C6 MAGAZIN
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ADVENT 5.12.2005

Strapazen auf dem Weihnachtsmarkt

Jedes Jahr locken ab Ende November Deutschlands Weihnachtsmärkte - als ältesten kennt man Dresdens Striezelmarkt. Kinder lieben den Charme der Märkte und auch Erwachsene lassen sich gerne in jene vorweihnachtliche Atmosphäre entführen. Die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt ist jedoch keine einfache, die ansonsten selbstständige Susanna M. berichtet.
Diese Handpuppen verkauft Susanna M. in diesem Jahr. Trotz der vielen Mühen macht ihr die Arbeit Spaß.
© MAXIMILIAN GROSS
Diese Handpuppen verkauft Susanna M. in diesem Jahr. Trotz der vielen Mühen macht ihr die Arbeit Spaß.
Bereits zum dritten Mal hat Susanna einen Job auf dem Weihnachtsmarkt angenommen. Dieses Jahr verkauft sie Handpuppen in einer deutschen Großstadt. "Die Arbeit mit den Puppen macht mir großen Spaß, ich liebe es den Menschen ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern." Morgens beginnt der Tag für sie um sechs Uhr. "Ich muss so früh aufstehen, da ich keinen Führerschein habe und immer erst mit dem Zug zum Weihnachtsmarkt fahre. Leider fahren die Züge nur unregelmäßig - ich muss um halb acht los damit ich eine Stunde später am Ziel bin."

Um zehn Uhr beginnt der Weihnachtsmarkt, bis dahin muss Susanna die Zeit in der Stadt verbringen. Bis sie zu arbeiten beginnt ist sie schon vier Stunden wach. "Von da an muss ich 200 Prozent geben - immer aufmerksam sein und vor allem natürlich immer bestens gelaunt." Susanna betreut den Stand alleine, hat somit weder Mittagspause noch freie Tage. Um auf Toilette zu gehen muss sie einen Nachbarn bitten auf ihren Stand aufzupassen. Rund 30 Tage lang muss Susanna zu Hochleistungen fähig sein.

Gute Laune ohne Pause

"Es sieht sehr einfach aus, als müsse man nichts tun, aber ein Job auf dem Weihnachtsmarkt ist knallhart! Man darf sich keinen schlechten Tag erlauben und hat während der Arbeit kaum noch Privatsphäre." Möchte ein potenzieller Kunde etwas wissen, so ist es selbstverständlich auch das Essen stehen zu lassen. "Der Kunde ist König!" Besuch von Freunden bekommt sie nur selten, sie muss sich auf ihre Arbeit konzentrieren um möglichst viel Umsatz zu machen.

Schlimm sei es, wenn Menschen nur unterhalten werden wollten und einen Kauf gar nicht in Erwägung ziehen: "Die Menschen sind teilweise sehr unfreundlich, wollen oft nur ihre Kinder unterhalten wissen, damit sie in Ruhe Glühwein trinken können." Sehr oft kommen Jugendliche vorbei, die die Puppen "wohl mit Sexspielzeug verwechseln, provozieren, rumpöbeln und andere verschrecken", regt Susanna sich auf. "Aber man kann sich seine Kundschaft eben nicht aussuchen und muss immer höflich bleiben."

Susanna erhält ein Festgehalt, welches umgerechnet nicht einmal fünf Euro pro Stunde einbringt. Zusätzlich erhält sie eine Provision - auch hier nur einen geringen Anteil des Gesamtumsatzes. "Zwar ist es ein harter Monat, aber dafür hat man am Ende auch relativ viel Geld verdient. Die Spannweite reicht je nach Markt bis hin zu mehreren Tausend Euro - allein durch Provision!"

Bei jedem Wetter - für wenig Geld

Unangenehm sind vor allem die winterlichen Temperaturen, im schlimmsten Fall regnet oder schneit es in die Hütte. Abgesehen davon, dass bei solchem Wetter ein großer Teil Kundschaft ausbleibt, macht Susanna die Kälte zu schaffen: "Zwar gibt es in jeder Hütte einen Gasofen, aber der hilft auch nicht gegen alles. Mit der Zeit kommt es immer öfter vor, dass die Nerven blank liegen, ich am liebsten schließen und gehen würde. Aber das geht natürlich nicht. Ich versuche dann durch einen warmen Tee wieder gute Laune zu bekommen."

Abends um 21 Uhr darf Susanna mit Hilfe ihres Nachbarn den Stand schließen. "Gott sei Dank fährt dann auch bald ein Zug. Ich bin jeden Abend um kurz vor elf zu Hause." Dort angekommen ist sie meist zu müde um noch etwas zu essen und geht nach fast 18 Stunden wieder ins Bett, da der Wecker bereits sechs Stunden später klingelt. Susanna hat keinen Traumjob und dennoch hält sie viel von der Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt, "allein schon wegen der strahlenden Kinderaugen". Wenn dies allein nur Motivation für jeden wäre...
Maximilian Gross
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Artikel vom 5. Dezember 2005

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