahr für Jahr beweisen die Veranstalter bei diesem Festivals ihr Gespür für gute Musik. Dieses Jahr am 9. und 10. August nach dem Motto: „Schnell geht einem Langsam auf die Nerven“

© HALDERN FESTIVAL
Die Geschichte dieses Musikfestivals geht bis an den Anfang der 80er Jahre zurück. Damals jedoch noch nicht wirklich als Festival zu bezeichnen, sondern eine kleine Fete, die von Jahr zu Jahr größer wurde. Als 1991 Bob Geldof als erster "Star" die Haldern Bühne betrat und einen legendären Auftritt hatte, fing der Stein, der vorher ca. zehn Jahre lang eher Löcher in die Kassen der Veranstalter riss, an zu rollen - und lockte andere bekannte Musiker wie Heather Nova, Dave Matthews oder Paul Weller.

Doch das Haldern wird weniger von bekannten Stars geprägt, sondern viel mehr von noch eher unbekannten Musikern, die kurz davor stehen ins richtige Musikgeschäft einzutauchen. Zum Beispiel präsentierten Bands wie Starsailor, Element of Crime oder Readymade ihr Können bei den vorangehenden Haldern, noch ehe der Rest Deutschlands von diesen Bands so recht Kenntnis genommen hat.

Und so scheint es auch im Jahre 2002: Schwer zu sagen, was dieses Jahr die namentlichen Highlights sind. Angetrieben von den bekannten Melancholiewunderkindern Belle And Sebastian, die in Deutschland exklusiv beim Haldern die Besucher mit ihren traurigen Popsongs beglücken werden, und Ian Brown, dem Ex-Frontman der legendären Stone Roses, bekommen einige Bands wie Millionaire, The Leaves oder Saybia eine Chance und müssen sich erst mal beweisen.

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Das Programm 2002
Belle & Sebastian, Cooper Temple Clause, Doves, Electric Soft Parade, Gemma Hayes, Gomez, Ian Brown, Joseph Arthur, Leaves, Millionaire, Mull Historical Society, Saybia, Supergrass, The Notwist, The Shining, Zita Swoon
    
 
Zum Schluss bleibt einem nur noch die Frage, wie die Zukunft dieses Festivals aussehen wird. Dies steht wohl in den Sternen. Größer wird es dem diesjährigen Andrang zufolge wohl werden müssen. Doch ob dies an der Glaubwürdigkeit des Independent Festivals kratzen wird, ist fraglich.


Rückblick auf einige der Auftritte 2002
Nachdem The Shining rotzfrech loslegten und durchaus überzeugten, konnten Saybia ihre Chance nutzen und auf das erste große Highlight, die Electric Soft Parade, sehr gut einstimmten. Diese war sofort da und spielte überragend die Songs der hochgelobten "Holes In The Wall" Platte. Vor allem "Start Again" dürfte viele dazu gebracht haben, bei ihrem ersten Plattenkauf nach Haldern nach dem Album ausschau zu halten.

Das was man danach zu sehen bekam ist einfach nur als verstörend zu bezeichnen. Ein schrecklich schief singender Ian Brown, der den Sound seiner toll aufspielenden Band mit dem Gesang geradezu störte. Sein Auftreten ist wohl tatsächlich cool und der Name scheinbar so groß, dass sich ein Teil der Zuschauer nichts aus den schiefen Gesangsversuchen machte. Es stellte sich einem gelegentlich die Frage, ob der ganze Rauch um das ehemalige Stone Roses Mitglied tatsächlich nur von der Nebelmaschine kam.
Als musikalische Wiedergutmachung durfte man danach einen großartigen Supergrass Auftritt bewundern. Von Anfang bis zum Ende ein Rock-Highlight ohne jegliche Verschnaufpause.

So etwas wie das genaue musikalische Gegenteil von Supergrass sind wohl Savoy Grand. Eine Band, die todtraurige Songs auf die Bühne zauberte und die Absage von Sigur Rós tatsächlich gut kompensieren konnte. Durch die tolle Beleuchtung der Festivalbühne unterstützt, sorgte die Band für viel Gänsehaut und zählt wohl zu den schönsten Acts des diesjährigen Haldern.

Als dann spät nachts die Band Millionaire ihren am Nachmittag abgesagten Auftritt noch nachholte, war klar, dass es ein besonderer Auftritt wird. Es erinnerte ein wenig an The Mars Volta, wobei die Musik der Belgier etwas mehr Melodien zugelassen hat. Krachig, schrill und auf alle Fälle frisch. Besser könnte ein solcher Tag nicht enden. Die Nacht kam, der Schlaf jedoch noch lange nicht, da auf den Zeltplätzen ruhig weitergefeiert wurde.

Als am nächsten Tag die Zuschauermassen nach einer langen Nacht und dem morgentlichen Schlangestehen um zur Dusche oder in eines der kultigen, jedoch mächtig miefenden Klohäuschen zu gelangen, wieder in einer langen Schlange anstehen mussten, um auf das Gelände zu kommen, spielten bereits die Leaves, die keinen so Recht von den Socken zu reißen schienen. Ein weiterer Punkt, der die Laune der Zuschauer vor dem Mull Historical Society Auftritt senkte war die plötzliche Absage von Gemma Hayes. Na ja, ganz so depressiv wirkte das Publikum beim MHC Auftritt nicht. Trotzdem herrschte eine gewissen Enttäuschung.

Als dann kurz nach 15 Uhr Joseph Arthur die Bühne betrat, wussten die meisten nicht wirklich, ob sie nun einen Bühnenarbeiter oder den Künstler sehen. Sobald der 28jährige jedoch seine Gitarre in die Hand nahm, war alles klar. Nur mit seiner, von ihm selbst bemalten Gitarre, einer Mundharmonika, seinen Sampler und der einzigartigen Stimme bewaffnet, kreierte der New Yorker Stücke, die kein Ende zu nehmen schienen und den meisten Herzrasen bereiteten.

Etabliert hat sich bereits die Musik von Gomez. Klasse Songs die von einer perfekt eingespielten Band präsentiert wurden und im Falle der "In Our Gun" Songs sogar um einiges besser zu gefallen wussten, als auf Platte.

Nach längerer Umbauphase war dann Zeit für einen der Hauptacts. Belle and Sebastian wurden natürlich bejubelt und sorgten dafür, dass so ziemlich alle Haldernbesucher sich vor der Bühne versammelten, um zu erfahren, was diese Band nun live ausmacht. Und sie haben alles gerechtfertigt. Diese Mischung aus Melancholie, schönen Melodien, frischen Ideen und toller live-Umsetzung war definitiv beeindruckend. Nachdem man gespannt wartete wie die Band ohne Isobel Campbell spielt und die Songs verändert, wirkte beim Auftritt alles so, als habe es nie eine Isobel Campbell gegeben. Schlichtes Totschweigen dieses Kapitels. "Egal ob man nun "The Model" spielte, "Seymour Stein" in eine hippe Version verwandelte oder Kraftwerk coverte: alles klappte wie am Schnürchen und keiner wagte es verlorengegangenen Mitgliedern nachzutrauern. Schließlich wurde man durch die Songs geradezu in die eigene von "Seymour Stein" hervorgerufene Trauer gestürzt, um dann eben zum Beispiel durch so Gute-Laune-Songs wie "Legal Man" aufgemuntert zu werden.

Großer Bruch nach dem Auftritt, es ging darum sich auf die deutschen Indiegötter The Notwist einzustellen. Diese spielten ohne den Hauch von Show virtuose Musik. Und gerade der Punkt, dass man bei der Auswahl der Setlist nicht nur auf das beliebte NEON GOLDEN verliess, sondern es auch wagte Songs der frühen Rockzeiten wieder aufleben zu lassen, macht diese Band so groß.

Die Doves, die den Abschluß makierten, dürften zwar die Erwartungen erfüllt, jedoch irgendwie auch keinen so recht vom Hocker gerissen haben.
Spät wurde es und tagelang nach dem Haldern war man damit beschäftigt von den tollen Notwist und der tollen Stimmung zu schwärmen, sich in die Atmosphäre des Savoy Grand Auftritts zu versetzen und an das nächste Jahr zu denken.
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Artikel vom 23. Juli 2002

Weiterführende Links
- Haldern Festival Seite: www.haldern-pop.de

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