Tom Buhrow: "Ich hoffe auf eine faire Chance"

Buhrow tritt nach zwölf Jahren als Auslandskorrespondent am 1. September die Nachfolge von Ulrich Wickert bei den Tagesthemen in Hamburg an und bittet die Zuschauer schon jetzt um Verständnis für eine Eingewöhnungszeit: "Ich möchte Fehler machen dürfen und hoffe auf eine faire Chance", so Buhrow: "Uli Wickert hinterlässt große Schuhe. Da kann man nicht einfach reinschlüpfen, da muss man reinwachsen."

Buhrow, der bereits als Austausch-Schüler in den USA war und seit 2002 ARD-Studioleiter in Washington ist, verlässt Amerika mit gemischten Gefühlen. "Die Menschen dort haben mich aufgenommen, als sei ich einer der ihren." Trotz der Nähe habe er aber immer auch die notwendige Distanz gewahrt: "Ich liebe dieses Land, auch wenn ich nie versucht habe, wie ein Amerikaner zu sein." Dennoch habe er die Lebensweise dort geschätzt: "Deutschland ist in vielen Punkten liberaler als Amerika. Aber wir könnten ruhig etwas gelassener und weniger selbstkritisch werden."

Gerade im Umgang miteinander seien die Amerikaner durchaus beispielgebend, meint Buhrow: "Da tauscht man unterschiedliche Standpunkte aus, reitet ein Thema aber nicht zu Tode, sondern lässt auch andere Meinungen gelten." In Deutschland hingegen werde "für jedes Problem die ultimative, konsensfähige Lösung" gesucht. "Weil dabei viel Wert darauf gelegt wird, den eigenen Standpunkt durchzusetzen, werden Diskussionen schnell gereizt". Allerdings, so räumt der Familienvater von zwei Töchtern ein, habe sich die USA seit den Terroranschlägen vom 11. September grundlegend gewandelt: "Amerika hat sein Relaxtsein verloren."

Nach den ersten Wochen der Eingewöhnung will der neue Mister Tagesthemen seine alte Heimat Stück für Stück erkunden. "Wir haben als Familie noch nie in Deutschland gelebt", betont Buhrow. In dienstfreien Zeiten möchte der leidenschaftliche Marathonläufer deshalb das Land bereisen. "Ich will da nicht einschweben und nur mit dem Vorstandsvorsitzenden reden. Ich will mit Rad oder Auto unterwegs sein und erfahren, wie Deutschland tickt." Der gebürtige Siegburger ahnt aber, dass die Zeiten, da er in den USA mal schnell in kurzer Hose unerkannt in den Supermarkt eilen oder sich zum alljährlichen Halloween als Piraten-Skelett verkleiden konnte, wahrscheinlich vorbei sind: "Diese Anonymität wird mir fehlen." Aber, so Buhrow, "ich hoffe, dass man unser Privatleben respektieren wird." (Original Pressetext)