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KASINOS 1.8.2005

Die Spiele der Reichen

In Deutschland gibt es über 80 Spielbanken, weltweit kamen in den vergangenen Jahren mehr als 1.800 Internet-Casinos hinzu. Der Mythos Spielcasino ist alt, schon immer wurden sie gehasst oder geliebt – ihre Gefahren werden jedoch nur selten bedacht. Die Diskussion um Ausweiskontrollen wird immer lauter, doch eine generelle Umsetzung ist nicht in Sicht.
Die legendäre Spielbank in Monte Carlo. Dank Francois Blanc wurde sie zu der berühmtesten Spielbank weltweit
© FLORIAN K. / GFDL
Die legendäre Spielbank in Monte Carlo. Dank Francois Blanc wurde sie zu der berühmtesten Spielbank weltweit
Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts gab es in Venedig unzählige Spielcasinos, deren Existenz jedoch bis 1926 illegal blieb. Erst dann wurde eine öffentliche Erlaubnis erteilt, da die Regierung erkannte, dass die Verbreitung des Glücksspiels unaufhaltsam zunahm. Ab 1750 lief der belgische Ort Spa Venedig mit nur zwei Casinos den Rang ab. Die Gäste reisten aus ganz Europa an. 1789 wurden die Spielbanken Frankreichs und auch Belgiens jedoch geschlossen und das deutsche Aachen wurde vorübergehend zur Metropole des Glücksspiels.

Napoleon Bonaparte benötigte dringend Geld zur Auffüllung seiner Kriegskasse und obwohl er dem Glücksspiel eher kritisch gegenüber stand, hob er 1806 das französische Spielverbot auf. Sein Nachfolger Louis Philippe ließ sich nicht von den möglichen Steuereinnahmen ködern und erließ, wie es auch in England geschehen war, ein Generalverbot. Ab 1840 wurde Deutschland dank Verbote der Nachbarländer zum Reiseziel aller Glücksspieler. Es gab 24 Casinos, das berühmteste was das in Bad Homburg, da der Gründer Francois Blanc die zweite Zero im Roulettekessel abschaffte und die Gewinnchancen somit verdoppelte.

Nur acht Jahre später wurden jedoch auch alle deutschen Spielbanken geschlossen – alle, außer der Bad Homburger Spielbank. Niemand weiß genau, wie Blanc es schaffte, sie trotz Verbot zu erhalten, jedoch wird vermutet, dass er jede Menge Geld an die Verantwortlichen zahlte. Gegen das Generalverbot Bismarcks im Jahr 1872 kam jedoch auch er nicht an und die Spielbank wurde geschlossen.

Monte Carlo und Las Vegas – bis heute ganz vorne

1856 eröffnete in Monte Carlo die Spielbank, die heute die wohl berühmteste weltweit ist. Zunächst sah es dank ungünstiger Lage sehr schlecht aus, denn die benötigten Gäste blieben aus, dann jedoch, nach der Übernahme durch Francois Blanc wurde die Spielbank schnell weltberühmt und zählte Anfang der 70er bis zu 1.500 Gäste am Tag.

Per Webcam wird hier das Roulettespiel an tausende Computer weitergeleitet. Leichtsinniges Klicken kann das Konto um viel Geld erleichtern
© SPIELBANK HAMBURG
Per Webcam wird hier das Roulettespiel an tausende Computer weitergeleitet. Leichtsinniges Klicken kann das Konto um viel Geld erleichtern
Las Vegas machte sich ab 1931 einen Namen, da von diesem Zeitpunkt an die ersten Glücksspiellizenzen erteilt wurden. Der Erfolg Monte Carlos wiederholte sich – allerdings weniger prunkvoll, mit mehr Prostitution und Alkohol als Nebenverdienst. Der absolute Durchbruch in Sachen Glücksspiel gelingt Las Vegas jedoch erst 1946 mit der Eröffnung des legendären "Flamingo" Casinos.

In Deutschland wurde das Generalverbot 1933 aufgehoben, nicht zuletzt da die Finanzierung des Kriegshaushaltes dringend gesichert werden musste. Jedoch gelang es nicht den Erfolg von damals zu wiederholen, die Casinos liefen schlecht und mussten zu Beginn des zweiten Weltkriegs allesamt geschlossen werden.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg entdeckte auch Asien das Glücksspiel für sich, als Hochburg gilt heute noch Macao. Dieses nur 16 Quadratkilometer große Gebiet wurde schnell zum Paradies für Spielende. Besonderheiten gibt hier viele, beispielsweise wird "Fan Tan" von Balkonen aus gespielt und die Einsätze mit Hilfe von Flaschenzügen herabgelassen.

Erst seit diesem Jahrtausend lässt sich ein klarer Trend dahin erkennen, die Casinos mit diversen Angeboten der Gastronomie oder der Unterhaltung zu verschmelzen – nicht nur in Las Vegas, wo schon seit Jahren auf diese Strategie gesetzt wird um möglichst hohe Besucherzahlen und natürlich Einnahmen zu erzielen.

Vermögen auf Knopfdruck verspielen

Im Laufe der Jahre hat sich weltweit der Roulettekessel von allen anderen Gegenständen abgehoben und wurde zu dem Casinosymbol schlechthin. In Deutschland ist eher der Begriff der Spielbanken verbreitet, da das Wort Casino aus dem Italienischen stammend zwar für einen Vergnügungsort steht, allerdings auch die Nebenbedeutung des Bordells hat. Die Internet-Casinos werden hier von vielen Experten als Gefahr angesehen, da die Hemmschwelle durch die vertraute Umgebung wesentlich gesenkt wird. Außerdem droht insbesondere Spielsüchtigen die zusätzliche Vereinsamung, da sie nicht mehr den Weg ins Casino gehen müssen. Überhaupt fehle die soziale Kontrolle beim Glücksspiel im Wohnzimmer, da sich eine Spielsucht auf diese Weise sehr leicht verheimlichen ließe. Oft realisieren die Spieler auch nicht, dass ein einziger Klick das Vermögen kosten könnte und verlieren dank dem Online-Glücksspiel alles.

Die Glücksspieleinnahmen in Deutschland steigen Jahr für Jahr an, sie sind sogar höher als die Einnahmen durch Alkoholsteuern. Im Hinblick auf die rund 200.000 Spielsüchtigen hierzulande wird verstärkt eine Ausweiskontrolle gefordert – vor allem, damit die Selbstsperre nicht mehr nur den psychologischen Zweck erfüllt, sondern auch tatsächlich kontrolliert wird. Wann und ob diese Kontrollen kommen werden ist unklar, klar ist jedoch, dass nicht nur Beratungsstellen darauf hoffen.
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Artikel vom 1. August 2005

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