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KIRCHE

16.09.2006

Papst-Rede löst Kritik und Proteste in der islamischen Welt aus

Auf Kritik und zum Teil heftigen Protest in weiten Teilen der islamischen Welt stieß eine Rede von Papst Benedikt XVI.. In einer Vorlesung zum Verhältnis von Gewalt und Religion an der Universität Regensburg am 12. September hatte der Papst ein Zitat eines Kaisers aus dem 14. Jahrhundert verwendet, in dem dieser den Propheten Mohammed kritisiert hatte.

Der Papst hatte bei dem theologischen Vortrag aus einem Dialog zwischen dem im 14. Jahrhundert regierenden christlich-byzantinischen Kaiser Manuel II. Palailogos und einem persischen Gelehrten unter anderem die Worte zitiert: ?Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.?

Diese Bemerkung des Kaisers, die der Papst zuvor als ?in erstaunlich schroffer, uns überraschend schroffer Form? vorgebracht qualifiziert hatte, stand im Kontext der Aussage von Benedikt XVI., dass Gewalt mit dem Wesen Gottes nicht vereinbar sei. Vor dem Zitat hatte der Papst zudem betont, auch Kaiser Manuel habe vermutlich bereits die Koransure gekannt, in der gefordert werde, ?kein Zwang in Glaubenssachen?.

Die Folge der Äußerungen von Papst Benedikt sind nun weltweite Proteste moslemischer Kreise. Zuerst haben türkische Religionsführer Kritik geübt. Das Amt für Religiöse Angelegenheiten verlangte in Person von Ali Bardakoðlu eine Entschuldigung und stellte gleichzeitig die geplante Türkei-Reise von Papst Benedikt XVI. im November in Frage.

Die Muslimbruderschaft in Ägypten rief die islamische Welt zu Protesten gegen den Papst auf. Die islamischen Staaten sollten mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan drohen, falls die Äußerung nicht zurückgenommen werde. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) sprach gar von einer ?Verleumdungskampagne? des Papstes gegen den Propheten Mohammed.

Das pakistanische Parlament verabschiedete eine Resolution, in der die Bemerkungen des Papstes ebenfalls verurteilt werden. Es verlangt eine Entschuldigung des Vatikans. Der Vatikan versucht derweil, die Wogen zu glätten. Ein Sprecher sagte, der Papst habe nicht die Absicht gehabt, die Gefühle der Moslems zu verletzen.

Verwandte Texte:

Reiner Moysich am 19.09.2006:
„Unfehlbarer“ Papst hat gefehlt.

Der sich als unfehlbar (zumindest in kath. Glaubensdingen) einbildende Papst hat sicher „gefehlt“, als er in seiner unglückseligen Rede fahrlässig und unausgewogen nur eine Mohammed sehr abwertende Aussage eines christlichen Kaisers zitierte. Wäre der Papst fair und wirklich friedensliebend, so hätte er sicher leicht ein ähnliches Jesus abwertendes Zitat eines Moslems wiedergeben können – und dann beide Äußerungen als respektlos und wirklichkeitsfern der jeweils anderen Religion gegenüber massiv verurteilen können. Dies sollte er nun schnellstens nachholen, um die verständliche Empörung in der muslimischen Welt zu beruhigen.

Um jedoch das Grundübel der schon immer bestehenden ausgeprägten Gewaltbereitschaft beider Religionen – und zugleich des Judentums – zu beseitigen, bedarf es freilich weitaus mehr. Der Papst sollte den kriegerischen und menschenrechtswidrigen Absolutheitsanspruch der drei monotheistischen Weltreligionen als Quelle des seit vielen Jahrhunderten andauernden sich gegenseitig Umbringens mit unzähligen Millionen von Toten brandmarken. Er sollte dann natürlich bei seiner Religion anfangen und vorbildlich für alle anderen Religionen den absurden christlichen Absolutheitsanspruch (die einzig richtige und gute Religion zu haben) vollständig abschaffen – und ins Glaubensbekenntnis z.B. einfügen lassen: „Ich glaube … . Aber ich erwarte nicht, dass andere meinen Glauben teilen. Ich respektiere jede andere religiöse und nichtreligiöse Weltanschauung, sofern sie sich an den Menschenrechten orientiert.“

Dies wäre ein warmes mitmenschliches Licht in unserer von autoritären und intoleranten Religionen verfinsterten Welt.


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