Buschfeuer und Waldbrände im australischen Bundesstaat Victoria haben zwischen dem 7. und 11. Februar mehrerere Hundert Menschenleben gefordert, 500 Personen sind zum Teil schwer verletzt worden. Nach Medienangaben brannten mehrere Dörfer völlig aus und es wurden über tausend Häuser zerstört, 5.000 Menschen wurden obdachlos. Das volle Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht absehbar. Die Brände wurden neuesten Erkenntnissen zufolge größtenteils durch Blitzschlag, aber leider auch Brandstiftung in einer aufgrund der schweren Hitzewelle ausgedörrten Steppenlandschaft verursacht und von orkanartigen Winden angefacht. Diese entstehen durch Eigendynamik aufgrund der großen durch Feuer verursachten Hitzewelle. Einem Bericht des Sydney Morning Herald zufolge wurde eine Fläche von ungefähr 365.000 Hektar ein Raub der Flammen, seit die Brände am Freitag begannen. Mitarbeiter der Staatspolizei gaben an, dass immer noch weitere Brände bekämpft werden und zu befürchten sei, dass die Zahl der Opfer weiter steigen könnte, bis alle Glutnester gelöscht sind und die Ermittlungen beginnen können. Die Glutnester werden durch von der Hitze verursachte Winde immer wieder angefacht, so dass die Feuerwehrleute wieder mit den Löscharbeiten von vorne beginnen können. Verschärft wird die Situation durch neuerliche, vornehmlich nächtliche Brandstiftungen. Es sei nur sehr schwer, den Teufelskreis zu durchbrechen. Gleichzeitig wurde im Norden Australiens der Notstand ausgerufen, da große Teile von Ingham schweren Überschwemmungen nach tagelangen Regenfällen heimgesucht, rund eintausend Quadratkilometer vom Bundesstaat Queensland sind seit dem Samstag betroffen.
Laut der australischen Wetterbehörde wurde am Freitag erwartet, dass die Hitzewelle über das Wochenende anhalten und ihren Höchststand im südöstlichen Teil des Landes erreichen werde. Außerdem gehe die Behörde davon aus, dass die Temperaturen bis Anfang nächster Woche nicht sinken werde. Nach Angaben des staatlichen Meterologen Terry Ryan entwickeln die Feuer ein eigenes Wetter: "Wir nennen das einen Pyrocumulus", ließ er verlautbaren.
Die Temperaturen in Victoria erreichten am Samstag Höchstwerte von 115° Fahrenheit (46° Celsius), was wegen des zeitlichen Zusammentreffens mit extremen Winden zahlreiche Buschfeuer verursachte. Die Brände bewegten sich Meldungen zufolge mit einer geschätzten Geschwindigkeit von 40 Meilen pro Stunde (60 Kilometer pro Stunde). Zur Zahl der Todesopfer sagte Kieran Walshe, der stellvertretende Polizeipräsident des Bundesstaates Victoria am Samstag: "Das war eine absolute Tragödie für den Staat und wir denken, die Zahl könnte noch schlimmer werden. Wir fürchten, diese Zahl [der Toten] könnte sogar über 40 steigen".
"Ganz Kinglake (Bezirk Murrindindi Shire) steht in Flammen, ich wohne ein paar Meilen außerhalb der Stadt, ich hörte Explosionen, nach einiger Zeit ging ich zur Straße, wo überall die Feuer waren. Flammen überall, explodierende Bäume, explodierende Gastanks, Gebäude in Flammen, es ist sehr, sehr, sehr ernst", sagte ein Einwohner von Kinglake, einer kleinen Stadt nördlich von Melbourne, die von den Bränden komplett zerstört wurde. "Ich konnte kaum hinunter in die Hauptfläche der Stadt sehen, aber da sind viele Flammen, die von dort hier rauf kommen, deshalb nehme ich an, der größte Teil der Stadt brennt ab", fügte er hinzu. Kinglake hat bisher die meisten Todesfälle bei diesem Brand, bei dem Angaben zufolge am Samstag sechs Personen, die in einem Auto unterwegs waren, getötet wurden, als dieses von auflodernden Flammen in Brand gesetzt wurde. Inzwischen hat sich die Zahl über die vom Sonntag (55) und Montag (170) Dienstag auf 181 erhöht, 750 Häuser wurden zerstört.
Über 30.000 Freiwillige bekämpften in den vergangenen Tagen die Brände im Land, unterstützt von Hubschraubern und Flugzeugen, die Chemikalien und Wasser abwerfen, in der Hoffnung das Feuer zu löschen. Greg Esnouf, stellvertretender Chef der Feuerwehrbehörde des Bundesstaates Victoria, gab an, dass die Bedingungen für die Feuerwehrmänner "maßlos" gefährlich seien, und er sagte ebenfalls, dass die Vorhersage für folgende Tage nichts anderes sagen als an den vergangenen paar Tagen. Unterdessen wurden bei einem Feuer nahe Melbourne die Feuerwehrleute Samstagmittag (Ortszeit) abgezogen, weil die Lage zu gefährlich wurde. Die hohe Zahl der Opfer vom Sonntag läßt sich dadurch erklären, dass flüchtende Bewohner in ihren Autos durch Feuerwalzen überrascht worden sind und verbrannten. Wie viele letztlich auf diese Art umgekommen sind, ist zur Stunde noch nicht bekannt.
Die Polizei von Victoria berichtete, dass sie vermutet, einige der Feuer seien durch Brandstiftung entstanden, und dass sie momentan dabei seien, einen Einwohner über ein Feuer zu befragen, das außerhalb der Stadt begann. Ein weiterer Mann wurde wegen absichtlichen Legens von Feuer verhaftet, aber später von der Polizei freigelassen; die Anklage wegen Brandstiftung wurde fallen gelassen. Auch ein 15-Jähriger wurde vorübergehend festgenommen.Nach Berichten der Onlineausgabe der österreichischen Zeitung Der Standard sollen aber auch zahlreiche Feuer aufgrund Blitzschlag entstanden sein, hieß es am Montagabend.
Inzwischen hat sich der australische Premier ein Bild von der Lage vor Ort gemacht und spricht fassungslos von Massenmord durch Brandstiftung. Die Kleinstadt Marysville nordöstlich von Melbourne ist komplett niedergebrannt mit einer nicht bekannten Zahl von Toten und wurde von der Polizei gesperrt. "Es dürfte Wochen und Monate dauern, bis wir die vielen Opfer identifiziert haben", so Polizeisprecher Greg Hunt. Viele Opfer sind bis zur Unkenntichkeit verbrannt.
Die Ermittler gehen davon aus, dass "mindestens ein Feuer mit 20 Todesopfern" in Gippsland östlich von Melborne "absichtlich von Brandstiftern gelegt" worden sei, eine Sonderkommission "Phönix" wurde eingesetzt und ermittelt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier haben Australien nach Angaben von Net Tribune zu der hohen Zahl der Toten kondoliert. Der australische Premier Kevin Rudd forderte vorm australischen Parlament lebenslang für die mutmaßlichen Brandstifter.
Brandstiftung kann laut Kölner Stadtanzeiger viele Gründe haben, an erster Stelle die Langeweile, an zweiter Sucht nach zweifelhafter Aufmerksamkeit, verschwindend gering ist der Anteil der Grundstücksspekulanten. In der Nacht zu Mittwoch sollen weitere Brandstifter am Werk gewesen sein. Es werde noch immer versucht, gegen nunmehr 23 Brände vorzugehen und es soll vermehrt zu Plünderungen gekommen sein. Der Schaden für die Artenvielfalt in Australien der dort lebenden, zum Teil vom Aussterben bedrohten Tiere ist ebenfalls noch nicht absehbar. Es wird befürchtet, daß eine Million einheimischer Tiere ums Leben gekommen seien. Außerdem wird geschätzt, dass die Löschung der Brandserie noch etwa eine Woche dauern könnte. Die Todeszahlen könnten laut Schätzung von Experten auf 300 steigen.