C6 MAGAZIN
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WARE SEX 30.12.2005

Sabine Grenz – (Un)heimliche Lust – Die Freier-Studie

Wieso zahlen Männer für Sex? Das fragen sich viele. Doch eine wirkliche Antwort darauf gab es bisweilen nicht. Die Autorin von „(Un)heimliche Lust“ geht dem Thema auf kulturhistorische und kulturwissenschaftliche Weise auf den Grund. Was hinter der Prostitution steckt vermittelt sie dem Leser über den machtideologischen Kontext. Auch andere Studien beschäftigen sich mit der Prostitution, aber nur wenige befassen sich mit dem Aspekt der Freier. Wiederum andere Studien, beschäftigen sich mit den Sex-Arbeiterinnen und ziehen dazu die Prostituierten selbst zu Rate.
Dr. Sabine Grenz ist Postdoktorandin im Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" an der Humboldt-Universität Berlin.
© VS VERLAG
Dr. Sabine Grenz ist Postdoktorandin im Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" an der Humboldt-Universität Berlin.
Sabine Grenz nähert sich dem Thema aus qualitativer Sicht. In der Forschung gibt es zwei Ansätze, einmal die quantitative und zum anderen die qualitative Sozialforschung. Der Nachteil bzw. Vorteil der Qualitativen ist die Annäherung aus einer anderen Perspektive an das Forschungserkenntnis, also das wonach man sucht. Die Quantitative hingegen arbeitet nur mit den reinen Zahlen. Ziel ist es jedoch bei beiden ein intersubjektives Ergebnis zu erhalten. Hierbei gibt es ganz klar ein Konflikt der Repräsentativität. Aber noch tiefer darauf einzugehen, wäre zu verwirrend – dazu gibt es in der Forschung zahlreiche Abhandlungen.

Die Thematik dennoch wissenschaftlich zu analysieren und das machtideologische Verhältnis zwischen Freier und Prostituierten zu erforschen, ist das Ziel von Frau Grenz. Um dem gerecht zu werden, geht sie anfänglich auf Ihr Forschungscredo/-design ein. Sie erklärt ihren genauen Ausgangspunkt, um so die Arbeit intersubjektiv nachvollziehbar zu machen. Dies gelingt ihr sehr gut, weil sie eine Ausführlichkeit an den Tag legt, die jeden einzelnen Arbeitsschritt nachvollziehbar macht.

Die Gesellschaft und Sex

Egal, ob Hetero oder Homo der Sex spielt überall eine Rolle. Die Sexualisierung der Gesellschaft schreitet tagtäglich voran und vermittelt uns ein Bild von Etwas, was wir erfüllen müssen/sollen. Ob Berichte in den Medien oder Forschungen, die sich damit beschäftigen, unser Leben wird davon bestimmt. Sex ist von einem tabuisierten, zu einem gesellschaftsfähigen Thema geworden – aber stimmt das wirklich? Einige der Felder, die die Sexualität umfasst, werden einfach ausgeblendet und in eine Nische geschoben, weil man sich damit nicht auseinandersetzen möchte. So verhält es sich auch mit der Prostitution. Sie ist nicht Teil der "normalen" Sexualität.

Sabine Grenz geht diesem Phänomen, insbesondere aus der Sicht der Männer und wie sie dies erleben, nach. Sie erklärt uns, wieso die Sexarbeit nicht das älteste Gewerbe ist und warum die Männer im Grunde gewöhnliche Männer von neben an sind. Die einfach nur ihre "nicht" außergewöhnlichen Wünsche erfüllen wollen. Die eventuell nur den Kick und die Abwechslung suchen oder sogar nur ihre Geschäfte dabei tätigen.

Der Freier

Männer, die zu Huren gehen, sind landläufig hässlich, haben keinen Erfolg bei Frauen, sind ungebildet und ihnen wird eine Nischenposition zugesprochen. Aus dem Interviewmaterial von Frau Grenz geht etwas anderes hervor. Die Männer sind meist gebildet und sind durchaus erfolgreich in ihrem Beruf. Die Männer suchen nur ein wenig Geborgenheit und Intimität. Einige der Männer gehen spontan und andere wiederum regelmäßig zu einer Prostituierten. Nicht immer sind sie mit dem was sie erhalten zufrieden. Sie räumt mit diesen und anderen Vorurteilen auf.

Der Trieb als Entschuldigung

Wieso Männer zu Sex-Arbeiterinnen gehen? Die Männer erklären es eindeutig mit dem Trieb und dem Unterschied zwischen Mann und Frau. Nach deren Auffassung haben Frauen weniger Lust auf Sex und können so die sexuellen Bedürfnisse des Mannes nicht befriedigen. Die Freier bringen ihren Konsum sexueller Dienstleistungen nicht mit Fremdgehen in Zusammenhang. Dass sie dabei auf einem schmalen Grat wandeln, ist ihnen bewusst.

Fazit: Die Autorin schafft es, auch einer Frau, inhaltlich verständlich zu machen, wieso Männer zu Sex-Arbeiterinnen gehen. Dennoch klingt ein leicht feministischer Unterton durch. Wer sich mit Gender Studies/ Geschlechterforschung auseinandersetzen möchte, sollte erst grundlegende Literatur dazu lesen und sich dann auf das Buch von Sabine Grenz völlig einlassen. Denn das Buch ist eine wertvolle Hilfe die Männer zu verstehen - auch wenn sie sich vornehmlich an eine akademische Zielgruppe richtet.

(Un)heimliche Lust
Sabine Grenz

VS-Verlag
Dezember 2005
255 Seiten
ISBN: 3531147765
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Artikel vom 30. Dezember 2005

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