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ENERGIEPOLITIK

07.11.2010

Großdemonstration gegen Castor-Transport

Am Samstag beteiligten sich mehrere Zehntausend Menschen an einer Demonstration gegen die Energiepolitik der Bundesregierung und den Castor-Transport nach Gorleben.


Beim aktuellen Castor-Transport werden elf Behälter mit hochradioaktiven Abfällen, die bei der Nutzung deutscher Kernkraftwerke angefallen waren, per Bahn von der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague ins Zwischenlager Gorleben transportiert. Von den Gegnern werden die Transporte wegen potentieller Strahlungsgefährdung durch undichte Behälter und wegen der Unfallgefahr beim Transport kritisiert. Das zuständige Bundesumweltministerium weist dagegen darauf hin, dass Deutschland vertraglich verpflichtet ist, die wiederaufbereiteten Abfälle zurückzunehmen und dass beim Transport umfangreiche Strahlenmessungen vorgenommen werden.

Die Protestkundgebung am Castor-Verladekran bei Dannenberg wurde von einem Bündnis mehrerer Anti-Atom-Organisationen veranstaltet, darunter die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, der Verein "ausgestrahlt" und der Bund für Umwelt und Naturschutz. Nach Angaben der Veranstalter nahmen 50.000 Menschen teil, die aus dem ganzen Bundesgebiet angereist waren. 600 Bauern beteiligten sich mit Traktoren. Die Kundgebung, die den Auftakt für eine Reihe von Protesten gegen den Castor-Transport bilden soll, sei die größte Veranstaltung in der Geschichte des Gorleben-Widerstands gewesen. "Der heutige breite Protest zehntausender Menschen zeigt: Die Bevölkerung duldet keine Klientelpolitik für Atomkonzerne auf Kosten ihrer Sicherheit", so die Veranstalter.

Die Polizei teilte mit, dass sie sich weitgehend aus dem Veranstaltungsgelände zurückgezogen hatte und sich auf verkehrslenkende Maßnahmen beschränkte. Es habe jedoch einen Einsatz mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen circa 150 Demonstranten gegeben, die eine Landstraße unterhöhlten und mit Steinen und Feuerwerkskörpern warfen. Dieses sei jedoch eine kleine Minderheit gewesen, die nicht für die Masse der Demonstranten stehe. Nach Angaben der Polizei betrug die Teilnehmerzahl 25.000.

Bundesumweltminister Röttgen rief dazu auf, sich bei den geplanten Demonstrationen friedlich und besonnen zu verhalten. Bundeskanzlerin Merkel sagte im Rahmen einer Rede auf dem Landesparteitag der CDU in Nordrhein-Westfalen, der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung sei das Ziel der Regierung, müsse aber mit der Bezahlbarkeit der Stromversorgung abgewogen werden, um eine Abwanderung der Industrie zu vermeiden. Es könne nicht sein, dass man stolz darauf sei, kein Kernkraftwerk in Deutschland zu haben und dann Strom aus französischen und tschechischen Kernkraftwerken einkaufe. Weiter sagte sie, dass Demonstrieren eine der schönen Freiheiten sei, die eine freiheitliche Gesellschaft mit sich bringe. Die Demonstrationen müssten jedoch friedlich bleiben. "Was so harmlos daherkommt, Entschottern [von Eisenbahngleisen], das ist keine friedliche Demonstration, sondern ein Straftatbestand."

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