C6 MAGAZIN
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BERUFE 30.4.2006

Ein Banker in Frankfurt

Das deutsche Bankwesen zählt zu den größten der Welt. Im Jahr 2004 waren in Deutschland insgesamt 2.292 Kreditinstitute zum Geschäftsverkehr zugelassen. Einige davon, nämlich drei der größten deutschen Banken haben ihren Hauptsitz in der Finanzmetropole Frankfurt am Main. Insgesamt finden sich dort rund 300 Banken, unter anderem die Europäische Zentralbank. Kai Rüger hat in einer dieser Banken gearbeitet.
Die Finanzmetropole Frankfurt am Main. Als Bankkaufmann hat man hier höhere Verdienstchancen als in anderen deutschen Städten
© KARSTEN J. KLEE
Die Finanzmetropole Frankfurt am Main. Als Bankkaufmann hat man hier höhere Verdienstchancen als in anderen deutschen Städten
"Ich war Bankkaufmann und überwiegend in der Abwicklung von Handelsgeschäften tätig. Zeitweise war ich auch Händler im Bereich Geld- und Wertpapierhandel, zuletzt jedoch Abteilungsdirektor. In meinen Zuständigkeitsbereich fiel dann die Abwicklung von Handelsgeschäften." Kai Rüger ist mittlerweile 45 Jahre alt und hat von 1982 bis 2004 die Tätigkeit des Bankkaufmanns ausgeübt. "Mein letzter Arbeitgeber hat im Rahmen von Einsparungsmaßnahmen Umstrukturierungen vorgenommen. Diese konnte ich nicht mittragen - somit musste ich meinen Job aufgeben."

Seine Liebe zu Zahlen entdeckte Kai bereits in der Schule, dort war Mathe nicht nur sein Lieblings-, sondern auch sein Abtiur-Prüfungsfach. "Einen so genannten Traumjob hatte ich eigentlich nie. Ich habe aber von meinem 13. bis zu meinem 21. Lebensjahr Nachhilfe in Mathe gegeben, außerdem noch Gitarrenunterricht. Ich wollte Mathe auf Lehramt studieren, gekoppelt entweder mit Chemie oder Musik. Während meines Zivildienstes hat sich dieses Vorhaben dann jedoch verflüchtigt, ich entschied mit für die Ausbildung zum Bankkaufmann." Voraussetzungen um diese Ausbildung zu absolvieren sind vor allem ein guter Schulabschluss sowie ein gutes Allgemeinwissen. "Selbstverständlich ist ein Verständnis für Zahlen. Mittlerweile benötigt man dann auch noch ein Hochschulstudium. Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Informatik, Mathe oder Kommunikation - je nachdem, in welchem Bereich man anschließend tätig sein möchte."

50-Stunden-Woche

Angefangen hat Kai Rüger als Springer im Bereich Kunden-, Wertpapier und Einlagengeschäft. Außerdem war er an der Kasse tätig. In den drei darauf folgenden Jahren war er mit Organisations- und IT-Angelegenheiten beschäftigt bis er schließlich Kontendisponent wurde und Handlungsvollmacht erhielt. "Ich denke, dass es heute immer schwieriger wird sich in einer Bank hochzuarbeiten. Zwar spielen Können und Ehrgeiz eine große Rolle, aber man muss auch im richtigen Moment am richtigen Ort sein. Meines Erachtens bringt letzteres leider manchmal die falschen Leute in bestimmte Positionen." Als guten Weg zum Karrieresprung sieht er den Wechsel zu einem anderen Institut, ganz abgesehen von den vorhandenen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Er selbst hat in Frankfurt jeden Tag rund zehn bis elf Stunden gearbeitet. "Überstunden musste ich eigentlich nicht machen, aber sie ergaben sich oftmals einfach aus der Notwendigkeit bestimmte Aufgaben fristgerecht abzuschließen."

Ein gepflegtes Aussehen ist für den Bankkaufmann Pflicht. Im Frankfurter Bankenviertel bewegen sich unzählige Männer in Anzug und Krawatte und mit Aktentaschen
© PHOTOCASE.COM
Ein gepflegtes Aussehen ist für den Bankkaufmann Pflicht. Im Frankfurter Bankenviertel bewegen sich unzählige Männer in Anzug und Krawatte und mit Aktentaschen
Man hört immer wieder, dass der gelernte Bankkaufmann, insbesondere in Frankfurt ein enormes Gehalt hat. Auf die Frage hin, ob Kai Rüger sich für den Beruf wegen des Geldes entschieden habe gibt er zu: "Der Beruf ist für mich zwar ein Traumjob geworden, hätte aber die Bezahlung nicht gestimmt, dann hätte ich diesen wohl auch nicht in einem solchen Ausmaß ausgeübt. Die Vergütung und sonstigen Leistungen waren mir schon wichtig und natürlich auch ein Ansporn!" Auch ist er der Meinung, dass man in etlichen Bereichen des Berufs in Frankfurt höhere Verdienstchancen hat als in anderen Städten Deutschlands. Für relativ vergleichbar hält er lediglich Berlin, München und Düsseldorf.

Vernunft statt Geiz

Mitarbeiter einer Bank werden nicht selten von Bekannten und Freunden um einen Ratschlag gebeten, wie man am besten mit vorhandenem Geld umgehen soll. Kai Rüger sieht diesen Zusammenhang nicht: "Ich denke nicht, dass man durch diesen Beruf besser mit Geld umgehen kann. Ich konnte das auch schon vorher, bei einem einfachen Elternhaus und vier Geschwistern lag die Erziehung zur Sparsamkeit auf der Hand." Als geizig würde sich der dreifache Familienvater jedoch nicht bezeichnen: "Nein, aber ich muss eben für mich die Notwendigkeit oder das Bedürfnis nach einer Anschaffung erkennen, bevor ich Geld ausgebe. Außerdem ist ein guter Realitätssinn notwendig wenn man täglich mit Milliardenbeträgen zu tun hat. Mir ist es sehr wichtig zu wissen, dass man mit seinen Mitteln haushalten kann und nicht über seine Verhältnisse lebt."

Das deutsche Geldsystem hält Kai Rüger für vertretbar. "Es ist ein globales System. Wer investieren oder konsumieren will muss sich das erforderliche Kapital dafür besorgen und hierfür gilt es gegebenenfalls eine Leistung zu erbringen - Arbeit oder eben Zinsen für geliehenes Kapital. Das halte ich grundsätzlich für okay. Auch kann ich nichts Verwerfliches daran finden, wenn jemand durch Konsumverzicht, also Sparen, übriges Kapital anlegt, anderen zur Verfügung stellt und dafür eine Gegenleistung erhält: die Zinsen." Kai Rüger war bis 2004 Abteilungsdirektor einer Bank in Frankfurt am Main. Der Beruf hat ihm viel Freude gebracht, da er immer wieder neue Herausforderungen sowie Gestaltungsmöglichkeiten mit sich brachte. Ab Mai 2006 fängt er bei einer anderen Bank in einer vergleichbaren Position an um seinen Traumjob weiter auszuüben.
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Artikel vom 30. April 2006

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