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PAPST

07.02.2009

Williamson-Rehabilitierung stürzt römisch-katholische Kirche in eine Krise

"Die Austrittswelle hat bereits eingesetzt", das sagte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, gegenüber der Passauer Neuen Presse zur Situation der katholischen Kirche in Deutschland nach der Rehabilitierung des Pius-Bruders Richard Williamson durch Papst Benedikt XVI.. Das Vertrauensverhältnis zwischen den deutschen Katholiken und dem Papst sei "ein wenig lädiert".

Der Spiegel berichtete, dass allein im Bereich des Amtsgerichts Krefeld bereits 72 Katholiken ihren Austritt erklärt hätten. Pater von Gemmingen hofft auf den geplanten Besuch des Papstes in Deutschland. Möglicherweise könne der Besuch dazu beitragen, dass das Verhältnis der deutschen Katholiken zu ihrem Papst wieder besser werde. Es schmerze ihn, wenn "viele Menschen Rom und den Papst nicht mehr verstehen".

Der durch seine den Völkermord an den Juden in der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Deutschland anzweifelnden Aussagen in die Schlagzeilen geratene Bischof Williamson hat sich nun erstmals zu dem Vorgang geäußert, der die katholische Kirche in eine Krise gestürzt hat. Gegenüber dem "Spiegel" sagte er, er werde seine den Holocaust leugnenden Äußerungen vorerst nicht zurücknehmen. Zunächst wolle er die historischen Beweise prüfen: "Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen." Kritisch äußerte sich der Bischof auch zur Frage der Menschenrechte: "Wo die Menschenrechte als eine objektive Ordnung verstanden werden, die der Staat durchsetzen soll, da kommt es immer zu einer antichristlichen Politik." Auch ein Bekenntnis zu den Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils will Williamson nicht ablegen. Dieses habe zu einem "theologischen Chaos" geführt. Das Konzil (1962 bis 1965) hatte die Grundlage für den interkonfessionellen Dialog zwischen der katholischen Kirche und anderen christlichen Kirchen gelegt.

Vor zwei Tagen wurde außerdem bekannt, dass die Pius-Bruderschaft gegenüber dem Oberhaupt der katholischen Kirche offenbar nicht zu Zugeständnissen bereit ist. Die Bruderschaft kündigte für Ende Juni erneut eine Priesterweihe an, obwohl der Bruderschaft die Spende kirchlicher Sakramente und die Durchführung liturgischer Handlungen vom Papst ausdrücklich untersagt wurde.

Unter katholischen Theologen wird unterdessen die Frage diskutiert, ob es möglich ist, dass der Papst den Holocaust-Leugner Williamson erneut exkommuniziert. Im Kölner Stadt-Anzeiger kommen die Kirchenrechtler Stephan Haering (München) und Peter Krämer (Trier) zu dem Schluss, dass eine solche Entscheidung des Papstes durchaus im Bereich des Zulässigen liege. Bei der Holocaust-Leugnung handele es sich zwar nicht um einen Glaubensgrundsatz der katholischen Kirche, dennoch habe der Papst wie auch jeder Bischof die Pflicht "zu ethischen oder sozialen Fragen Stellung zu nehmen und einzuschreiten, wenn aus dem Raum der Kirche die Würde des Menschen verletzt wird". Die Leugnung des Holocaust sei ein solcher Fall, dahinter stecke ja auch "eine menschenverachtende Ideologie" erklärte Krämer.

Zur Stellung der Pius-Brüderschaft im Kontext der religiösen Strömungen, die im weitesten Sinne der katholischen Religion zuzuordnen sind, zitiert Radio Vatikan den Theologen Jozef Niewiadomski. Er ist Professor für Dogmatik und Dekan der Katholischen Fakultät an der Universität Innsbruck: "Ich würde schon sagen, dass es in der Pius-Bruderschaft immer noch die Ideen gibt, die moderne Prinzipien wie Menschenrechte, wie Toleranz, wie Achtung vor jedem anderen Menschen - auch anderen Religionen - ablehnen, und den extremen Antisemitismus. In den letzten Jahren hat man immer wieder einzelne Mitglieder der Pius-Bruderschaft auch im Kontext von rechtsgerichteten politischen Gruppierungen gesehen, etwa bei Le Pen." Trotzdem wollte er die Pius-Bruderschaft nicht unter einen generellen rechtsextremen Generalverdacht stellen.

Gerade erst hat die italienische Sektion der Pius-Bruderschaft einen Priester aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Es handelt sich um Floriano Abrahamowicz, der Bischof Williamson in Schutz genommen haben soll und auch die holocaust-leugnenden Aussagen Williamsons unterstützte, berichtet heute die Netzeitung, die sich auf italienische Nachrichtenagenturen beruft. Die Ansichten Abrahamowiczs entsprächen nicht der offiziellen Haltung der Bruderschaft, heißt es in einer Presseerklärung der Bruderschaft.

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