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ROBERT STEINHäUSER 29.6.2006

Der Amoklauf von Erfurt

Am 26. April 2002, kurz vor 11 Uhr, fällt der erste Schuss im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt. Etwa Fünfzehn Minuten später ist alles vorbei. Der 19-jährige Robert Steinhäuser tötete 16 Menschen und sich selbst und versetzt ein ganzes Land in Aufregung. Der Grund für das Massaker: Rache für einen Schulverweis.
Seit August 2005 weist diese Gedenktafel auf die Opfer Robert Steinhäusers hin. Die Tafel befindet sich an der Nordostseite des Gutenberg-Gymnasiums.
© CHRISTOPH HOFFMANN
Seit August 2005 weist diese Gedenktafel auf die Opfer Robert Steinhäusers hin. Die Tafel befindet sich an der Nordostseite des Gutenberg-Gymnasiums.
Robert Steinhäuser scheint alles gründlich geplant zu haben. Er hatte eine Handfeuerwaffe und eine so genannte Pumpgun dabei, war komplett schwarz gekleidet und mit einer schwarzen Maske getarnt. Wie ein Ninja-Känpfer soll er ausgesehen haben. Die Lehrer waren sein Ziel, er wollte sich an ihnen rächen. Insgesamt 13 Lehrer, ein Polizist und zwei 15-jährige Schüler starben. Die beiden Schüler tötete der Täter nicht gezielt, sondern durch eine Klassentür hindurch. Überall im Schulgebäude lagen Tote, Schüler flohen aus dem Gebäude oder versteckten und verschanzten sich in Klassenräumen und in der Aula im Dachgeschoss. An einem Fenster hing ein Zettel, "Hilfe" stand darauf.

Der Lehrer, der die Nerven behielt

Später berichteten die Zeitungen über den Lehrer Rainer Heise. Manche feierten ihn als Helden, andere bezeichneten ihn als einen Lügner. Heise begegnete dem Attentäter als dieser gerade seine Maske abgenommen hatte. Obwohl er ein ehemaliger Lehrer Steinhäusers war, erschoss ihn dieser nicht sofort wie es bei den anderen Lehrern der Fall war. Heise behielt die Nerven und zeigte keine Angst. Er sagte, er habe Steinhäuser gefragt, ob er das alles getan habe. Nachdem dieser zögernd genickt hatte, sagte Heise: "Du kannst jetzt nicht einfach gehen, wir müssen darüber reden." Kurz darauf stieß er Steinhäuser geistesgegenwärtig im richtigen Moment in einen kleinen Materialraum und verschloss die Tür. In diesem Raum muss sich der 19-Jährige dann erschossen haben, die Obduktion ergab einen Todeszeitpunkt zwischen 11 Uhr und 11.30 Uhr. Noch um 11.12 Uhr hatte er den Polizisten aus dem Gebäude heraus erschossen. Robert Steinhäuser wurde um 13 Uhr vom SEK (Spezialeinsatzkommando) gefunden.

Vier Jahre später sitzt der Schock immer noch tief

Wenn man die Schüler heute nach ihrem Empfinden fragt, dann merkt man ihnen immer noch das Entsetzen an. Ein Schüler möchte "nicht darüber sprechen". Nur dass er die beiden Schüler, die Robert Steinhäuser ebenfalls getötet hat, kannte, verrät er. Ein anderer Schüler, Jonas*, kann inzwischen offener damit umgehen. Damals war er in der siebten Klasse, heute ist er 17. Seine Klasse hatte am Tag des Amoklaufs früher Schulschluss. Steinhäuser zog sich seine schwarze Kleidung in einem Toilettenraum an einem Seiteneingang an, er hatte alles gründlich vorbereitet. Als er aus der Toilette herauskam, gingen gerade einige Schüler der siebten Klasse vorbei. Die Schüler dachten im ersten Moment an einen schlechten Abistreich als sie den vermummten Mann sahen. Robert Steinhäuser beachtete sie nicht, er ging direkt an ihnen vorbei in die oberen Stockwerke. Dort fielen die ersten Schüsse. "Als wir den Krach hörten, ging uns alles Mögliche durch den Kopf. Ich dachte an Knallfrösche oder umfallende Stühle oder zuknallende Türen, alles schien möglich, nur dass es Schüsse sein könnten, kam mir nicht in den Sinn."

Das Schulgebäude wurde nach dem 26. April 2002 für zehn Millionen Euro komplett saniert. Drei Jahre lang hatten die Schüler in einem Ausweichquartier Unterricht. Das Schuljahr 2005/2006 begann dann wieder in dem Jugendstilgebäude. Die Veränderung soll auch dafür sorgen, dass man unbeschwerter durch das Gebäude gehen kann. Es geht aber nicht darum, die Erinnerung an das Massaker vollkommen aus dem Gebäude zu verbannen. Wer trauern möchte, kann dies auch tun: Im Dachgeschoss richtete man einen "Raum der Stille" ein, eine Rückzugs- und Trauermöglichkeit für die Schüler. Seit dem 26.08.2005 erinnert zusätzlich eine Gedenktafel an der Nordseite des Gebäudes an die Opfer der Bluttat.

* Name geändert
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Artikel vom 29. Juni 2006

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- Bekannte Amokläufe

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