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STREITKRÄFTE DER VEREINIGTEN STAATEN

06.04.2010

US-Luftangriff im Irak: Wikileaks veröffentlicht geheimes Video

Die Whistleblower-Website Wikileaks hat ein bislang von offizieller Seite zurückgehaltenes Video eines US-Luftangriffs im Irak veröffentlicht. Bei dem Angriff im Juli 2007 waren bis zu 25 Personen, unter anderem zwei Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, getötet worden.


Reuters hatte bislang vergeblich versucht, das Video unter Berufung auf den Freedom of Information Act zu erhalten. Laut Wikileaks-Sprecher Julian Assange habe man die Aufnahmen von US-Militärs erhalten, die mit den Vorgängen nicht einverstanden seien. Auf der speziell eingerichteten Internetseite "Collateral Murder" (Kollateraler Mord) gibt Wikileaks an, das Video und weitere schriftliche Beweise gleich von einer Reihe von Hinweisgebern im US-Militär erhalten zu haben. Man habe vor Veröffentlichung die erhaltenen Unterlagen sorgfältig geprüft und mit den Angaben beteiligter Journalisten und Augenzeugen verrglichen. Assange, der das Video am Montag im National Press Club in Washington vorstellte, sagte, dass die Aufnahmen drei Fälle von wahlloser Tötung ("indiscriminate slaying") zeigten.

Das Video zeigt Aufnahmen aus zwei Apache-Kampfhubschraubern der US-Armee. Die Bilder sind mit Funksprüchen der Helikopter-Besatzungen unterlegt. Die Hubschrauber hatten auf eine Meldung über Schusswaffengebrauch reagiert und dabei eine kleine Menschengruppe auf der Strasse entdeckt und beobachtet. In einer Funkmeldung wird behauptet, dass die etwa neun bis zwölf Personen mehrere AK-47-Sturmgewehre und RPG-Granatenwerfer mit sich führe. Wikileaks widerspricht nach Sichtung des Videos dieser Behauptung. Auch wenn nicht ausgeschlossen werden könne, dass möglicherweise einzelne Personen der Gruppe eine Waffe mit sich geführt hätten, so seien es doch in der Mehrzahl Zivilisten gewesen. Zudem sei die Fotokamera eines der Reuters-Reporter fälschlich als Waffe identifiziert worden.

Anschließend ist zu hören, wie auf Nachfrage der Hubschrauber-Besatzung - basierend auf den fraglichen Angaben - die Einsatzleitung den Befehl zum Angriff erteilt. Das Video zeigt daraufhin heftigen Beschuss der Gruppe. Dabei sind Funksprüche der Besatzung zu hören wie etwa "Keep shooting!" (etwa: "Schiess weiter!") und "Oh yeah, look at those dead bastards" (etwa: "Oh ja, schau Dir diese toten Schweine an") mit der Reaktion "Nice!" ("Schön!").

Im weiteren Verlauf des Videos wird einer der angeschossenen Reuters-Mitarbeiter gezeigt. Während der offensichtlich schwerverletzte Mann versucht wegzukriechen, äussert ein Soldat in einem Funkspruch den Wunsch, dass der Mann doch eine Waffe ergreifen möge ("All you gotta do is pick up a weapon"). Ein anderer Soldat kündigt an, dass man ihn dann töten würde: "If we see a weapon, we're gonna engage" (etwa: "Wenn wir eine Waffe sehen, greifen wir an").

Als nächstes zeigt das Video, wie ein Van neben einem der Verletzten anhält. Bereits von Beginn an wird von Soldaten gefordert, das Feuer auf das Fahrzeug eröffnen zu können. So wird während der Wagen noch rollt, in einem Funkspruch unterstellt, dass die Insassen Leichen und Waffen aufnehmen wollten. In verschiedenen Funksprüchen wird die Freigabe zum Angriff gefordert, u.a. mit den Worten "Let me engage" ("Lasst mich angreifen") und "Let me shoot" ("Lasst mich schiessen").

Eine Rückfrage der Einsatzleitung ob die Fahrzeug-Insassen Verwundete aufnehmen - wie zeitgleich im Video zu sehen - wird nicht beantwortet. Stattdessen wird wiederholt und mit drastischen Worten wie "Come on, let us shoot!" ("Komm schon, lass uns schiessen!") weiter der Schiessbefehl gefordert und schließlich erteilt. Daraufhin eröffnet die Helikopter-Besatzung das Feuer auf das Fahrzeug, welches nach ausschließlicher Aufnahme des Verletzten bereits wieder angefahren war. Auch vom Fahrzeug weglaufende Personen werden gezielt angegriffen und getötet.

Während des Angriffs wurden auch zwei im Fahrzeug befindliche Kinder schwer verletzt. Doch für die Getöteten und Verletzen hat die Helikopter-Besatzung nur verächtliche Sprüche übrig: Unter anderem wird die Verwundung der Kindern so kommentiert, dass es die Schuld der Eltern sei, dass diese ihre Kinder in ein Kriegsgebiet gebracht hätten.

Das Video zeigt noch weitere Angriffsszenen und ähnlich anstößige Kommentare der Soldaten zu Tötungen. Wikileaks-Aktivist Assange sagte, dass sich die Soldaten im Video so verhalten würden, als wenn sie nur ein Videospiel spielten und es nur darum ginge, einen Highscore zu erzielen.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Associated Press hat ein ranghoher US-Militär die Authentizität des Videos bestätigt. Auch der US-Nachrichtensender Fox News gibt an, eine entsprechende Bestätigung aus dem Verteidigungsministerium erhalten zu haben. In beiden Fällen wollten die Kontaktpersonen aber anonym bleiben.

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