Die Sendergruppe RTL begann am 1. November offiziell mit der Ausstrahlung ihres HDTV-Programmes über SES Astras HD-Plus-Plattform. Der erste Film war "Stirb Langsam 4.0" mit Bruce Willis auf RTL HD.
Sowohl RTL HD und VOX HD werden als Simulcast-Sender auf einem eigenem Kanal gesendet, so dass zwischen dem herkömmlichen Sender in Standardauflösung (SD) in 576i50 (720zu576 Bildpunkte bei 50 Halbbilder) und dem hochauflösendem Sender (HD) in 1080i50 (1920zu1080 Bildpunkte bei 50 Halbbilder) umgeschaltet werden kann. Zusätzlich muss man über einen HD-Plus-fähigen Receiver verfügen, da sowohl beim Übertragungsstandard als auch bei der digitalen Kodierung auf die neueren Standards DVB-S2 und MPEG-4 gesetzt wird, und nicht - wie bei SD-Sendern - auf DVB-S und MPEG-2. Selbst wenn man über einen bereits seit mehreren Jahren verkauften HD-Receiver mit Unterstützung dieser Standards verfügt, wird das Gerät die HD-Plus-Sender nicht empfangen können, da zum Empfang spezielle HD-Plus-fähige Receiver benötigt werden.
Die RTL Gruppe entschloss sich, die HD-Plus-Plattform zu nutzen, weil nur über diese und die dazu gehörigen Geräte der Lizenzvereinbarungen mit den Filmstudios zu wahren seien. HD-Plus-Geräte verfügen über Kontrollfunktionen, mit denen unter anderem die Aufnahme einer Sendung gänzlich unterbunden oder aber das Überspringen von Werbung (und Filminhalten) unterbunden werden kann. So wolle man das Geschäftsmodell des Werbefernsehens schützen.
Die HD-Plus-Receiver sind erst seit letzter Woche in den Geschäften erhältlich oder wurden durch ein Update dazu in die Lage versetzt. So ist bereits in begrenzten Stückzahlen der Technotrend TT-micro S835 HD+ erhältlich und der Humax HD-Fox bekam Ende Oktober mit einem Tag Verspätung sein Update über den Satelliten gesendet. Zum Empfang der in Nagravision verschlüsselten Sender wird eine Smartcard benötigt, die den Receivern beim Kauf beiliegt oder bei den Receiverherstellern gegen eine Bearbeitungsgebühr beantragt werden kann. Für den updatefähigen HD-Fox kann diese bei myhumax.de beantragt werden.
Es lassen sich aber nicht alle bereits verkauften Receiver updaten. Eine Liste mit Modellen ist auf hd-plus.de/receiver-tabelle einsehbar. Einige Hersteller hatten bereits angekündigt, ihre Receiver ebenfalls für HD+ anzupassen. Da es diesen an einer CI-Plus-Unterstützung mangelte, wurden seitens Astra entsprechende "Legacy Module" angekündigt, die zusammen mit einem Firmwareupdate den Empfang von HD+ möglich machen sollten. Diese Module wurden aber bereits auf Mitte nächsten Jahres verschoben. Der Nachfolger des Common Interfaces (CI) - der Schacht zur Aufnahme der Module für die Smartcards - ist somit dafür verantwortlich, dass über 500.000 bereits verkaufte HD-Receiver - ca. 350.000 Stück sollen HD-Sat-Receiver sein - erst einmal nicht für HD-Plus verwendbar sind. Damit wird der Start der Sender beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Dieses erinnert an die Anfangszeiten der HDTV-Ambitionen in Deutschland, als im Jahre 2005 Pro7 und Sat.1 ihre HD-Sender starteten und ebenfalls eine geringe Zuschauerschaft vorhanden war. Die RTL Group begründete in der Zeit zwischen 2005 und der Ankündigung ihres HDTV-Engagements die abwartende Haltung damit, dass die Anzahl an Empfängern noch zu gering sei und man auf einen signifikanten Anstieg warten wolle.
RTL und VOX sind die Vorhut der deutschen HD-Sender auf HD-Plus. Weitere Sender der RTL Group haben noch keinen offiziellen HD-Einstieg angekündigt, dafür werden Pro7 und Sat.1 nach der Beendigung ihres frei empfangbaren HD-Angebotes in 2008 im Frühjahr 2010 über HD-Plus wieder starten.
Beim Kauf eines HD-Plus-Receivers oder der eventuell in 2010 erhältlichen "Legacy Module" wird eine Smartcard im Kaufpreis enthalten sein. Diese Karte schaltet die Sender für ein Jahr frei. Nach Ablauf des Probejahres muss der Kunde die Karte für 50 Euro wieder freischalten lassen bzw. eine neue erwerben. Dieses Prepaid-Zahlungsmodell ist laut Astras Aussagen kein Abonnement für Pay-TV, sondern eine reine Infrastukturgebühr, die mit der Bereitstellung des Signals ähnlich einem Kabelanschlusses vergleichbar sei. Der Preis richte sich daher nicht an die Anzahl der Programme und bleibe damit erst einmal bei 50 Euro pro Jahr. Wenn der Kunde nach dem Probejahr die Karte nicht verlängert, können zwar die HD-Plus-Programme nicht mehr empfangen werden, aber die Receiver können weiterhin die bereits ausstrahlenden Free-to-Air-Sender wie Anixe HD oder Servus TV oder die in 2010 startenden deutschen öffentlich-rechtlichen HD-Programme empfangen. Diese werden nicht über HD-Plus gesendet und nutzen auch keine Verschlüsselung. Der Receiver bleibt also weiterhin nutzbar.
Die HD-Plus-Kontrollmechanismen zur Unterbindung von Aufnahmen oder zur Verhinderung der Spul-Funktionen moderner Festplatten-HDTV-Receiver (Timeshifting) sollen laut Statements der HD-Plus-Sender auch angewendet werden. Ob eine Anwendung der HD-Plus-Kontrollmechanismen zukünftig auch bei den SD-Angeboten der an HD+ beteiligten Sender geplant ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Technisch wäre das jedenfalls möglich, wenn sich erst einmal genügend Zuschauer entsprechende HD-Plus-Geräte angeschafft haben.
Die HD-Plus-Kontrollmechanismen riefen bereits Verbraucherschützer auf den Plan und in Internetforen gibt es auch schon entsprechende Boykottaufrufe, da man durch HD-Plus-Kontrollmechanismen stark eingeschränkt wird und die Sender die Kontrolle über die Funktionen der HD-Plus-Receiver übernehmen und somit die Zuschauer entmündigen.
Auf der "Fragen und Antworten" Rubrik auf RTL-HD.de ist folgende Aussage zu finden:
"6. Können Sendungen bei RTL HD aufgezeichnet und auf DVD archiviert werden?
Bei RTL HD wird das Aufzeichnen von Sendungen auf HD+ Receivern mit integrierter Festplatte (Digitale Videorekorder) generell gestattet sein. Allerdings ist bei diesen Aufzeichnungen die Wiedergabe nur in Echtzeit möglich.
Bei Endgeräten mit integrierter Festplatte, die über eine CI Plus-Schnittstelle und einem entsprechenden CI Plus-Modul RTL HD entschlüsseln, wird das längerfristige Aufzeichnen zunächst nicht gestattet sein. Allerdings wird die sogenannte Time-Shift-Funktionalität nutzbar bleiben.
Aufgezeichnete Sendungen von RTL HD können nicht auf einem HD-fähigen Datenträger archiviert werden. Eine Aufzeichnung und Archivierung des analogen und digitalen SD-Programmsignals wird allerdings weiterhin möglich sein."
Der erste nativ in HD ausgestrahlte Film auf RTL HD war der Actionfilm "Stirb Langsam 4.0" mit Bruce Willis. Der Anteil an echten HDTV-Filmen und Serien soll stetig gesteigert werden und umfasst dabei zur Anfangszeit vor allem US-Serien wie "Dr. House", "Bones", "Monk", "CSI: Den Tätern auf der Spur" auf RTL oder "CSI: NY" auf VOX. 2010 sollen auf RTL dann zusätzlich Live-Sendungen wie RTL Aktuell sowie Sportevents wie die Formel 1 und die Fußball-WM in HDTV gesendet werden. Die restlichen Sendeanteile werden auf 1080i50 hochskaliert. Ein neues Senderlogo für den Kanal wurde ebenfalls enthüllt. Ob damit dann nur die nativen HD-Sendungen markiert werden, so dass der Zuschauer echtes HD erkennen kann, oder das Logo permanent genutzt wird, ist noch nicht bekannt. Einige Programmzeitschriften wie die TVmovie haben die Markierung der echten HD-Sendungen in ihren Angaben bereits integriert.
Empfangsparameter:
- Frequenz: 10.832 MHz
- Polarisation: horizontale
- 8PSK
- Symbolrate: 22000
- FEC: 2/3