C6 MAGAZIN
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ARBEIT 1.11.2005

Berufe ohne Perspektiven

Abfällige Blicke und Bemerkungen, zahlreiche Nachteile, eine Position am Rande der Gesellschaft. Menschen, die einen so genannten "unehrlichen" Beruf ausübten ("gehrende Leute"), hatten im Mittelalter nichts zu lachen.
Reinigungsfachkraft: Ein unehrlicher Beruf heute?
© STOCK.XCHNG
Reinigungsfachkraft: Ein unehrlicher Beruf heute?
Damals bezeichnete der Ausdruck "unehrlicher Beruf" einen Beruf ohne jegliches gesellschaftliches Ansehen, eine Tätigkeit, die eben nur dazu da war, um den Lebensunterhalt sicher zu stellen. Die damals vorherrschende Ständegesellschaft machte es für die Kinder eines Gehrenden beinahe unmöglich, einen anderen Beruf als die Eltern zu ergreifen oder in eine Familie höheren Standes einzuheiraten. Oft mussten die "Unehrlichen" abgeschottet leben - so fand sich z.B. das Haus des Scharfrichters oft außerhalb der Stadtmauern. Schließlich war Unehrlichkeit "ansteckend": Leute, die mit ihnen persönlichen Umgang hatten oder auch nur ihr Gerät berührten, galten fortan ebenfalls als unehrlich.

Eines der wesentlichen Probleme für Angehörige eines unehrlichen Berufes war der Ausschluss von allen gerichtlichen Funktionen. Unehrliche Leute konnten nicht Richter, Schöffen, Zeugen, Fürsprecher oder Vormünder sein. Außerdem war es ihnen nicht möglich, in eine Zunft aufgenommen zu werden. Oftmals wurden sie auch getrennt von "ehrlichen" Leuten bestattet, um die Trennung bis in den Tod fortzuführen.

Viele Berufe kämpfen noch heute um ihr Image

Mancher mag denken: "Zum Glück gibt es das heute nicht mehr." In so extremem Ausmaß wie zurzeit des Mittelalters existieren "unehrliche Berufe" wohl nicht mehr. Doch was ist mit Putzfrauen, die durch Berufsbezeichnungen wie "Raumpflegerin" oder "Reinigungsfachkraft" fieberhaft versuchen, dem negativen Image zu entfliehen? Wie ist es mit Bauern, die oftmals als dumm und naiv hingestellt werden; mit Müllmännern, vor denen auch mal im wahrsten Sinne des Wortes die Nase gerümpft wird; mit Straßenkehrern?

"So negativ auch das Image unseres Berufes sein mag", so Georg Bleckenwegner, ein Landwirt, "kaum jemand kann ohne Produkte aus landwirtschaftlichen Betrieben auskommen. Heute ist 'Bio' in aller Munde - und um dem Rechnung zu tragen, haben wir Bauern mehr denn je eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Zu unserem Beruf gehört mehr als Ausmisten und Kühe melken - wir haben auch organisatorisch einiges zu leisten und müssen gerade in letzter Zeit wirklich penibel auf unsere Betriebe achten."

Auch für Klaus Mühlbauer, Angestellter bei einer Müllabfuhr, stehen Schwierigkeiten an der Tagesordnung: "Ab und zu fallen schon spöttische Bemerkungen. Doch sowohl ich als auch meine Kollegen wissen, dass unser Beruf lebensnotwendig für die Gesellschaft ist. Und eigentlich sind wir stolz darauf, eine so wichtige Aufgabe übernehmen zu können."
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Artikel vom 1. November 2005

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