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SOMALIA

13.06.2011

Somalia: Bombenanschlag tötet Innenminister

Durch die Explosion einer Bombe wurde der somalische Innenminister Abdi Schakur Hassan in seinem Haus in der somalischen Hauptstadt Mogadischu getötet. Bei dem Anschlag handelte es sich um den dritten Selbstmordanschlag in Mogadischu innerhalb von zwei Wochen. Am 9. Juni wurden durch eine Bombenexplosion im Hafen Mogadischus eine Person getötet und vier weitere verletzt. Bereits am 30. Mai hatte ein Mann durch eine Bombenexplosion zwei Soldaten der Afrikanischen Union (AU) getötet. Bei dem Angriff kamen auch zwei weitere mutmaßliche Attentäter ums Leben.

Der Kommandeur der Truppen der Afrikanischen Union, die in Somalia stationiert sind und die Übergangsregierung stützen, Generalmajor Nathan Mugisha, bezeichnete den Tod des ermordeten Innenminister als "einen traurigen und sinnlosen Verlust". Übergangspräsident Sharif Sheikh Ahmed kündigte eine Untersuchung an.

Inzwischen hat sich die Miliz al-Shabaab zu dem Anschlag auf Abdi bekannt. Die Erklärung wurde von einer islamistischen Website verbreitet. "Durch die Gnade des allmächtigen Gottes wurde der Innenminister der abtrünnigen Regierung und [Minister] ihrer nationalen Sicherheit am Freitagnachmittag getötet... eine von den Mudschaheddin installierte Bombe explodierte in seinem Haus, genauer unter seinem Bett. Nach der Explosion wurde er ins Krankenhaus gebracht, doch nichts war übrig, nur ein verrotteter Leichnam", hieß es in der Erklärung.

Nach Behördenberichten soll es sich bei der Selbstmordattentäterin um die Nichte des Innenministers handeln. Diese hatte ihren Onkel wiederholt besucht und sei deswegen nicht ausreichend kontrolliert worden. Die Teenagerin wurde durch die Explosion auf der Stelle getötet. Der Minister erlag seinen schweren Verletzung an Beinen und Unterleib im Benadir-Krankenhaus, bevor er zur weiteren Behandlung nach Kenia geflogen werden konnte.

Nach Polizeiangaben wurden zwei Verdächtige festgenommen. Einer der Verhafteten soll ein Bruder der Attentäterin sein. Bei der Explosion kamen keine weiteren Personen zu Schaden. Der Minister war eine Schlüsselfigur in den Bemühungen der Regierung, gegen die aufständische Al-Shabaab-Miliz vorzugehen. Analysten gehen deswegen davon aus, dass der Anschlag eine Vergeltungsmaßnahme war.

Die amerikanische Bundespolizei FBI gab am Donnerstag (9. Juni) bekannt, dass der Attentäter, der am 30. Mai in Mogadischu sich und zwei AU-Soldaten tötete, ein Mann aus dem US-Bundesstaat Minnesota gewesen sei. Dies habe man anhand von Fingerabdrücken festgestellt. Der 27-jährige Farah Mohamed Beledi, der nach Angaben der Tageszeitung Minneapolis-St. Paul Star Tribune ein langes Vorstrafenregister haben soll, habe die Vereinigten Staaten 2009 verlassen und sich den Islamisten angeschlossen. Beledi gehörte zu einer Gruppe von 13 Personen, denen von einer Grand Jury in Minnesota "terroristische Vergehen" zur Last gelegt werden. Das FBI prüft noch, ob unter den beiden weiteren bei dem Attentat getöteten Angreifern andere US-Bürger waren.

Unterdessen kam es in der Hauptstadt Mogadischu und anderen Teilen des Landes zu teilweise gewaltsamen Protesten, bei denen in der Stadt nach Aussagen von Augenzeugen und Behörden fünf Personen getötet wurden. Die Demonstranten wandten sich gegen einen Kompromiss um die Verlängerung des Mandates der derzeitigen Präsidenten und des Parlaments. Der Kompromiss sieht den Rücktritt von Premierminister Mohamed Abdullahi Mohamed innerhalb von 30 Tagen vor. Die Demonstranten, unter ihnen viele Regierungssoldaten, verlangten ein Verbleiben Mohameds im Amt, da sie ihn für den einzigen ehrlichen Politiker Somalias seit Jahren hielten. Demonstriert wurde auch in Belet Hawo, einer Stadt in Grenznähe zu Kenia und in Galcaiyo, nordöstlich von Mogadischu gelegen.

Das Mandat für die derzeitige Übergangsregierung wäre normalerweise im August ausgelaufen, doch Übergangspräsident Sharif Sheikh Ahmed und Parlamentspräsident Sharif Hassan Sheikh Aden haben sich darauf geeinigt, die Mandate von Parlament und Staatspräsident zu verlängern und erst im August 2012 Wahlen auszuschreiben. Die Unterzeichnung des Abkommens erfolgte am Donnerstag in der ugandischen Hauptstadt Kampala in Anwesenheit des UN-Sondergesandten für Somalia, Augustine Mahiga. Nach Ansicht von Beobachtern behinderte der Streit zwischen den beiden Politikern (Sharif Ahmed und Aden) gegen islamistische Militante und gefährdete die erzielten militärischen Fortschritte gegen die Rebellen.

Seit dem Sturz des Diktators Mohamed Siad Barre im Jahr 1991 ist Somalia ohne wirksame Zentralregierung. Die Übergangsregierung kontrolliert mit Hilfe der Truppen der Afrikanischen Union nur Teile der Hauptstadt Mogadischus. Der Rest des Landes am Horn von Afrika wird von Kriegsherren und Milizen beherrscht. Im Norden des Landes bestehen mit Somaliland und Puntland zwei praktisch unabhängige stabilisierte Defacto-Regime. Die Mitte und der Süden Somalias stehen unter Kontrolle islamistischer Milizen.

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