C6 MAGAZIN
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REISE 11.6.2005

Aggressionen im Paradies

Für viele sind die Malediven ein Traum: weißer Sandstrand soweit das Auge reicht, türkisfarbenes Meer, Palmen und natürlich Sonne ohne Ende. Doch ist das Paradies wirklich so perfekt wie es in Reisekatalogen oder Reportagen scheint? Dieser kritische Reisebericht zeigt, dass auf den kleinen Inseln der Malediven keineswegs alles traumhaft ist.
Aus der Luft ? inmitten des Ozeans erscheinen die kleinen Inseln der Maldiven. Davon gibt es über 1100, bewohnt sind nur etwa 200
© JOSEFINE K. KLEE
Aus der Luft ? inmitten des Ozeans erscheinen die kleinen Inseln der Maldiven. Davon gibt es über 1100, bewohnt sind nur etwa 200
Tag 1 - Ankunft und Transfer: eine heiße Angelegenheit

Nach über neun Stunden Nachtflug landet der LTU Airbus sicher auf der kleinen Flughafeninsel Hulhule, mitten im Indischen Ozean. Auf dem Flugfeld werden Treppen an das Flugzeug gefahren, die Türen öffnen sich, heiße, feuchte Luft strömt hinein. Ich stelle mir die Frage: "Lohnt es sich wirklich, diese Hitze zu ertragen?" Als Antwort gebe ich mir ein klares "Ja!", denn bereits aus der Luft konnte man die Atolle und Korallenriffs inmitten eines herrlichen, blauen und türkisfarbenen Meeres bewundern.

Die Passagiere steigen aus und sind schon nach wenigen Metern sichtlich vom Klima erschlagen. Die Kleidung beginnt zu kleben, alle sind froh, schnell in den klimatisierten Empfangsraum zu gelangen, reihen sich zur Passkontrolle ein. Dahinter wartet man an einem der drei Gepäckbänder und sobald man sowohl Koffer, als auch üppige Mengen an Taucherausrüstung eingesammelt hat wird all dies durchleuchtet und der Weg führt wieder ins Freie. Zwar ist der Aufenthaltsbereich überdacht, jedoch spürt man deutlich, wie die Wärme vom asphaltierten Boden abgegeben wird.

Sofern eine Pauschalreise gebucht wurde, was bei diesem Reiseziel sowohl üblich, als auch empfehlenswert ist, wird man direkt empfangen. Die Touristen werden je nach Hotel in kleine Gruppen eingeteilt, das Warten auf den Transfer - entweder per Boot oder, wenn vorher gebucht, per Wasserflugzeug - beginnt. Schon nach wenigen Minuten wird unsere kleine Gruppe zu einem großen Schnellboot geführt. Zuerst steigen wir ein, dann laden die Mitarbeiter, welche wie auch der Kapitän barfuss sind, unser Gepäck ein. Es geht los. Dank zwei geöffneter Türen im vorderen Bereich und ausreichend Fahrtwind wird die gefühlte Temperatur von mindestens 40°C auf nur noch etwa 30°C gesenkt und somit erträglich.

Meerufenfushi - Beliebte Insel im Nord-Male-Atoll

Nach langen 70 Minuten erreicht dass Boot die Insel Meerufenfushi, kurz Meeru. Hier stehen etwa 270 Bungalows, Kategorie drei bis vier Sterne, die insgesamt um die 500 Gäste beherbergen können. Wir werden über einen Steg zur Rezeption geführt, wo wir mit kühlen, nach Minze riechenden Handtüchern zur Erfrischung empfangen werden und Platznehmen. Auch ein fruchtiger Begrüßungscocktail wird gereicht. Der Reiseleiter verteilt zunächst Registrierungszettel, dann Schlüssel an die Gäste und weist auf die Infoveranstaltung am Abend hin. Wer seinen Schlüssel erhalten hat verlässt den Rezeptionsbereich und identifiziert draußen sein Gepäck. Dieses wird von einem zugewiesenen Mitarbeiter zum Bungalow getragen. Trinkgeld von mindestens einem Dollar pro Gepäckstück wird erwartet. Dies ist gerechtfertigt, da selbst 20 kg schwere Hartschalenkoffer auf der Schulter transportiert werden.


Vor der Tür meines Standard-Bungalows befindet sich eine Terrasse mit zwei Holzstühlen und einer Wäscheleine. Falls nicht vorhanden bekommt man auf Nachfragen ein oder zwei Strandliegen. Pro Person werden zwei große Badetücher zur Verfügung gestellt. Innen gibt es drei Räume: im ersten stehen Bett, zwei Nachttische, Schreibtisch mit Stuhl, Tisch mit zwei Sesseln. Außerdem gibt es einen Fön und einen Wasserkocher, dazu Tee und Kaffee. Überall sind Lampen - an Licht mangelt es wahrlich nicht. Im zweiten, recht kleinen Raum sind ein Regal und die Minibar. Ebenso ein Safe zur kostenfreien Nutzung und ein Regenschirm. Die geheimnisvolle Tür erweist sich als Hintereingang, die sich allerdings nur mit dem Schlüssel der Room Boys öffnen lässt. Der dritte Raum ist das Bad. Es gibt Standard Bungalows sowohl mit offenem, als auch mit geschlossenem Bad - meins ist geschlossen, worüber ich eigentlich recht erfreut bin. Dusche, WC und Waschbecken, ein kleines Fenster und kleine Behälter mit Shampoo, Duschgel und Conditioner - alles was man braucht ist da.

Die Standard Bungalows. Immer vier befinden sich in einem großen Gebäude. Nach einem Durchgang, hier rechts zu sehen, folgt ein Bau mit weiteren vier Bungalows
© JOSEFINE K. KLEE
Die Standard Bungalows. Immer vier befinden sich in einem großen Gebäude. Nach einem Durchgang, hier rechts zu sehen, folgt ein Bau mit weiteren vier Bungalows
Die Räume sind weiß gestrichen, die Decken auffallend hoch. Durch das Weiß wirkt das Zimmer kalt, fast ausladend. Die Vorhänge muss man geschlossen halten, möchte man sich nicht von vorbeigehenden Menschen in seiner Privatsphäre gestört fühlen. Insgesamt betrachtet sind die Zimmer zweckmäßig eingerichtet und absolut sauber - vollkommen ausreichend, wenn man bedenkt, dass man sie nur zum Schlafen nutzt und den Rest des Tages draußen verbringt. Für mich hätte sich ein mir angebotenes Upgrade zu einem teureren Bungalow keinesfalls rentiert.

Kleine Bewohner der Trauminseln

Wer allerdings Angst vor Kleintieren hat, sollte sich doch lieber gegen einen Standard-Bungalow entscheiden und mindestens eine Preiskategorie höher gehen. Fast täglich waren in meinem Zimmer mindestens sechs Ameisen - wesentlich größer als die uns in Deutschland bekannten. Auch den einen oder anderen Gecko kann man im Zimmer finden, jedoch sind diese eher menschenscheu. Dennoch ist es ratsam die Taschen nicht auf dem Boden und möglichst verschlossen aufzubewahren, Tiere auszuführen ist ja sowieso verboten.

Am Pool verwöhnen lassen. Mindestens zwei Kellner sorgen von morgens bis abends für das Wohl der Gäste. Billige Speisen sind hier erhältlich, vom Sandwich bis zur Pizza
© JOSEFINE K. KLEE
Am Pool verwöhnen lassen. Mindestens zwei Kellner sorgen von morgens bis abends für das Wohl der Gäste. Billige Speisen sind hier erhältlich, vom Sandwich bis zur Pizza
Ich entschied zuerst die Insel zu erkunden, da sie laut Reiseführer ja in weniger als einer Stunde zu umrunden ist. Schnell fielen mir die kleinen Löcher überall im Sand auf - sie werden von sehr kleinen Einsiedlerkrebsen bewohnt. Diese sind weiß, bei genauerem Betrachten der nicht allzu Schüchternen darf man feststellen, dass sie kleine, schwarze und rote Punkte an den Beinen haben. Die Durchschnittsgröße eines solchen Krebses ist circa zwei Zentimeter, es gibt jedoch auch unzählige große Krebse. Teilweise ist der Strand übersät von toten Korallen, diese Stellen sollte man entweder meiden oder doch Schuhe anziehen. Ansonsten ist das Tragen selbiger nicht erforderlich. Nach etwa zwei Stunden hatte ich so ziemlich alles von der Insel gesehen, ich legte mich hin und schlief erschöpft von Flug und Klima ein. Einziger Störfaktor an diesem Abend: mein Room Boy stand auf einmal im Zimmer, entschuldigte sich aber und ging wieder.

Tag 2 - Nachts auf der einsamen Insel

In der Nacht wurde ich wach. Mich reizte es, das Gefühl zu erleben, welches Tom Hanks wohl in seinem Film "Cast Away- Verschollen" hatte und machte mich auf den Weg zum Strand. Bis auf ein paar Mitarbeiter begegnete mir niemand, man konnte wirklich das Gefühl bekommen auf einer einsamen Insel zu sein. Außer in der Nähe der Dhoni Bar: dort spielte eine Band, bekannte Lieder ertönten, Menschen tanzten. Das alles in unmittelbarer Nähe zu Strand, Meer und Pool, umringt von Palmen und einem sternklaren Himmel. Über 25°C - es war umwerfend.

Der LTU-Airbus auf der Flughafeninsel Hulhule. Eine Brücke zur Nachbarinsel und Hauptstadt Male ist geplant ? wann der Bau begonnen werden soll, steht jedoch nicht fest
© JOSEFINE K. KLEE
Der LTU-Airbus auf der Flughafeninsel Hulhule. Eine Brücke zur Nachbarinsel und Hauptstadt Male ist geplant ? wann der Bau begonnen werden soll, steht jedoch nicht fest
Am Mittag wurde ich vom Telefon geweckt: es war mein Room Boy, welcher trotz 'Bitte nicht stören'-Zeichen vor der Tür fragte, ob er das Zimmer säubern dürfe. Ich bejahte, mit der Bitte noch ein paar Minuten zu warten. Über diese, bereits zweite Störung, war ich keineswegs erfreut, außerdem auch nicht darüber, dass seine zweite Frage die nach einem festen Freund war. Ich ahnte, dass ich auf dieser Insel nicht wirklich zur Ruhe kommen würde. Die Sonne verschwand 20 Minuten nachdem ich aufstand hinter Wolken, die den ganzen Tag bleiben sollten. In der Nähe vieler Palmen war der Lärmpegel aufgrund des sehr starken und ebenso kühlen Windes extrem hoch.

Hygiene steht an erster Stelle

Den Tag verbrachte ich draußen, lernte eine sehr nette Familie kennen. Sie waren begeistert von der Insel, den Fischen und vor allem den leckeren Kokosnüssen. Am Abend war es schon früh sehr dunkel, ich wartete auf den Niederschlag, welcher allerdings nicht kam. Vor dem Essen, was ich an meinem ersten Abend verschlief, war ich noch kurz auf meinem Zimmer. Und schon wieder klopfte mein Room Boy. Er erklärte mir, dass es normal sei, dass die Zimmer immer zweimal täglich gesäubert werden. Ich forderte ihn höflich dazu auf, bitte nur noch mittags zu kommen, da ein zweites Säubern nicht von Nöten sei. Er akzeptierte.

Die Malediven
Auf einem aus über 2.000 Metern Tiefe emporsteigenden Bergrücken liegt ein sehr beliebtes Reiseziel: die Malediven. Die ringförmigen Koralleninseln, die Atolle, schmücken den Indischen Ozean als türkisfarbene Flecken und sind weltweit bekannt. Die Malediven erstrecken sich über eine Wasserfläche von über 100.000 km² - die Landfläche beträgt dabei lediglich 300 km². Beinahe ein Viertel der etwa 240.000 Einwohner wohnt in der Hauptstadt Male, welche mit einer Größe von unter zwei Quadratkilometern die kleinste Hauptstadt der Welt ist.
    
 
Neben dem üblichen Trinkgeld, welches mit circa fünf Dollar pro Woche gut angesetzt ist, freut sich der Room Boy auch über andere Dinge, beispielsweise Schokolade. Natürlich sind auch andere Süßwaren sehr beliebt, da alles per Schiff importiert werden muss und somit fast unbezahlbar ist. Schokolade, in Zeitungspapier verpackt und im Koffer transportiert, hat bei der Ankunft fast Normaltemperatur. Dann sollte sie jedoch zunächst in der Minibar zwischengelagert werden.

Keine Schuhe im sandigen Restaurant

Ich ging zum Farivalhu Restaurant, dem Hauptrestaurant der Insel. Im äußeren Ring des großen, runden Gebäudes stehen die Tische, im inneren ist das Buffet, aufgeteilt in zwei Hälften, zu finden. Meine Schuhe erwiesen sich als überflüssig. Neuankömmlinge erkennt man an folgendem: Schuhe, Schulter- und Kniebedeckende Kleidung. Dies legen die meisten Gäste nach bereits einem Essen ab. Zwar steht überall, dass darum gebeten wird, aber fast niemand hält sich und ebenso wenige stören sich daran. Bei Ausflügen zu Einheimischeninseln oder in die Hauptstadt Male ist oben beschriebene Kleidung allerdings aufgrund des muslimischen Glaubens Vorschrift und wenigstens aus Respekt auch bitte einzuhalten.

Man nennt seine Zimmernummer und bekommt einen Tisch mit Kellner zugewiesen, beides bleibt für die Dauer des Aufenthaltes gleich. Ich lernte also an diesem Abend meine Tischnachbarn kennen, welche bereits mit auf dem Boot und mir sehr sympathisch waren. Das Essen findet zu allen drei Zeiten - Frühstück, Mittagessen, Abendessen - in Form eines riesigen Buffets statt, bei dem es wirklich an nichts fehlt und für jeden etwas dabei ist. Es gibt als Vorspeise Suppe und verschiedene Salate, als Hauptgericht eine große Auswahl an unter anderem Nudeln und Fleisch und als Nachtisch darf man zwischen Cremes, Torten und Obst wählen. Kleiner Tipp: von jedem etwas probieren - die Köche dort verstehen ihr Handwerk perfekt!

Kurze Öffnungszeiten im Restaurant

In Bezug auf das Essen ist als Einziges zu bemängeln, dass die Zeiten sehr knapp bemessen sind: Frühstück ist von 7.30 bis 9.30 Uhr, eigentlich für einen Urlaub viel zu früh. Es mag für die Taucher, die um acht Uhr die Insel verlassen gut sein, jedoch sollte man mindestens bis 10.30 Uhr die Möglichkeit haben frühstücken zu können, besonders, da die Säfte bereits um neun Uhr leer sind und nicht mehr nachgefüllt werden. Bis auf den Morgen muss man die Getränke zahlen, außer man hat All-Inclusive gebucht. Meist wird das Mittagessenangebot, welches mit zwei Stunden recht gut angesetzt ist, auch nur von diesen Gästen genutzt. Abends wäre es ratsam das Essen früher zu beginnen. Leider öffnet das Restaurant erst um 19.30 Uhr, offiziell geht es bis 21.30, abgeräumt wird allerdings schon ab neun Uhr.

Einige wichtige Hinweise an dieser Stelle zu All-Inclusive: das Angebot gilt nur ab vormittags, nach dem Frühstück bis abends, elf Uhr. Nur Getränke wie Wasser, Kaffee, Wein und Bier sind enthalten. Außerdem ein bis zwei kleinere Ausfüge und ein Snack am Nachmittag. Kleine Kinder können sich meist zu zweit ein All-Inclusive Paket teilen, was sich aber kaum rechnet. "Unsere Kinder trinken fast nur Milch oder Kakao und das müssen wir alles extra zahlen. Umbuchen war vor Ort nicht mehr möglich - wir sind von diesem Angebot total enttäuscht!", so eine Familie aus Frankfurt. Überhaupt sollte man sich gut überlegen, ob Halbpension nicht billiger ist. All-Inclusive kostet ungefähr 35 Euro am Tag, dafür könnte man 21 Liter Wasser kaufen - für eineinhalb Liter würde man aber nur 2.50 Dollar zahlen.

Tag 3 - Gäste grüßen - Mitarbeiter graben

An diesem Tag durfte ich zum ersten Mal feststellen, dass sich sehr viele der Gäste im Vorbeigehen grüßen, beziehungsweise man sehr leicht mit anderen ins Gespräch kommt. Die Menschen sind im Urlaub, man sieht es ihnen an: kein Vergleich zu Deutschland, wo alle nur wegwollen und unfreundlich blickend durch die Straßen strömen. Negativ war allerdings bereits jetzt, dass ich von fast jedem Mitarbeiter angesprochen wurde, fast immer die Frage nach einem Freund auftauchte und ich selbst dann nicht in Ruhe gelassen wurde, wenn ich sagte, dass ich nicht kommunizieren will. Wenn ich erwähnte, dass ich verheiratet bin, wollten mich viele Mitarbeiter sogar davon überzeugen, dass dies ja kein Problem darstelle.

Empfehlenswert für junge Frauen die alleine oder ohne männliche Begleitung reisen ist somit in jedem Fall sowohl das Anstecken eines Ringes, als auch das Erwähnen eines Freundes oder Ehemannes. Es hilft zwar nicht allzu viel, aber bei mir bestätigte sich die Aussage einer 22-jährigen aus der Schweiz, dass es andernfalls fast unerträglich sei, insbesondere auf Inseln, auf denen nur wenige Frauen arbeiten.

Ich verbrachte einige Stunden am Pool, welcher direkt am Meer zu finden ist - die Platten um diesen herum trugen die Aufschrift 'Made in Germany'. Ich bestellte einen Teller Pommes, welche 2.50 Dollar kosteten, sich als riesige Portion erwiesen und zu den besten gehörten, die ich je gegessen habe. Um fast genau sechs Uhr geht jeden Abend die Sonne unter, man kann die Uhr danach stellen. Zeit für mich, zu gehen. Der Room Boy hatte auch an diesem Tag meinen Wunsch nicht akzeptiert und schon wieder mein Zimmer mittags und abends gesäubert.

Tag 5 - Schnorcheln ist ein Muss

An diesem Tag wurde ich von zwei Tauchern aus Griechenland zum Schnorcheln eingeladen. Dies war ihr letzter Tag auf der Insel, doch sie waren nicht sonderlich zufrieden und würden sich bei einem weiteren Besuch auch für ein anderes Hotel entscheiden. Anfangs gab es Probleme, da sie das falsche Zimmer zugeteilt bekamen und es dann wechseln mussten, an diesem letzten Tag wurden sie vor allen Leuten lautstark aus dem Restaurant geworfen, da die Kellner fälschlicherweise die Information vorliegen hatten, dass für dieses Essen nicht mehr bezahlt worden wäre. "Eine Unverschämtheit, wir haben wegen dem Essen extra einen Tag mehr gebucht, weil wir einen Nachtflug haben und noch zu Abend essen wollen!", regt sich Veronica auf.

Wir gingen zu den 'Water Villas' schnorcheln. Da die Insel kein Hausriff hat, sind die Möglichkeiten etwas beschränkt, aber es gibt allemal etwas zu sehen. Bunte Fische, Korallen, Rochen und Haie. Natürlich ist dies kein Vergleich zu dem, was Taucher sehen oder Hausriffe zu bieten haben, aber wer noch nie schnorcheln war und einen Einblick in die bunte Unterwasserwelt bekommen möchte, für den ist dies ein guter Einstieg.

Wieder in meinem Bungalow angekommen wurde ich von einem Rezeptionisten angerufen, welcher meinte, dass er mich an diesem Tag noch nicht gesehen hatte und wissen wollte ob alles in Ordnung sei. Ich fühlte mich belästigt, da ich nicht mal ans Telefon gehen konnte ohne, dass jemand anrief, mit dem ich nicht reden wollte.

Tag 6 - Blumen für jeden!?

Ich nutzte diesen Tag um mit vielen Gästen über ihre Erfahrungen auf der Insel zu sprechen. Zwei Tage zuvor hatte ich ein riesiges Herz aus Blüten auf meinem Bett - trotz Standard-Bungalows. Ich befragte andere Gäste, die in selbigen Bungalows waren: keiner von ihnen hatte auch nur eine einzige Blume auf seinem Bett. Als ich Fotos von den 'Land Villas' machte waren auch diese Betten fantastisch hergerichtet - mein Nachfragen wurde allerdings enttäuscht: auch keiner dieser Bewohner hatte irgendwann ein dekoriertes Bett. Mein Verdacht, dass dies nur der Fall war, weil ich Fotos für ein Magazin machte, wurde leider bestätigt.

Auch im Restaurant verhärtete sich der Verdacht, dass nur diejenigen dekorierte Tische zur Abreise bekommen, die entweder Stammgäste sind oder ein ordentliches Trinkgeld gegeben haben. Sobald einer der beiden Punkte zutrifft kann man damit rechnen, dass der Kellner mehrere Stunden investiert und einen gigantischen Abschied vorbereitet. Manch einer bricht bei solch einem Anblick schon mal in Tränen aus, wie zum Beispiel eine Frau aus England, welche mit ihrer Familie ganze vier Wochen auf Meeru verbrachte: "Das ist einfach unglaublich! Wir waren jetzt vier Wochen hier, zum ersten Mal... es war wunderschön und wir freuen uns auf nächstes Jahr!"

Beschwerde beim Reiseleiter

Nachdem ich wieder den ganzen Tag belästigt wurde und sich die Anrufe auf meinem Zimmer häuften ging ich am Abend zu meinem Reiseleiter und fragte nach, ob derartige Vorfälle normal seien. Er schien sehr überrascht, notierte sich alles und versicherte sich darum zu kümmern. Nachts war es dann soweit, dass ich nach abgebrochenem Telefonat nicht zurückgerufen wurde und auf meine Kosten (fünf Dollar die Minute) nachfragen musste, was los sei. Ich erfuhr, dass die Rezeption von mir die strikte Anweisung habe, keine Anrufe auf mein Zimmer durchzustellen - obwohl derselbe Anrufer zuvor bereits durchgestellt wurde.

Mitten in der Nacht musste ich also zur Rezeption, wo ich, inzwischen wirklich wütend, ankam und fragte, wieso niemand mehr durchgestellt wird. Mir wurde erklärt, dass ich keine Anrufe wünsche und meiner Bitte, den nächsten Anruf augenblicklich durchzustellen, kam er nur mit Zögern nach, was meine Wut verstärkte. Ich musste also erneut zum Reiseleiter - er versprach, dies wieder in Ordnung zu bringen.

Tag 9 - Trinkgeld zur Halbzeit

Ich wurde vom Hahn geweckt. Auf Meeru gibt es zwei Hähne und ein Huhn - effektiver als jeder Wecker. Letzteren sollte man dabei haben, da sich auf den Zimmern keine Uhren befinden. Beim Frühstück gab ich meinem Kellner Trinkgeld. Eigentlich hatte ich vor es ihm am letzten Tag für die gesamte Zeit zu geben, da er jedoch von Tag zu Tag unfreundlicher wurde, bekam er es schon früher.

Tag 10 - Eine defekte Klimaanlage

Heute wurde ich zwar vom Hahn verschont, dafür flog ich nach dem Aufstehen allerdings fast durch das ganze Zimmer, da eben dieses zur Hälfte unter Wasser stand - die Klimaanlage war defekt und hatte wohl die ganze Nacht getropft. Später erfuhr ich, dass meine Tischnachbarn dasselbe Problem bereits am ersten Tag hatten.

Ich sprach mit einer Familie aus England, welche relativ unzufrieden waren: sie hatten eine normale Land Villa gebucht, wollten vor Ort dann ein Uprade zu den Jacuzzi Water Villas vornehmen. Da sie jedoch zwei Kinder im Alter von zehn und dreizehn hatten, durften sie dort nicht hin. Die Buchung dieser Bungalows ist nur Personen über 18 Jahre gestattet. Kinder und Jugendliche unerwünscht.

Tag 11 - Ausflug zur Nachbarinsel

Am elften Tag trug ich mich für den Ausflug zur einheimischen Nachbarinsel ein: Dhiffushi. Bezahlt wird auf Meeru erst bei der Abreise - natürlich kann man seine Rechnung auch zwischendurch begleichen. Die Hotelinseln nehmen Dollar, auch Euro kann man tauschen, sollte man aber vermeiden. Kauft man etwas, oder nimmt man an einem Ausflug teil, nennt man die Zimmernummer, unterschreibt und alles wird per Computer direkt an die Rezeption weitergeleitet.

Mit dem traditionellen Boot der Malediven, dem Dhoni, fuhren wir zur Nachbarinsel. Dort machten wir eine Führung von circa 40 Minuten, erfuhren ein paar Details aus dem Leben der Einheimischen. Danach hatten wir noch etwa 45 Minuten zum Einkaufen. Für Getränke, zwei Liter, zahlt man hier nur etwa die Hälfte im Vergleich zu den Hotelinseln. Zwar war es interessant einen, wenn auch nur minimalen Einblick in diese Kultur zu erhalten, jedoch hat es sich für 20 Dollar nicht wirklich rentiert.

Tag 14 - Die Abreise

Voller Sehnsucht springe ich am letzten Tag aus dem Bett - bereits um 6.30 Uhr. Für zehn Uhr ist der Transfer nach Male angesetzt, ich kann es kaum erwarten. Bis zu diesem Tag hatte ich noch unzählige Anrufe erhalten, im Endeffekt sogar das Telefon abgeklemmt und wagte mich gar nicht mehr in Richtung Pool, da mir einige Mitarbeiter mitteilten, dass sie dort auf mich warten würden. Auch wenn ich an ihnen vorbeiging, "stöhnten" mir einige, für mich unverständliche Worte in ihrer Heimatsprache hinterher. Es war widerlich - ich wollte nur noch weg. Auch die sechsjährige Carina, der es überwiegend gefallen hatte, war nicht traurig über die Abreise. Auf die Frage hin, ob sie es schade fände und lieber bleiben wolle, überraschte sie mit folgender Antwort nicht schlecht: "Nein... schwimmen kann ich auch zu Hause!"

Da nur wenige Personen an diesem Tag abreisen, fahren wir mit einem kleinen Schnellboot. Der Blick auf Male ist faszinierend. Im Flughafen angekommen checken wir sofort ein, die Wartezeit geht recht schnell um. Der Flughafen besitzt nur drei Gates, vom Wartebereich aus blickt man direkt auf das Flugfeld. Die Maschine mit der wir fliegen sollen kommt erst kurz vorher aus Deutschland an. Um vierzehn Uhr ist es dann endlich soweit, wir starten - wie bereits auf dem Hinflug pünktlich. Der Blick auf die Malediven ist noch schöner als auf dem Hinweg, da kaum Wolken am Himmel sind.

Ich bin froh, dass dieser unerholsame Urlaub beendet ist - dennoch bereue ich es nicht, diese Erfahrung gemacht zu haben. Für den ein oder anderen mögen die Malediven wirklich das Paradies auf Erden sein...
Josefine K. Klee
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Artikel vom 11. Juni 2005

Weiterführende Links
- Hotelinsel Meerufenfushi: www.meeru.com

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