C6 MAGAZIN
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ESSBRECHSUCHT 15.2.2003

Bulimie

„Mein einziges Ziel im Leben ist es, meine Traumfigur zu erreichen. Dann wäre ich der glücklichste Mensch der Welt.“ Diese Aussage stammt von Benita S., 18 Jahre, Auszubildende, schlank, gut aussehend. „Es ist diese innere Leere, die mich dazu treibt. Ich fühle mich hässlich, dumm und unbeliebt. Obwohl man mir ständig sagt, ich wäre ein hübsches Mädel. Gegen die Supermodels aus den Zeitschriften komme ich aber nicht an.“
    
Bin ich gefährdet?
  • Mein Gewicht bestimmt die Laune für den Tag.
  • Ich denke den ganzen Tag nur ans Essen und mein Gewicht.
  • Ich kann einfach nicht normal essen.
  • Es überkommen mich Schuldgefühle bei jedem Bissen.
  • Manchmal esse ich tagelang nichts, und dann wieder Unmengen.
  • Ich weiß nicht, wie viel ich wirklich gegessen habe.
  • Es ist mir völlig egal, was ich esse. Hauptsache essen.
  • Ich esse sehr ungerne in Gesellschaft.
  • Mein Körper verweigert mir manchmal den Wunsch, mich zu übergeben.
  • Ich habe meine Traumfigur im Kopf und würde alles tun, sie zu erreichen.
 
Es ist ein wahrer Teufelskreis, in dem sich meist junge Mädchen und Frauen befinden. Die Zahl der bulimischen jungen Männern ist in den letzten Jahren zwar dramatisch angestiegen, doch noch lange nicht so hoch wie die der erkrankten Frauen. Der Leidensdruck der Betroffenen wird durch die Hochglanzwerbung und den zahlreichen Abbildungen perfekter Körper von Supermodels in Zeitschriften und der TV-Werbung nur noch verstärkt. Obwohl die Ursachen der Erkrankung eher in verschiedenen psychischen Belastungen zu suchen sind. Meistens tritt Bulimie in den Jahren der Pubertät auf, in denen sich die Jugendlichen entwickeln und ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Körper haben.

"Das kann man nicht einfach wieder ausschalten", so Benita weiter. "Da kommt man nicht so einfach wieder raus. Selbst, wenn man das will. Manchmal denke ich, das ist wie eine Droge. Eine Sucht, die man loswerden will. Man ist aber zu schwach dazu. Und die Angst, dick zu werden, hat sich schon so fest in Dein Hirn gebrannt, dass es unmöglich ist, da alleine wieder rauszukommen." Erkrankte erkennen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, und meistens sind sie ganz genau über ihr Krankheitsbild informiert. Doch es fehlt die Überwindung, sich jemandem anzuvertrauen. Deshalb stopfen sie sich heimlich mit Unmengen von Lebensmitteln voll, um sich schon kurze Zeit danach wieder zu erbrechen.

"Es macht Klick, und Du rennst zum Kühlschrank. Es macht Klick, und Du rennst aufs WC. Und wenn Du dann so richtig fertig bist, Dir jeder Körperteil weh tut, dann kommt wieder dieses elende Hungergefühl, und Du musst zum Kühlschrank rennen…" Besonders schlimm ist es, in Gesellschaft zu essen. Es bereitet den meisten Probleme, wenn sie beim Essen "beobachtet" werden, weil sie über kein gesundes Essverhalten verfügen. Es bereitet ihnen Schwierigkeiten, sich für die Dauer einer Mahlzeit zusammenzureißen. In Lokalen, Restaurants oder bei Mutti zu Hause ist es nicht so einfach, mal eben im Badezimmer zu verschwinden und sich zu übergeben. Ein Versteckspiel.

Die körperlichen Folgeschäden sind auch nicht ohne. Schäden am Zahnschmelz, Magenprobleme, Risse in der Speiseröhre. "Und das schlimmste ist immer noch, dass Du kein Gramm abnimmst", lacht Benita bitter. "Das ist der größte Irrtum." Entwässerungskapseln, Abführmittel und verschiedene andere Dinge, die beim Erbrechen helfen, finden sich in den Schränken eines fast jeden Erkrankten. In einigen Internetforen, die eigentlich Hilfen und Beratungen anbieten, tauschen sich Betroffene über "geeignete Methoden, um sich besser übergeben zu können", aus.

Bulimie ist heilbar, setzt aber die Mithilfe der Betroffenen voraus. Wichtig ist, dass man sich an jemanden wendet, der etwas davon versteht. Das kostet sicher viel Überwindung, aber ein Schritt folgt dem nächsten. "Der soziale Rückzug hat bei mir noch nicht stattgefunden, aber ich gebe zu, dass ich mich in eben diesen Situationen lieber zurückziehe und nicht mal mehr telefonieren mag. Mann könnte es mir ja ansehen oder anhören."
rk
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Artikel vom 15. Februar 2003

Kommentare über Essbrechsucht

Ramona - rk am 25.02.2003:
Danke für den Kommentar. Als kleiner Hinweis an dieser Stelle nur so viel, dass es sich um keine Buchbeschreibung handelt.
Viel Spaß noch auf den anderen C6-Seiten. :)


Markus Large am 19.02.2003:
Sehr realistische beschreibung von einem Buch, das man hiermit ayuch ungelesen sofort versteht. Man findet sich direkt eingenomen von dem Thema,
auch als Mann..


Dieser Artikel hat eine sogenannte Kurz-Adresse:
http://archiv.c6-magazin.de/06/themen/bulimie/

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