|
|
Die Gabel blitzte kurz auf, nur um Sekunden später in ihrem Mund zu verschwinden. Sandra betrachtete das Stück Torte vor ihr. Umrandet von kleinen Mohnsamen, die einerseits wie ein Bannkreis wirkten, der sie von jenem sündigen Stück Süße fernhalten sollte, andererseits wie ein Kunstwerk in sich, ohne welches die Torte nicht gewirkt hätte. |
|
© Y.S. |
"Wie sie so da saß, mit ihrer Gabel in dem Stück Mohntorte herumstochernd. Irgendwie süß"
|
| | Sie ließ sich den Bissen auf der Zunge zergehen. Sandra wusste, dass jeder Bissen an die fünfzig Kalorien hatte. Überkam sie die Lust, so gehorchte sie nicht ihrem Verstand, nein, es war viel mehr eines dieser kleinen Teufelchen, die auf ihrer Schulter saßen und ihr zuflüsterten. Zum Genuss kam nun Melancholie, diese beißende Frage, ob sie eine Chance hatte, ob er sie überhaupt beachtete, sie lieben könne.
Überall sah sie hübsche Models von Reklametafeln grinsen. Sie wusste, dass die Frau von heute selbstbewusst war, sich durch solche unwirklichen Götzenbilder nicht verunsichern ließ. Bulimie, mit Orangensaft getränkte Wattebäusche, Klebestreifen, welche kleine Speckringe verschwinden ließen. Sandra wusste das alles. Vielleicht hatte man ihr es zu spät gesagt, zu spät, um die Bilder der Kindheit zu übertünchen. Jenes absolute Übermaß an Schönheit. Jene Sensibilisierung für das Hässliche, das einen jeden Morgen im Spiegel anlächelte. Gerade wollte sie erneut ein Stück Torte mit ihrer Gabel abtrennen, als er eintrat. Sah er den Glanz in ihren Augen, wenn sie ihn aus den Augenwinkeln anstarrte, oder war sie Luft?
Marc versuchte sie weiter zu mustern, jedoch ohne von ihr ertappt zu werden. Die Vorstellung sie zu umarmen erregte ihn. Ihren festen Körper zu umschließen, die Weichheit ihres Körpers zu spüren, ihren Geruch wahrzunehmen. Es musste schön sein, jene Frau zu küssen. Besonders wenn sie nach Mohntorte schmeckte. Er grinste bei diesem Gedanken. Marc spürte eine gewisse Enge in seiner Hose. Nichts wofür er sich hätte schämen müssen, jedoch eher unpassend im Café, mit einer Beule in selbiger herumzusitzen. Er überlegte, ob er sie ansprechen sollte. Vielleicht würde sie die Beule irritieren. Er verwarf den Gedanken. Vielleicht ein andermal. Nur mit wenig Verzögerung erhoben sich die beiden. Auf der Straße blickten sie sich noch mal kurz an und verschwanden in unterschiedliche Richtungen.
|
|
Kommentare über Kurzgeschichteantje am 24.07.2005: Schöne Geschichte ist das. Lebensnah und ehrlich, umarmt von den "kleinen Dingen" des Lebens, die uns so verletzlich und so nah machen. Prima!
|
Magazin: Bildung, Panorama, Personen, Politik, Sport, Wissenschaft
Kultur: Filme, Kalender, Literatur, Musik, Charts, Netzwelt, Termine
Gemeinschaft: Forum, Gewinnspiele, Newsleter, Kontakt, Umfragen
Sonstiges: News, Fotos, Themen, C6 Archiv, RSS, Shop, Sitemap, Weihnachten
Rechtliches: Impressum, Haftungsausschluss
© 1998 - 2009 C6 MAGAZIN
|
|
Acapulco ist eine im Süden von Mexiko gelegene Küstenstadt direkt am Pazifik. Berühmt ist die Stadt vor allem für seine Klippenspringer. Man findet sie bei den Klippen La Quebrada. Sie springen zu ...
|
|
|
|
|