C6 MAGAZIN
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SUIZID 29.6.2005

Selbstmord als Problemlösung

Laut Statistischem Bundesamt entschieden sich im Jahr 2003 rund 11.000 Menschen in Deutschland gegen ihr Leben. Nur ein Viertel der Betroffenen waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 54 Jahren, wobei die Anzahl der Suizide in den letzten 20 Jahren um ganze 40 Prozent sank. Es lässt sich festhalten, dass 1,3 Prozent aller Todesfälle im Jahr 2003 Selbstmorde waren. Jeder "lebt" anders - hier wird über fünf Einzelschicksale berichtet.
Christian hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt. Werden die Hilfeschreie selbstmordgefährdeter Menschen nicht erkannt, führt dies oft zu ungwollten Handlungen: sie fangen beispielsweise aus Verzweiflung an sich die Arme aufzuschlitzen
© KARSTEN J. KLEE
Christian hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt. Werden die Hilfeschreie selbstmordgefährdeter Menschen nicht erkannt, führt dies oft zu ungwollten Handlungen: sie fangen beispielsweise aus Verzweiflung an sich die Arme aufzuschlitzen
Christian R. aus Offenbach hat einen gut bezahlten Job bei einem europaweiten Konzern. Er besitzt eine große Wohnung und hat einen festen Freundeskreis - auf Fremde wirkt Christian glücklich und zufrieden. Christian hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt.

Seine Freunde wussten, wie er sich fühlte, doch mussten sie hilflos zusehen, wie Christian immer tiefer abrutschte. Nach seinem ersten Selbstmordversuch fing er die eine Therapie an, brach sie nach kurzer Zeit wieder ab und begann zu trinken. Schnell wurde er Alkoholiker. Er war sich seines Problems bewusst und ließ sich nach einigen Monaten einweisen. Eigentlich wurde er "gesund" wieder entlassen, doch er kam nun gar nicht mehr mit seinem Leben zurecht: "Mir wurde gekündigt - ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich will doch nur glücklich sein." Ein paar Tage nach diesen Worten fand Christian Mut und Willen und nahm sich das Leben.



Sehr viele Menschen haben in ihrem Leben schon mindestens einmal an Selbstmord gedacht, doch nur wenige wagen den Versuch. Man benötigt viel Kraft, diesen Schritt zu gehen und den Selbstschutz zu überwinden. Menschen, die über ihr Vorhaben reden, suchen auf diese Art meist Hilfe. Wenn dies von Mitmenschen nicht als Hilfeschrei erkannt beziehungsweise ernstgenommen wird, kann es möglich sein, dass sie sich etwas antun, ohne es eigentlich gewollt zu haben. Diejenigen jedoch, die sich ernsthaft umbringen wollen, reden meist nicht darüber. Sie spüren nur noch Verzweiflung, sehen keinen anderen Weg - und finden durch ihr Schweigen auch keinen.

Unerwiderte Liebe als Grund für den Selbstmord

Auch die 16-jährige Julie C. aus Seeheim hat sich gegen ihr Leben entschieden. Die letzten Jahre davon verbrachte sie zurückgezogen, sprach nur mit ihrer besten Freundin Sarah über Probleme. Doch selbst dieser zeigte sie nicht, wie schlimm das "Leben" wirklich für sie war. "Sie hatte ein großes Problem damit, dass sie sich nicht hübsch fand - dabei war sie es doch. Und sie hatte ein paar Schwierigkeiten in der Schule, sie ist sitzengeblieben. Aber wer hätte wissen können, dass sie sich wegen solcher 'Kleinigkeiten' umbringen könnte?" Sarah bereut jeden Tag, dass sie nicht hinter die Fassade ihrer Freundin blicken und ihr nicht helfen konnte. Ohne ein Wort sprang Julie mitten in der Nacht von einer Brücke.

Die 19-jährige Nadine griff aus Verzweiflung zu Akohol, Zigaretten und anderen Drogen. Oft ließ sie sich in einem ähnlichen Zustand wie hier abgebildet abholen, da sie nicht mehr fähig war zu gehen
© STOCK.XCHNG
Die 19-jährige Nadine griff aus Verzweiflung zu Akohol, Zigaretten und anderen Drogen. Oft ließ sie sich in einem ähnlichen Zustand wie hier abgebildet abholen, da sie nicht mehr fähig war zu gehen
Die Gründe, die Menschen zum Selbstmord bringen, sind in vielen Fällen identisch: zu großer Erwartungsdruck von anderen, Probleme im Berufsleben, Streitereien mit Freunden und Familie oder aber der Liebeskummer. Für viele Menschen ist beispielsweise eine Trennung ein so harter Schlag, dass sie ihr Leben nicht mehr als lebenswert empfinden. Sehr verletzend ist auch die unerwiderte Liebe.

Nadine, 19 Jahre, aus Neustadt hat solch eine Erfahrung gemacht, als sie sich in ihren besten und leider auch liierten Freund verliebt hat: "Seit er wusste, was ich empfinde, hat er zwar nicht mehr über seine Freundin gesprochen, aber mich dennoch jeden Tag spüren lassen, dass er mich niemals wollen würde. Das tat weh. Wie ein Messerstich direkt ins Herz. Ich wollte vergessen und begann zu trinken, zu rauchen und kiffte sogar. In einer Nacht ging ich an einen Abhang. Ich wollte mich in die Schlucht stürzen, aber ich konnte nicht." Nadines Entscheidung scheint richtig gewesen zu sein: heute ist sie mit ihrem neuen Freund sehr glücklich und hat kein Bedürfnis mehr sich umzubringen.

Eine ähnlich schlimme Form wie der Liebeskummer ist der Verlust geliebter Menschen. Tim L. aus Bretten war 14 Jahre alt und nur durch Zufall nicht in dem Auto, in das ein Mercedes mit überhöhter Geschwindigkeit raste und sowohl seine Mutter, als auch seine 12-jährige Schwester tötete. "Ich habe den Mann gehasst, der mir meine Familie genommen hat und selbst mit leichten Verletzungen davon kam. Eigentlich hätte auch ich im Auto gesessen. Es wäre mir fast lieber gewesen, denn der Schmerz hat mich aufgefressen. Ich wollte sterben, entschied mich dann aber zu leben. Es sollte nicht auch noch um mich getrauert werden." Tim wird niemals vergessen was war, doch er ist wieder glücklich. Seine Ausbildung hat er erfolgreich abgeschlossen, jetzt sucht er zusammen mit seiner Freundin nach einer Wohnung.

"...sonst bringe ich mich um!"

Äußerst tragisch ist der angedrohte Selbstmord um einen Menschen an sich zu binden. Leider passiert dies nicht selten, auch Stalker greifen gerne auf diese psychische Gewalt zurück. Ziel ist es, dem Betroffenen ein so schlechtes Gewissen zu machen, dass er sich kaum noch entziehen kann und selbst immer tiefer in den Sumpf der Verzweiflung gezogen wird. Die 20-jährige Katja T. kennt sich mit diesem Thema sehr gut aus: "Ich hatte Angst, meinen Freund Jörg an eine andere Frau zu verlieren, also habe ich gedroht mich umzubringen, wenn er nicht genug Zeit mit mir verbringt, eigentlich ausschließlich für mich da ist. Im Nachhinein war das falsch: gerade dadurch habe ich ihn verloren." Katja musste mit ansehen, wie sie Jörg tatsächlich immer mehr an die andere Frau verlor, bis er eines Tages die Beziehung beendete - mit dem Ratschlag, eine Therapie zu machen. Die hat Katja inzwischen erfolgreich beendet, bereit, sich neu zu verlieben und entschlossen, nie mehr mit einem Selbstmord zu drohen, da sie erkannt hat, dass auch der eigentlich geliebte Mensch durch so ein Verhalten zerstört wird.

Vier dieser Menschen haben alles gehasst, insbesondere ihr Leben. Obwohl objektiv betrachtet nicht alles Erlebte gleich schlimm gewesen sein mag, wurde es subjektiv jedoch von allen als Bestrafung empfunden, dies ertragen und überhaupt leben zu müssen. Ob Christian oder Julie noch ihr Glück gefunden hätten, kann man nicht sagen, aber Nadine, Katja und Tim zeigen, dass es möglich ist und man auch schwerste Zeiten überstehen kann - um dann vielleicht sogar gestärkter in eine schöne Zeit zu starten.

Selbstmordstatistiken
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Angaben des Statistischen Bundesamtes Deutschland

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Artikel vom 29. Juni 2005

Kommentare über Suizid

V am 25.02.2007:
Leider gibt es einfach menschen die nicht stark sind. manche wurden geschwächt und manche waren schon immer schwach. schwäche ist in unserer leistungsorientierten gesellschaft verpöhnt, wie der kommentar von emanuel eindeutig beweist. ich bin der meinung, ein mensch der sich das leben nimmt, ist ganz allein für sich verantwortlich. man darf demjenigen nicht auch noch nach seinem tragischen tod einen mangel an veratnwortungsgefühl und fürsorge vorwerfen. er hat es einfach nicht geschafft.punkt. ich denke mir auch, es wäre nicht dazu gekommen wenn sein umfeld sich mehr um diejenige person gekümmert hätte. wir sind immer teilschuldig.


M.............. am 10.02.2007:
Hey ich bin 28 und seit ich auf der welt bin ist mein Leben am A..
ich bin soweit unten daß ich für 3 Jahre ins gefängnis muß.Ich habe mich entschieden mir das leben zunehmen da ich nicht ins gefängnis möchte dansch wäre sowiso alles kaputt


regina am 03.02.2007:
ich finde das Selbstmord ist manchmal die einfachste Entscheidung ist, als das Leben selber. Ich wünsche mir mehr Info. über.


Emanuel, 19 am 05.01.2007:
Ich sehe den Suizid als ein Weglaufen von seinen eigenen Problemen. Selbstverständlich gibt es auch Menschen die so harte Schicksalsschläge erleiden, dass ich niemals diesen Schmerz fühlen werde wie diese Menschen. Aber die Suizide die ich bis jetzt miterlebt habe, waren so Sinnlos.Von einem guten Freund von damals, hat sich die Mutter auch das Leben genommen und hat Ihren Mann (der durch seine Schläge und Erniedrigung eindeutig an dem Suizid schuld ist) und 3 Kinder zurück gelassen. Was fällt der Frau ein? Das hätte sie nicht tun dürfen, es ist so verantwortungslos gegenüber ihren Kindern. Wegen Ihr sind sie bis heute psychisch angeknackst. Hätte sie deren zu liebe sich nicht Hilfe holen können, ihren gewaltbereiten Mann sich aus dem Weg schaffen?! Scheidung und Frauenhaus, oder ähnliches? Meine Freundin hat Krebs, mir geht es auch dreckig, mein Leben verläuft auch scheiße! Soll ich deshalb davon weglaufen, soll ich deshalb daran Arbeiten meinen "Eigenschutz" zu überwinden? Nein, so einfach will ich dem Leben nicht davon kommen, ich will mich dem Leben stellen und das beste daraus machen.selbst wenn das Schicksal einen mal zu Boden schlägt.
Bestimmte Selbstmorde kann ich selbstverständlich aber nachvollziehen. In unserer kranken Welt gibt es einfach zu viel Abscheußliches.


hmmmmm am 19.12.2006:
ich hab seit längerer zeit keine lust mehr zuleben den in meinem leben läuft einiges schief meine älteste tochter ist bei meiner mutter die kleinste wohnt bei mir und meinem freund aber ich ertrage es nicht mehr nur verarscht,belogen oder geschlagen zuwerden.ich kann auch wegen meinem freund nicht mehr ich liebe ihn zusehr und wenn er sich heute trennen würde?würde ich mich auf der stelle umbringen und meine kleine würde ich zu jemanden bringen


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